Einsatz Mal in Uniform, mal als Zivilisten getarnt

St. Wendel · Mit Bundespolizisten in zivil ging es auf Streife am St. Wendeler Bahnhof. Beamte in Uniform sind regelmäßig an dem Brennpunkt unterwegs.

 Beamte der Bundespolizei kontrollieren am Dienstagnachmittag eine Gruppe am St. Wendeler Bahnhof.

Beamte der Bundespolizei kontrollieren am Dienstagnachmittag eine Gruppe am St. Wendeler Bahnhof.

Foto: Dieter Schwan/Bundespolizei

Sportlich gekleidet, ohne Uniform statten Dieter Schwan, Jürgen Glaub und Markus Bruhn von der Bundespolizei der St. Wendeler Redaktion am Dienstag einen Besuch ab. Mit ihnen geht es später zu einem besonderen Einsatz am Bahnhof. Denn auch ihre Kollegen werden sich – ebenfalls in zivil – dort unter die Besucher mischen.

Regelmäßig sind Beamte der Bundespolizei in der Kreisstadt. Wie Sprecher Jürgen Glaub erklärt, sei das begründet durch Zahlen in Sachen Delikten zum anderen durch die besondere Sicherheitspartnerschaft mit der Stadt, der Deutschen Bahn und der St. Wendeler Polizei. Wie auch in anderen Städten sei der Bahnhof ein Brennpunkt. „Es ist eben der Punkt, an dem sich Menschen treffen“, sagt Glaub.

Sachbeschädigung, Diebstahl, das Fahren ohne gültiges Ticket. Diese Beispiele nennt Polizeisprecher Dieter Schwan als häufige Delikte, die seine Kollegen am St. Wendeler Bahnhof feststellen. Dabei setzt die Bundespolizei zum einen auf offensive Kontrollen. „Damit wollen wir ein Zeichen setzten getreu dem Motto: ,Wir sind da!’“, erklärt Schwan. Außerdem vermittelten Polizisten in Uniform ein gewisses Sicherheitsgefühl bei den Bürgern.

Zum anderen gibt es den defensiveren Undercover-Einsatz. „Die Kollegen werden sich wohl mehr im Hintergrund halten und beobachten“, sagt Markus Bruhn, stellvertretender Leiter im Ermittlungsdienst. Durch die Polizisten in zivil wiegten sich mögliche Verdächtige in Sicherheit. „Die Bundespolizei ist nicht berechenbar“, sagt Glaub.

Während die drei Polizeihauptkommissare in der Redaktion sind, sitzen auch deren Kollegen in Bexbach zusammen. „Dort läuft jetzt die Einsatzbesprechung“, sagt Schwan. Statt der Regeleinsatzkräfte, die immer mal wieder Präsenz am St. Wendeler Bahnhof zeigen, rückt bei diesem Einsatz eine spezielle MKU-Einheit an. MKU steht für Mobile Kontroll- und Überwachungseinheit. Der Grund dafür: Selbst in zivil bestünde die Gefahr, dass jene Beamten, die routinemäßig auf Kontrollgängen in St. Wendel unterwegs sind, erkannt würden.

Dieter Schwans Handy klingelt. Die Kollegen rücken aus. Das ist das Startsignal. Es geht Richtung Bahnhof. Die drei Polizisten schauen sich mit geschultem Blick im Bahnhofsgebäude um. Es ist Dienstagnachmittag, 14 Uhr. Alles ruhig. Zumindest hier am Bahnhof. Auf die Beamten, die in den Zügen unterwegs sind, sollte zu diesem Zeitpunkt eine kuriose Begegnung warten. Eine Dame spricht einen Polizisten an, möchte die Strafe für ihren in Bonn inhaftierten Mann bezahlen: 250 Euro wegen Fahrens ohne Fahrschein. Routinemäßig werden ihre Daten überprüft und siehe da: auch für sie liegt ein Haftbefehl vor wegen Diebstahls. Die 250 Euro braucht sie nun, um sich selbst auszulösen. Und ihr Mann? Laut Polizei wollte sie zur nächsten Bank, um Geld zu holen.

Wieder schrillt das Mobiltelefon von Sprecher Schwan. Die erste MKU-Einheit ist ausgebremst worden auf dem Weg nach St. Wendel. Ein Reh lief in den Wagen. Daraufhin habe der Einsatzleiter gleich die nächsten Beamten losgeschickt. Auch diese kommen nie in der Kreisstadt an. Unterwegs ruft die Pflicht. Sie bemerken einen Verstoß gegen das Waffengesetz und kümmern sich darum.

So kommt Einheit Nummer drei ins Spiel. Diese trifft später unbemerkt in St. Wendel ein. Sogleich fällt den Beamten eine Personengruppe auf. Diese sollte kontrolliert werden. Da aber keine Gefahr im Verzug ist, bewahren die Polizisten ihre Anonymität. Sie verständigen uniformierte Kollegen und fahren selbst derweil mit dem Zug nach Neunkirchen. Die beiden Beamten sind kurz darauf da und knöpfen sich die illustre Gruppe vor. Währenddessen wird auch die zivile Einheit in Neunkirchen aktiv. Eine verdächtige Person soll kontrolliert werden. Doch sie flüchtet. Als die Beamten den Mann einholen, wehrt er sich. „Es wurde so heftig, dass er gefesselt werden musste“, erklärt Dieter Schwan später. Und das alles, weil er sich der Kontrolle entziehen wollte. Dabei hatte er – außer, dass er bereits polizeibekannt ist – nichts auf dem Kerbholz.

Bis 22 Uhr dauert der Kontrolleinsatz der Bundespolizei. Am St. Wendeler Bahnhof sei es recht ruhig gewesen, bilanziert Pressesprecher Dieter Schwan. Etwa gegen 21.30 Uhr treffen seine Kollegen auf einen elfjährigen Jungen, der ohne Fahrkarte im Zug unterwegs war. In Idar-Oberstein ist er in die Regionalbahn eingestiegen. Dort wurde er auch von seinen Eltern als vermisst gemeldet. Gegen 23 Uhr bringen die Polizisten ihn unversehrt nach Hause. Auch um einen vermissten 17-Jährigen kümmern sich die Beamten.

Drei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, drei vollstreckte Haftbefehle und vier Aufenthaltsermittlungen für die Staatsanwaltschaft sind es am Ende des Einsatzes geworden. Diesen wertet Schwan als „erfolgreich“.

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