Zauberfest Magische Momente an jeder Straßenecke
St. Wendel · Magier aus aller Welt zauberten in St. Wendel um die Wette. Besonders begeistert war die Jury vom Brasilianer Funnykito.
Straßenkünstler aus Asien, Europa, Nord- und Südamerika hatten am Wochenende die Kreisstadt zu ihrem Zauberreich erkoren. 15 Profis demonstrierten ihre magischen Kräfte beim 17. internationalen Wettbewerb der Straßenzauberer „Zauberhaftes St. Wendel“. Sieger der künstlerischen Auseinandersetzung wurde erstmals Funnykito. „Ich bin so glücklich“, freute sich der 35-Jährige bescheiden. Jurymitglied Chris Schäfer sprach von einer engen Entscheidung zugunsten des Brasilianers. Und der setzte gegen Ende seiner Show den Joker. Einem verblüfften Besucher zog er einen sexy Damenslip aus der Hosentasche oder holte plötzlich ein Fläschchen Bier aus dem Schuh. „St. Wendel ist der wichtigste Wettbewerb in Europa, es ist überwältigend, dass ich gewonnen habe“, sagte Funnykito, der mit bürgerlichem Name Dan Marques heißt.
Den Preis hier abzuräumen, sei für die Künstler von großer Bedeutung, erklärte der luxemburgische Juror Pascal Clement: „St. Wendel ist schon ein Schaufenster für die Szene der Straßenzauberer.“ Jeweils 30 Minuten fesselten die Akteure zum Nulltarif auf dem Schloßplatz, am Fruchtmarkt und in der Balduinstraße mit unterschiedlichen Vorführungen Tausende Besucher. „Das Flair spricht für sich und man kann nonstop Künstler aus der ganzen Welt auf einem Festival im Wettbewerb sehen“, beschrieb Björn Schütz aus Bielefeld, der zum siebten Mal den weltweiten Zauber genoss.
Auch wenn etliche Akteure altbewährte Nummern präsentierten, war laut Jurymitglied Clement das Niveau der Teilnehmer sehr hoch. Brandneue Tricks servierte Bodensee-Zauberer Mario Richter. Im Vorjahr noch als Haudrauf-Anmachmagier unterwegs, packte Richter nun seine intime Straßenshow „Geheimnisflüsterer“ aus. Erstmals mischte der Argentinier Eitis Magia im Kreise der Elitezauberer mit. „Das ist ein großer Moment für mich, es ist richtig magisch und das Publikum ist sehr liebenswürdig“, sagte der 23-jährige aus Buenos Aires, der Elemente aus Clownerie und Akrobatik kombinierte. Hinter dem Gewinner Funnykito belegte der chilenische Taubenfreund Flash Gonzalez mit seinen pantomimischen Tricks in Stummfilm-Manier den zweiten Platz. Platz drei ging an den Österreicher Robert Ganahl: „Rattenschwanz und Krötendreck, plötzlich ist der Würfel weg.“
Ganahl und seine Berufskollegen zeigten am Samstagabend Ausschnitte aus dem Showprogramm bei der Freiluft-Gala auf dem randvollen Schloßplatz, die Andreas Wessels moderierte. Getarnt als US-Schockrocker Marilyn Manson ließ Moderator und Varietékünstler Wessels während seiner spektakulären Einlagen sechs Ölfässer wie mit den Hüften kreisende Groupies um sich herum tanzen. In der Bar-Szene platzierte er erst Gläser auf einem Tablett und dann glühende Zigaretten in seinem Mund.
Wie im Vorjahr heimste Tobi van Deisner den Comedy-Sonderpreis ein. Im Nebenjob ist das Multitalent zusätzlich unter die Filmregisseure gegangen. Mit drei spontan eingestellten Darstellern aus dem Publikum modifizierte er den beliebten Star-Wars-Heldenepos um eine weitere spektakuläre Szene. A. Schlickenprobst alias Fabian Flender vom Duo extraart wurde ebenfalls mit dem Comedy-Sonderpreis dekoriert und tauchte als halsbrecherischer Stuhlartist und Jongleur bei der Gala auf.
Festivalleiter Georg Lauer jubelte: „Ich bin begeistert, am Freitag hatten wir so viele Besucher wie noch nie“. Nur ein heftiger Starkregen am Samstag konnte die zauberhafte Stimmung kurzzeitig stoppen. Am Sonntag ist die Veranstaltung mit dem Familien-Zaubertag zu Ende gegangen. 20 Zauberer haben fast an jeder Straßenecke Jung und Alt mit ihren Tricks erfreut.