Luise als Titelheldin eines Zweiakters

St Wendel · Mit reichlich Frauenpower soll eine besondere Dame gewürdigt werden: Herzogin Luise. Der katholische Frauenbund St. Wendel bringt ein Stück zu ihrem Leben auf die Bühne. Wo die Schwerpunkte liegen, das verraten Hanna Schmitt, Gisela Hoffmann, Hildegard Trapp, Christine Hoff-Csar und Elisabeth Zimmermann beim Besuch in der SZ-Redaktion.

 Diese Damen verhelfen Herzogin Luise zu einer Titelrolle in einem Bühnenstück (von links): Hildegard Trapp, Hanna Schmitt, Elisabeth Zimmermann, Christine Hoff-Csar, Gisela Hoffmann. Foto: B&K

Diese Damen verhelfen Herzogin Luise zu einer Titelrolle in einem Bühnenstück (von links): Hildegard Trapp, Hanna Schmitt, Elisabeth Zimmermann, Christine Hoff-Csar, Gisela Hoffmann. Foto: B&K

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Bescheiden steht Luise als Bronzefigur vor dem St. Wendeler Rathaus, ihrem einstigen Zuhause. Nichts zu spüren von königlichem Glamour. Dabei ist sie doch, wie Gisela Hoffmann es ausdrückt, "die Stammmutter der Windsors." Ihr zweiter Sohn Albert heiratete 1824 die britische Königin Victoria. Ist somit der Ur-Urgroßvater der heutigen Queen, die als disziplinierte und emanzipierte Frau beschrieben wird.

Besondere Frauenfiguren - darum geht es auch dem katholischen Frauenbund St. Wendel . "Elisabeth Zimmermann und ich schreiben schon seit mehr als zehn Jahren über besondere Frauenfiguren in der Kirche", sagt Gisela Hoffmann. Als Beispiel nennt sie Edith Stein oder Hildegard von Bingen . "Seit 2003 führen wir jedes Jahr ein Schauspiel auf", ergänzt Elisabeth Zimmermann. Dieses Mal geht es um Herzogin Luise.

Eine Frau, die - wie Hoffmann sagt - sich selbst emanzipiert hat. "Ich habe sehr viel gelesen und im Internet recherchiert", berichtet Hoffmann von ihrer Arbeit am Manuskript. Herausgekommen ist ein Stück in zwei Akten. Es stelle die Entwicklung dar von Luise, dem naiven Mädchen, das von allen ausgenutzt wurde, hin zur emanzipierten Frau.

Der erste Akt spielt in Coburg. Luises Mann Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld wirft ihr Hochverrat vor. Gleichzeitig möchte er ihr Geld. Im zweiten Akt wird Luises Leben in St. Wendel gezeigt. Dort ist sie schließlich glücklich mit Maximilian Elisäus Alexander Freiherr von Hanstein verheiratet. "Die Zuschauer erfahren, was Luise für die Stadt getan hat", kündigt Autorin Hoffmann an. Das Stück wird am Sonntag, 11. Oktober, 18 Uhr, im St. Wendeler Museum aufgeführt. Ein aufwendiges Bühnenbild gibt es nicht. Eine Trennwand auf Rollen versetzt die sieben Akteure in die jeweilige Szenerie. Auf der einen Seite ziert das Coburger Wappen die Wand, auf der anderen sollen ein blauer Überwurf samt Schild mit der Aufschrift "Gasthaus Goldener Engel" das Publikum in die Stadt St. Wendel versetzen.

Die Vorbereitung für die Premiere laufen bei den Laiendarstellern seit Mitte August. "Wir haben uns zunächst zu Leseproben getroffen", berichtet Regisseurin Christine Hoff-Csar. Jetzt, da der Text verinnerlicht sei, gehe es an die szenischen Proben im Cusanushaus. Die letzten beiden großen Proben vorm Aufführungstermin sollen im Mia-Münster-Haus stattfinden. Christine Hoff-Csar gibt nicht nur Regie-Anweisungen, sondern verkörpert gleich zwei wichtige Rollen: Ernst und Maximillian, die beiden Gatten der Herzogin. Diese Dreifach-Belastung ist für die in Wien geborene Schauspielerin kein Problem. Immerhin ist sie der Profi in der Gruppe. Regelmäßig wirkt sie unter anderem bei den Schlossfestspielen der Stadt Willich am Niederrhein mit. Das Arbeiten mit Profis und Laiendarstellern sei grundsätzlich verschieden, wobei die erfahrene Regisseurin das wertfrei verstanden wissen will. Bei Hobbyschauspielern werde der Text erarbeitet. Profis kämen bereits textsicher zur Auftaktprobe. Eine gewisse Erfahrung bringen aber alle Akteure aus früheren Aufführungen des Frauenbundes mit.

Neu im Team ist Hanna Schmitt. Sie war Leiterin der Theater- und Fastnachtsgruppe in Urweiler, kennt die Bretter, die die Welt bedeuten, auch von Auftritten als Büttenrednerin. Jetzt schlüpft sie in die Rolle der Luise und dafür auch in ganz besondere Kleider. "Wenn man die trägt, fühlt man sich gleich ganz anders", sagt sie und lächelt. Dass sie die Hauptrolle spielen und eine "solch tolle Frau verkörpern kann", sei für sie eine große Herausforderung. Vor der sie sich anfänglich sogar ein bisschen scheute. "Ich habe gezögert, die Rolle anzunehmen. Aber dann hat mich die Sache doch gereizt", verrät Hanna Schmitt. Geholfen hat bei der Entscheidung auch die Regisseurin. "Christine hat gesagt: Du kannst das!"

Das Proben ist die eine, die Planung der Veranstaltung eine andere Sache. Als Organisatorin kümmert sich Elisabeth Schmitt um die vielen Kleinigkeiten rund um die Aufführung. Zum Beispiel auch um das entsprechende Outfit der Schauspieler. So hat sie Kontakt zum Museum für Mode und Tracht in Nohfelden aufgenommen und nachgefragt, was an Kleidung in Frage käme. Ein Kleid für Luise, Zylinder und Frack für die Männer waren die Ausbeute. Auch den Original-Hut aus dem Museum darf die moderne Luise alias Hanna Schmitt im zweiten Akt tragen.

Spenden für die Kostüme, der Druck von Plakaten - Kostenpunkte, die Hildegard Trapp, Vorsitzende des katholischen Frauenbundes, unter dem Stichwort finanzieller Aufwand aufzählt. Trotz der Kosten präsentiert die Schauspielgruppe am 11. Oktober ihr Stück "Luise - eine (fast) vergessene Herzogin" bei freiem Eintritt. Spenden seien aber willkommen, merkt Trapp an. Mitveranstalter des Theaterabends sind das St. Wendeler Museum und die Frauenbeauftragte des Landkreises, Ursula Weiland. Die Veranstaltung ist Teil der Frauenkulturtage. Ob der Zweiakter noch häufiger über die Bühne geht - das entscheidet, so die Autorin, der Zuspruch der Zuschauer.

Das Schauspiel "Luise -

eine (fast) vergessene Herzogin"

ist am Sonntag, 11. Oktober, 18 Uhr, im Museum des

Mia-Münster-Hauses in St. Wendel zu sehen.

Der Eintritt ist frei.

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Zur PersonHerzogin Luise wurde am 21. Dezember 1800 in Gotha geboren. Im Alter von 16 Jahren heiratete sie Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Mit ihm hatte sie zwei Söhne Ernst II. und Albert. Glücklich war die Ehe dennoch nicht, 1824 trennte sich das Paar, 1826 folgte die Scheidung. Noch im selben Jahr heiratete Luise in St. Wendel Maximilian Elisäus Alexander Freiherr von Hanstein. Hier lebte sie während der Sommermonate im Gartenhaus (auf dem Gelände des heutigen Bahnhofes) und im Winter im Schloss (heutiges Rathaus). Luise wurde 31 Jahre alt. Sie starb an Gebärmutterkrebs , 1831 in Paris. Dorthin war sie gereist, um sich von einem Spezialisten untersuchen zu lassen. evy

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