Theater Liebe gefunden, Sprachfehler verloren

Hoof · „Einer spinnt immer“, so lautet der Titel eines Theaterstücks, das die Unterhaltungsgruppe Hoof präsentierte – das Publikum amüsierte sich bestens.

 Turbulente Schlussszene: Ladislaus gesteht der mannstollen Florence seine Liebe und verliert seinen Sprachfehler. Da feiert das komplette Ensemble mit.

Turbulente Schlussszene: Ladislaus gesteht der mannstollen Florence seine Liebe und verliert seinen Sprachfehler. Da feiert das komplette Ensemble mit.

Foto: Carmen Gerecht

„Wir haben die Verrücktesten der Verrückten, die man in ganz Hoof finden kann“, verkündet stolz Anika Dessbesell, alias Siglinde. Gemeint sind damit nicht etwa reale Personen, sondern die Figuren aus dem Theaterstück „Einer spinnt immer“ von Wilfried Reinehr. In ihrem Jubiläumsjahr (44 Jahre) rollt die Unterhaltungsgruppe Hoof (UHG) den roten Teppich aus vor ihrem Kulturho(o)f für die 180 Zuschauer, die sich am Samstag das Lustspiel anschauen. Schon während des Stücks beweisen die vielen Lacher und der Applaus, dass die Darbietung ankommt. Am Ende scheint das Klatschen vor Begeisterung gar nicht mehr aufhören zu wollen.

Die Komödie in drei Akten ist klassisch aufgebaut: Im ersten Akt schon bahnt sich ein Konflikt an, der im zweiten Akt seinen Lauf nimmt, bevor dann letztendlich die Situation aufgelöst wird. Zu Beginn lernen die Zuschauer die Mitbewohner der Pension Ballermann kennen, die in Geldnöten steckt, weil Besitzerin Lieselotte Ballermann die Miete nicht zahlen kann und Hausbesitzerin Florence Wipperling mit dem Rauswurf droht. Einzige Rettung: Eine Geldspritze muss her vom reichen Otto Ofenloch. Doch wie lockt man dem Privatier das Geld aus der Tasche? Dazu spinnen sein Neffe Ottfried Ofenloch und seine Angebetete Siglinde (Nichte von Ballermann) einen Plan: Ottos größter Wunsch ist: „Eine Irrenanstalt von innen sehen und erleben.“ Dafür würde er auch was springen lassen. Also wird kurzerhand aus der maroden Pension ein Privatsanatorium und am Abend findet ein Kostümfest statt, an dem der Onkel teilnehmen darf. Denn: „Einer spinnt immer“ wissen Siglinde und Ottfried. Da die Bewohner der Pension alle ihre Macken haben und sich von exzentrisch über extravagant bis hin zu kauzig verhalten, fällt der Betrug gar nicht auf.

Herrlich überzogen und mit aufwendiger Maskierung stellen die Laienschauspieler die Charaktere mitreißend dar.

Da sind der griesgrämige Major der Heilsarmee in Uniform, der sich ständig mit der ehrgeizigen und anstrengenden Schriftstellerin Christine Frank streitet. „Zeigen Sie doch mal Ihre nette Seite“, bittet sie, worauf er trocken entgegnet: „Bedaure, auf der sitze ich gerade.“

Oder der abenteuerlustige Weltreisende mit Backenbart, der in Tropenanzug und Tropenhelm von seinen Reisen erzählt. Inhaberin Lieselotte ist herrisch bis ins Mark. Zur Hausregel erklärt sie: „Man darf nachts kä Pieps heere!“ – „Unn schnache?“ – „Verbodd!“. Pensionsgast Ria Baleno ist auf Männersuche und kämpft gegen Wipperling um jeden ledigen Mann, der die Bühne betritt. Wipperlings Bruder Detlef bedient alle Klischees eines Schwulen, die es nur gibt, was im Saal gut ankommt. Vor allem der vermeintliche Schauspieler Ladislaus Locke erntet Lacher. Denn dieser hat das „l“ verloren und verfällt ins Stottern. Permanent will er sein „Tanent“ fürs Schauspiel beweisen. Da die Tante dies nicht für gut befindet, geht er wutentbrannt von der Bühne und schnaubt: „Neck mich!“

Es kommt, wie es kommen muss: Nach einigen turbulenten Szenen, Planungen für eine Abenteuerreise, Heiratsanträgen, Herausforderungen zum Duell und herzzerreißendem Gewimmer der mittlerweile Angetrauten Lieselotte fliegt der Schwindel auf. Otto allerdings ist erleichtert, da ihm die Verrückten doch Angst machten und er schon an sich selbst zweifelte.

Aber am Ende wird alles gut, der Schauspieler findet sogar sein „l“ wieder, indem er seine Liebe zu Florence gesteht. Doch der Sprachfehler springt auf Otto über. Aber: „Das Beste kommt zum Schluss, Detlef gibt euch allen einen Kuss“, sagt er und haucht einen Handkuss in die Menge.

 Otto stehen die Haare zu Berge, weil er sich hoffnungslos in seinen Lügen verstrickt. Autorin Christine Frank tippt fleißig mit.

Otto stehen die Haare zu Berge, weil er sich hoffnungslos in seinen Lügen verstrickt. Autorin Christine Frank tippt fleißig mit.

Foto: Carmen Gerecht

Weitere Aufführung des Theaterstücks für die Senioren am heutigen Dienstag, 2. Oktober.

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