Rad- oder Fußgängerweg Plötzliche Fußweg-Sperrung irritiert

St. Wendel · Der LfS hat Leitplanken entlang eines Gehwegs abgebaut. Die Verkehrssicherung obliegt der Stadt, die den Bürgersteig sperren musste.

 Hier ist Schluss: Eine Absperrung blockiert den rechten Fußweg an der Fausenmühle, vom Kreisverkehr unterhalb des Baumarktes aus gesehen. Fußgänger müssen ohne Zebrastreifen die Seite wechseln.

Hier ist Schluss: Eine Absperrung blockiert den rechten Fußweg an der Fausenmühle, vom Kreisverkehr unterhalb des Baumarktes aus gesehen. Fußgänger müssen ohne Zebrastreifen die Seite wechseln.

Foto: B&K/Bonenberger/

Plötzlich geht es nicht mehr weiter. Dabei war hier noch vor kurzem ein schöner breiter Weg für Fußgänger. Nicht falsch verstehen, der Fußweg ist noch immer da – aber Fußgänger dürfen ihn nicht mehr benutzen. Quer über den parallel zur Momm-, beziehungsweise Linxweilerstraße verlaufenden Fußgängerweg versperren große Metallbügel den Durchgang. Eine Trottoir-Absperrung findet sich vom Kreisverkehr unterhalb des Globus-Baumarktes aus gesehen rechter Hand. Eine zweite wenige Hundert Meter dahinter vor der Eisenbahnbrücke. Eine dritte wurde unmittelbar hinter einem Gebäude in der Mommstraße angebracht, in dem eine Online-Marketing-Agentur ihren Sitz hat.

Für die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Peter Klär (CDU) an der Spitze kam es überraschend, dass der Bürgersteig gesperrt werden musste. Dies geschah im Zuge der Sanierung der Mommstraße. Die Stadt selbst hatte mit der Baumaßnahme eigentlich nichts zu tun. Denn bei der sanierten innerstädtischen Strecke handelt es sich um eine Landstraße – und die liegt in der Verantwortung des Landes. Für das Umsetzen der in Saarbrücken beschlossenen Maßnahmen zeichnet der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) verantwortlich. Aus dem Rathaus teilte Stadt-Sprecher Volker Schmidt auf SZ-Nachfrage mit, dass der LfS die Kreisstadt kurz vor Baubeginn dahin gehend informiert habe, „dass die Leitplanken entbehrlich sind und auch nicht mehr dem Stand der Dinge entsprechen würden. Daher würden diese abgebaut. „Wir waren hier schon etwas über das Vorgehen überrascht, da auch in früheren Vorgesprächen hiervon keine Rede war.“ Doch nun war die Stadt in der Predouille. Schmidt dazu: „Durch dieses überraschende Vorgehen kamen wir in Handlungszwang, da wir als Verkehrssicherer der Gehwege aus dem Stand eine Absturzsicherung hätten errichten müssen. Dies war so schnell nicht möglich. Daher musste als Sofortmaßnahme zur Sicherheit der Bürger, Stichwort Gefahrenabwehr, entschieden werden, den Gehweg zu sperren.“

Peter Klär (CDU), Chef der Stadtverwaltung, erklärte dazu in der jüngsten Stadtratssitzung, dass er es gern gesehen hätte, „wenn das Land dort einen Radweg angelegt hätte“. Ein Weg für Zweiradfahrer  hätte der Kreisstadt dort gut in den Kram gepasst – und ein Problem gelöst. Denn St. Wendel will sein Radwegenetz ausbauen. Auch Oberlinxweiler soll entlang der Bahntrasse an die Innenstadt angeschlossen werden. Dabei ist die Eisenbahnbrücke über die Linxweilerstraße quasi ein neuralgischer Punkt. Denn bislang ist unklar, wie der Radweg unter dem Bauwerk hindurchgeführt werden kann. Angedacht war beispielsweise ein Steg über die Blies, die ebenfalls unter der Eisenbahnbrücke hindurchfließt (wir berichteten). Mit dem gesperrten Fußweg hat sich jedenfalls eine neue Möglichkeit aufgetan. „Grundsätzlich ist es möglich, einen Gehweg für einen Radweg zu opfern“, sagte Klär. Zumal entlang des gesperrten Weges keine Wohnhäuser stehen. Lediglich ein Fliesenfachmarkt, der jedoch weiterhin erreichbar wäre, mit oder ohne Radweg. „Das wäre eine wunderbare Sache“, sagte der Verwaltungschef.

Bliebe noch das Problem der Fußgänger, die jetzt plötzlich vor der Sperre stehen: Sie müssen an einer vielbefahrenen Straße die Seite wechseln – hier wie da ohne Zebrastreifen. Bei der Sperre in der Nähe des Polizei-Kreisverkehrs gibt es zudem keinen abgesenkten Bordstein. Das stellt eine Barriere für Leute mit Kinderwägen, besonders aber für Senioren oder Behinderte dar. Als „saugefährlich“ bezeichnete SPD-Stadtrat Jürgen Möller gar die Situation. „Das ist nicht bis zum Ende durchgedacht“, fand er. Zwar habe die St. Wendeler Stadtverwaltung den Ist-Zustand nicht herbeigeführt und sei daher auch nicht verantwortlich, „aber es sind St. Wendeler Bürger, die da durchlaufen“. Von daher sei es schon Sache der Stadt, in irgendeiner Form Abhilfe zu schaffen. Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Beide Sperrungen sind so gelegt, dass man an den Kreisverkehren – am Globus Baumarkt und der Polizei – die Straßenseite wechseln muss. Dort steht jeweils ein Fahrbahnteiler zur Verfügung. Das heißt, es muss nur eine Fahrbahn überquert werden bis zur Mittelinsel, erst dann die nächste.“

Bei keinem der drei Kreisverkehre entlang der Momm- und der Linxweilerstraße existiere seit deren Bau ein Fußgängerüberweg. Daher mussten Fußgänger aus Richtung Oberlinxweiler kommend auf dem Weg in die Innenstadt – oder umgekehrt – schon immer an mindestens zwei Kreisverkehren die Straßenseite wechseln – ohne Zebrastreifen. „Diesbezüglich sind bisher keine Probleme bekannt. Nach Einschätzung des Ordnungsamtes bestehen keine Gefahren, auch nicht für ältere Menschen.“

Jetzt soll mit dem LfS geklärt werden, ob die aktuell für Fußgänger gesperrte Passage nachträglich zu einem Radweg umfunktioniert werden kann. „Hier gab es bereits einen mündlichen Hinweis an den LfS von Seiten der Stadt“, heißt es aus dem Rathaus. Die Kreisstadt sei  – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Radwegepläne – sehr daran interessiert, dass in diesem Bereich ein Radweg entsteht. „Deshalb freuen wir uns, dass der LfS dies nun scheinbar doch nachträglich umsetzen möchte.“ Allerdings nicht so, wie es die Stadt möchte.

„Der LfS hat uns mündlich darüber informiert, dass er einen Radweg vom Globus-Kreisel bis zum Polizei-Kreisel beidseitig auf der Straße markieren möchte.“ Jedoch favorisiere die Stadt – und man habe das beim jüngsten Treffen mit den LfS-Verantwortlichen auch so angeboten – eine Lösung unter Einbeziehung des aktuell gesperrten Gehweges.

Und wenn der LfS nicht mitspielt und doch auf der Straße einen Radweg abgrenzen möchte?  „Die Stadt ist für den Gehweg zuständig. Sie kann ihn wieder öffnen, muss dann aber die gesamten Kosten tragen“, erläutert Schmidt. Und zwar für einen Ersatz für die vom LfS abmontierten Leitplanken. „Das wird auch mit Sicherheit passieren, sollte der Gehweg nicht für eine sinnvolle Radweg-Lösung genutzt werden.“

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