Auszeichnung Leo Kornbrust wird St. Wendeler Ehrenbürger

St. Wendel · Erst fünf St. Wendelern wurde diese hohe Auszeichnung der Stadt bislang zuteil – letztmals wurde sie 1975 verliehen.

 Dem 1929 in Alsfassen geborene Leo Kornbrust werden die St. Wendeler Ehrenbürgerrechte verliehen. Das Foto zeigt den Künstler im März 2014 bei der Einweihung der Skulptur „Tor für Leo“, ein Kunstwerk des Grafikers und Malers Gerd Winner.

Dem 1929 in Alsfassen geborene Leo Kornbrust werden die St. Wendeler Ehrenbürgerrechte verliehen. Das Foto zeigt den Künstler im März 2014 bei der Einweihung der Skulptur „Tor für Leo“, ein Kunstwerk des Grafikers und Malers Gerd Winner.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Gewidmet ist sie dem deutsch-jüdischen Bildhauer und Maler Otto Freundlich. Dieser hatte in den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Idee zu einer Skulpturenstraße des Friedens, die die Völker Europas verbinden sollte. Diese Straße der Brüderlichkeit und menschlichen Solidarität sollte von Paris bis Moskau führen. Doch verwirklichen konnte Freundlich die Straße des Friedens nicht, denn im März 1943 ermordeten ihn die Nazis im Vernichtungslager Lublin-Majdanek oder in Sobibpor. Ganz genau weiß man es nicht. Ganz genau wusste hingegen der St. Wendeler Künstler Leo Kornbrust, als er nach eigenen Angaben 1979 von der Vision Freundlichs erfuhr, dass er mit seinem künstlerischen Schaffen Teil dieses Traums werden wollte. Mehr noch, er wollte ihn Wirklichkeit werden lassen. „Sofort widmete ich diesem Künstler unsere St. Wendeler Skulpturenstraße“, erinnerte sich Kornbrust 2014 in einem Rückblick auf sein Schaffen.

Heute ist die 5500 Kilometer lange Straße der Skulpturen längst Realität. Quer durch Europa verlaufend, dürfen ihre rund 500 Skulpturen tatsächlich als ein Zeichen für den Frieden und Völkerverständigung interpretiert werden.

Die Straße der Skulpturen ist zweifelsohne eines der herausragendsten Projekte Kornbrusts. Und sie ist mit ein Grund, warum die Stadt St. Wendel nun angeregt hat, einem ihrer berühmtesten Söhne das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Einstimmig beschlossen haben das unter der Woche die Mitglieder des St. Wendeler Stadtrats auf ihrer jüngsten Sitzung.

„Die Kreisstadt St. Wendel kann Persönlichkeiten, die sich besonders um die Stadt verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen“, eröffnete Bürgermeister Peter Klär (CDU) bei der Sitzung im Kulturzentrum in Alsfassen den entsprechenden Tagesordnungspunkt. Zwar müsse man zu oder über Kornbrust nicht mehr viel sagen, „denn er ist ein Kind dieser Stadt und Sie kennen ihn alle“, sagte der Chef der Stadtverwaltung in Richtung der versammelten Räte, um dann doch ein wenig näher auf sein Schaffen einzugehen: „Er hat sich in besonderem Maße um die Stadt verdient gemacht. Gebürtig in Alsfassen hat er, der Kosmopolit, mit seiner künstlerischen Tätigkeit ein Gestaltungsmerkmal hinterlassen. Und seine stetige Arbeit für den Frieden durch die Kraft der Kunst hat den Namen der Stadt weit über die Landesgrenzen hinaus getragen. Deshalb wollen wir Leo Kornbrust zum Ehrenbürger der Kreisstadt vorschlagen.“

Seit 1968 hat St. Wendel nach Angaben Klärs insgesamt fünf Ehrenbürgerschaften verliehen, „die bis dato letzte im Jahr 1975. Und ich denke, Leo Kornbrust ist dieser Auszeichnung allemal und sehr würdig“. Das sei auch die einhellige Meinung der Mitglieder des Haupt- und Personalausschusses bei den Vorberatungen gewesen.

CDU-Sprecher Peter Schunath erklärte: „Wir stimmen dem Vorschlag gerne zu, weil wir der Meinung sind, dass es sich hier um eine Auszeichnung handelt, der Leo Kornbrust mehr als würdig ist.“ Nicht nur wegen der Straßen der Skulpturen. „Was uns an der Person Leo Kornbrust immer wieder begeistert hat, ist, dass er mit unermüdlichem Einsatz und seinem künstlerischen Schaffen für den Frieden in der Welt eingestanden ist.“ Ja, er habe St. Wendel über die Tore der Stadt hinaus bekannt gemacht. „Aber darüber hinaus wird er uns auch durch seine künstlerische Gestaltung der Innenstadt in Erinnerung bleiben.“ Das von ihm entworfene Pflaster in der Altstadt und der von seinem Schüler Christian Mayer geschaffene Kugelbrunnen sind zweifelsohne prägend für das Stadtbild. „Es ist ihm immer gelungen, Menschen für  seine Ideen zu begeistern. Und wenn ich jetzt noch die zahlreichen Preise und Auszeichnungen sehe, die er im Laufe seines Lebens erhalten hat – ich glaube, auch die belegen, dass die Verleihung der Ehrenbürgerrechte mehr als gerechtfertigt ist. Darum stimmen wir zu“

„Das gilt auch für uns“, sagte SPD-Fraktionsführer Torsten Lang. „Ich denke das, was Leo Kornbrust auszeichnet, ist nicht nur sein künstlerisches Wirken, das überregional anerkannt ist (. . .). Genauso wichtig ist sein Engagement für Völkerverständigung und Frieden.“ Er habe  mit seinen Projekten daran mitgewirkt, bei den Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, „wie wichtig es ist, dass wir in Europa in Frieden leben können. Und ich denke, insofern verdient er es, als Kind dieser Stadt mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet zu werden. Wir stimmen dem gerne zu“.

„Wir freuen uns auch über diese späte, aber nicht zu späte Auszeichnung“, erklärte Werner Schmitt von der Fraktionsgemeinschaft Die Linke/Bündnis 90 Die Grünen. „Wir finden, vor allem das Engagement für den Frieden und die Aussöhnung der Völker in Europa ist es wert, besonders geachtet zu werden. Gerade in einer Zeit, in der der Frieden mehr und mehr in Bedrängnis gerät. In einer Zeit, in der immer mehr über Rüstung, Hochrüstung und neue Atomraketen gesprochen wird, ist es wichtig und richtig, dass wir hier in St. Wendel einen Menschen, dessen Lebenswerk dem Frieden gewidmet ist, besonders ehren.“ Das sei eine sehr gute und gelungene Sache.

Einstimmig votierten die Stadträte hernach für die Ehrenbürgerschaft, was Bürgermeister Klär freute, „denn Leo Kornbrust hat diese Auszeichnung wirklich verdient“.

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