Tierschützer in St. Wendel Lebende Katzenbabys einfach weggeworfen

St Wendel · Nach Angaben von Tierschützern sind vier winzige Stubentiger in einem Abfallkarton entdeckt worden. Ein Mitarbeiter hatte das Jammern gehört. Es sei keineswegs der erste derartige Vorfall in jüngster Vergangenheit.

 Drei schwarze Katzenbabys und ein getigertes brauchen jetzt rund um die Uhr Pflege. Sie wurden viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. Sie kuscheln sich nun bei Ernesta Threm in Roschberg auf dieser weichen Decke. Leserfotos: Waltraud Merten

Drei schwarze Katzenbabys und ein getigertes brauchen jetzt rund um die Uhr Pflege. Sie wurden viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. Sie kuscheln sich nun bei Ernesta Threm in Roschberg auf dieser weichen Decke. Leserfotos: Waltraud Merten

Eine große Pappkiste auf dem Werksgelände der St. Wendeler Firma Baustoffe Meier in der Essener Straße hatte es wahrlich in sich. Obwohl auf den ersten Blick gar nichts ungewöhnlich vorkam. Mit Müll gefüllt, wie so viele andere auch.

Doch ein Mitarbeiter wurde auf den Karton aufmerksam, weil er dort ungewöhnliche Geräusche vernahm, wo es eigentlich mucksmäuschenstill sein sollte: Schreie. Tierische Schreie. Er schritt darauf zu, durchstöberte den Abfall - und entdeckte mehrere Fellknäuel darin. "Vier ganz kleine, etwa drei Wochen alte Kätzchen", berichtet Waltraud Merten. Einfach weggeworfen, schildert die Tierschützerin. Wie lebloser Müll.

Die gute Nachricht: Den Winzlingen gehe es gut, berichtet die Vorsitzende des Tierschutzvereins im Landkreis St. Wendel, Ernesta Threm, auf Nachfrage. Sie kümmert sich mittlerweile um die Katzenbabys. "Sie müssten eigentlich noch bei ihrer Mutter bleiben", sagt sie. Denn sie seien so jung, dass sie auf Milch angewiesen sind. Viel zu früh wurden demnach die Findelkinder von ihr getrennt. Darum bleibe Threm gar nichts anderes übrig, als die Stubentiger im Miniformat mit der Flasche aufzuziehen. Bei ihr Zuhause kuscheln sich die Babys auf einer flauschigen Wolldecke aneinander.

Dabei handle es sich bei diesem Fund nicht um einen Einzelfall, schildert die Tierfreundin. "Wir haben auch schon Katzenkinder unterhalb des Parkhauses am Globus in der Kreisstadt gefunden." In eine luftdichte Nylontüte gesteckt. Das sei im Spätsommer vergangenen Jahres gewesen. Einfach entsorgt. Doch auch hier sei die Hilfe noch rechtzeitig gekommen, versichert Threm. Die Opfer auf vier Pfoten wurden aufgepäppelt.

Und das sei beileibe noch nicht alles gewesen: Nahe der Feuerwehr seien Passanten ebenfalls auf tragische Tierschicksale ähnlicher Güte aufmerksam geworden. "Solche Fälle haben wir leider immer und immer wieder", klagt die Vereinschefin. Verantwortungslos entledigten sich Tierbesitzer des unerwünschten Nachwuchses. Dabei gebe es durchaus Lösungen, um das zu verhindern. "Die Muttertiere müssen nur von einem Tierarzt sterilisiert werden", rät die Fachfrau. Dabei brauchten Besitzer nicht vor den Kosten des Veterinäreinsatzes zurückschrecken. Durchaus könne der Tierschutzverein in finanzieller Notlage die Betroffenen unterstützen. Threm: "Niemand muss also Tierbabys einfach aussetzen", schlimmstenfalls sogar erbärmlich umkommen lassen. Auch wer sich direkt an einen Tierarzt wende, müsse es nicht vor horrenden Rechnungen bangen. Die Mediziner kennen nach Tierschützerangaben die Kontakte zu den Gruppen, die vor Ort bei prekärer Finanzlage helfen. "Es sollte keiner den Weg scheuen."

Die nun bei Threm herumwuselnden Pflegekinder sind noch eine Weile aufs Fläschchen angewiesen. Üblicherweise blieben sie mindestens bis zur achten Lebenswoche beim Muttertier, um versorgt zu werden, so wie es in freier Wildbahn üblich ist. Besonders schlimm sei es, "wenn die Geschwister zu früh voneinander getrennt werden", warnt Threm. Denn der soziale Kontakt sei für Katzen in dieser kurzen Zeit nach der Geburt sehr wichtig.

 Einfach im Müll verscharrt: In solch einem Abfallkarton fand ein Mitarbeiter eines Baustoffhandels vier erst wenige Wochen alte Katzen.

Einfach im Müll verscharrt: In solch einem Abfallkarton fand ein Mitarbeiter eines Baustoffhandels vier erst wenige Wochen alte Katzen.

Wer die miauenden Bündel aussetzte? Dazu fehle noch der genaue Anhaltspunkt. Nur so viel sei schon gewiss: Die Kiste, in der die schnurrenden Vier gefunden wurden, stamme aus Grügelborn. Und sie muss einen Tag auf dem Werkshof gestanden haben, als sie am Donnerstag vergangener Woche einem Bediensteten auffiel.

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