Kühlschrank des Grauens in 3D

St. Wendel · Ich hatte Geburtstag, 'ne ganze Weile her. Damals versorgte ich meine Kollegen mit Mittagstisch. Wurst, auch Vegetarisches, Obst. Süßes. Alles adrett dargeboten. Soweit es Schreibtische, Drehstühle sowie das Sammelsurium einst häuslicher Restgeschirrbestände mit angehauenen Rändern zulassen.Nach Speis und Trank verabschiedete ich mich in den Urlaub.

Ausgiebig. Mehrere Wochen blieb ich fern. Ohne schlechtes Gewissen. Doch meine Mitstreiter schienen mir diese Abstinenz übel zu nehmen, wollten es mir heimzahlen.

Denn als ich wagte, den Kühlschrank zu öffnen, um meine daheim wohl präparierte Pausenstulle zu verstauen, bekam ich's mit der Angst zu tun. Halloween zum Wochenstart. Statt Monster Milchtüte. Aufgedunsen wie ein übervolles Kopfkissen. Ich fürchtete, dass sie dem Druck nicht mehr lange Stand hält. Dahinter an der Rückwand klebend: eine schwarze Plastikschale. War die nicht mal rot? Darin ein Überbleibsel meines Büfetts - eine vertrocknete Cocktailtomate im grünen Pelzmantel. Daneben zwei Schokoriegel. Offen. Ohne Folie. Haben ihre beste Zeit längst hinter sich, wie die feucht-schmierige Oberfläche beweist. Und was ist das daneben? Hier muss ein Tier am Werk gewesen sein: ein aufgerissener Joghurtbecher, aus dessen Boden Schaumiges quillt. Im Fach darüber eine Papp-Packung Apfelmus mit schwarz-filzigem, ausgefranstem Ausguss. Im Schubfach Überreste einst verschweister Frischwurst, Gegärtes statt Gegartes. So sieht also Kollegenrache aus: der Kühlschrank des Grauens in 3D.

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