Kriegsveteranen in der City

St Wendel · Über 100 Soldaten der US-Armee und Nato-Verbündeter sind am Donnerstagmorgen auf Rädern durch die Kreisstadt gerollt. Dadurch kam es zeitweise zu Verkehrsproblemen. Mit der Aktion machten die Teilnehmer auf Kriegsversehrte aufmerksam, die nach ihrer Rückkehr betreut werden müssen.

 Auch mit speziellen Rädern waren US-Veteranen in St. Wendel am Donnerstagvormittag durch die Bahnhofstraße gerollt.

Auch mit speziellen Rädern waren US-Veteranen in St. Wendel am Donnerstagvormittag durch die Bahnhofstraße gerollt.

 Auch mit speziellen Rädern waren US-Veteranen in St. Wendel am Donnerstagvormittag durch die Bahnhofstraße gerollt. Foto: hgn

Auch mit speziellen Rädern waren US-Veteranen in St. Wendel am Donnerstagvormittag durch die Bahnhofstraße gerollt. Foto: hgn

Foto: hgn
 Mit einem so genannten Handbike (mit Hand angetriebenes Rad) ist dieser Teilnehmer um die Basilika in der Kreisstadt gefahren.

Mit einem so genannten Handbike (mit Hand angetriebenes Rad) ist dieser Teilnehmer um die Basilika in der Kreisstadt gefahren.

 Der Hoofer Hermann Fell mit einer Ehrenmünze der US-amerikanischen Hilfsorganisation WWP. Fotos: Bonenberger & Klos

Der Hoofer Hermann Fell mit einer Ehrenmünze der US-amerikanischen Hilfsorganisation WWP. Fotos: Bonenberger & Klos

Die brutalen Eindrücke des Krieges, die Toten, ihre eigenen Verletzungen haben sich tief in ihre Seele eingebrannt. Mit einem Klinikaufenthalt ist es längst nicht getan. Der Schmerz sitzt viel tiefer. Posttraumatische Symptome holen viele Kriegsveteranen immer und immer wieder ein.

So wie die über 100 Teilnehmer des Soldier-Rides (Soldatenritt), der eigentlich in den USA stattfindet. Doch dieses Mal führt die Radtour durch die Region. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen liefen dazu die Vorbereitungen. So gaben nur wenige Stunden vor dem Start im St. Wendeler Wendelinuspark Behörden diese Veranstaltung bekannt.

Die Sportler mit und ohne Handicaps zogen dazu Donnerstagvormittag auf einer rund 30 Kilometer langen Rundstrecke durch die Innenstadt. Organisator Daniel Schnock: "Das gehört mit zur Therapie." Sie sollen so wieder an soziale Kontakte herangeführt werden. Station machten sie auf dem Schlossplatz. Wenige verdutzte Zaungäste begutachteten den herangerollten Tross. Unter den Fahrern waren sowohl Veteranen auf üblichen Rennrädern als auch für Behinderte ausgerichtete Räder. Die Mehrzahl aus den USA, aber auch Kameraden sechs verbündeter Nato-Staaten wie Polen, Rumänien, Spanien. Alter: von 21 bis 50 Jahre.

Soldaten, die bei Kampfeinsätzen verletzt wurden. Sie sollen psychisch unterstützt werden. Veranstalter ist Wounded Warrior Project (Hilfsprojekt für verwundete Krieger), eine private Organisation, die sich über Spenden finanziert. Dreimal unter Ausschluss der Öffentlichkeit war der Soldier-Ride seit 2010 schon in der Region. Warum ausgerechnet hier? Schnock: "Hier haben wir Partner, die es organisieren." Namentlich: Martin Joswig aus Oberhambach. Er stellte das dreitägige Programm zusammen. Untergebracht sind die Teilnehmer im Hambachtal.

Freitag und Samstag sind die Soldaten in Rheinland-Pfalz und am Bostalsee unterwegs. Damit hatte Hermann Fell nicht gerechnet, als er am Donnerstag zur Radtour US-amerikanischer Veteranen in die St. Wendeler Innenstadt kam. Eigentlich wollte er dem Veranstalter Wounded Warrior Project (WWP) Geld spenden. Die private Organisation unterstützt Soldaten nach ihrem Kriegseinsatz, die an posttraumatischen Symptomen leiden. Für den Hoofer Grund genug, die Hilfe zu stärken. Doch der Leiter der Radexpedition, der Amerikaner Daniel Schnock, konnte kein Geld annehmen. War dafür nicht vor Ort, sondern kümmerte sich um die Teilnehmer des Soldier-Rides (Soldatenritts). Allerdings anerkannte Schnock die Geste des 64-Jährigen, bedankte sich mit einer WWP-Ehrenmünze. Darauf steht in Englisch, mit Blick auf die Kriegsversehrten gerichtet: "Das größte Unglück ist es, vergessen zu werden." Diese trägt Fell in seiner Geldbörse als Erinnerung bei sich.

Mit diesen so genannten Coins hat es noch etwas auf sich: Wenn sich Schnock und Fell mal treffen und einer hat die Münze nicht dabei, muss jener ein Bier ausgeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort