Konzert Weil es bei Musik auf Gefühle ankommt

Bliesen · Bei dem Benefizkonzert Crossover im Bliestaldom standen Blinde und Sehende gemeinsam auf der Bühne.

 Die Band Blind Audition (von links): Marc Schmidt, Frederik Lembke, Musikpädagogin Isabell Spindler und Sophia Brandt.

Die Band Blind Audition (von links): Marc Schmidt, Frederik Lembke, Musikpädagogin Isabell Spindler und Sophia Brandt.

Foto: Marion Schmidt

„Musik und Gesang verbindet Menschen aller Kulturen und Religionen, Jung und Alt. Musik verbindet uns mit blinden Menschen, die nichts sehen aber hören und durch ihre Körpersprache in den Bann ziehen können“, sagte Josef Schuh, Vorsitzender des Fördervereins zur Erhaltung des Bliestaldomes. In einen solchen Bann gezogen wurden die Besucher des Benefizkonzerts „Crossover“. Im Mittelpunkt stand die Band Blind Audition mit den jungen Musikern Sophia Brandt, Frederik Lembke und Marc Schmidt.

Der Name der Band ist zugleich Programm. Denn „blind audition“ bedeutet hören ohne zu sehen und sich dabei einzig auf das Gehörte, in diesem Fall die Musik, zu konzentrieren. Die drei jungen Künstler sind erblindet und haben sich an der Louis-Braille-Schule, der in Lebach angesiedelten Förderschule für Blinde und Sehbehinderte, zusammengefunden. Gemeinsam standen sie 2014 und 2018 in zwei Musicals auf der Bühne und beeindruckten mit ihrem Talent.

Der Start der heute 19-Jährigen Marc und Frederic 2018 ins Berufsleben war die Geburtsstunde von Blind Audition. In der Band will das Trio auch künftig gemeinsam Musik machen. „Sophia, Frederik und Marc waren einige Jahr lang das musikalische Dream-Team der Blindenschule. Durch ihre gemeinsame Leidenschaft zur Musik verstehen sie sich im wahrsten Sinnes des Wortes blind“, heißt es auf der Website der Band. Hinter den Kulissen und bei den Auftritten betreut Musikpädagogin Isabell Spindler die Gruppe.

Im Bliestaldom präsentierten die Musiker ein Potpourri mit Stücken aus Musicals sowie mit deutschen Popsongs. Das Publikum in ihren Bann zogen von Anfang an Frederik und Sophie mit ihrem Gesang. Mal solo, mal im Duett interpretierten beide die Lieder mit viel Gefühl und versprühten eine ansteckende Lebensfreude. Sophie griff notensicher in die Tasten ihres Keybords, während sich Frederik sanft hin und herwiegte und den Rhythmus der Lieder in jeder seiner Bewegungen widerspiegelte. Diesen Rhythmus gab Marc am Schlagzeug vor. Souverän begleitete er seine Bandkollegen an den Drums.

Der Musicalsong „Mit offenen Ohren durch die Welt“ eröffnete das Programm von Blind Audition. Sophie sang von „Nadeln, die beim Stricken klicken“ und „dass überall, etwas im Weg ist“. „Wer zuhört, dem wird vieles klar“, sang die Elfjährige mit ausdrucksstarker Stimme. Aber auch bekannte Popsongs wie „Hallo Lieblingsmensch“ oder „Ich wäre so gerne Millionär“ gaben die Musiker mit viel Begeisterung zum Besten.

Zum Konzert gehörte auch eine musikalische Premiere, denn  Sophia, Mark und Frederic musizierten zum ersten Mal gemeinsam mit der Harfenistin Clara Dicke. Mit geschicktem Fingerspiel strich und schlug sie sanft die Saiten und entlockte ihnen mal vollmundige, mal sanft klingende Töne. Mit ihrer Harfe spielte Clara Dicke mit Blind Audition „Seite an Seite“ in dem gleichnamigen Song. Ein Song, der die Verbundenheit, nicht nur die musikalische, von Sophia, Marc und Frederic ausdrückt: „Wir gehen den Weg von hier weiter und weiter, Seite an Seite, ein Leben lang.“

Den Auftakt und den Schlussakkord des Konzertes gestalteten die Brüder Lukas, Michael und Thomas Czulak. Mit ihrem vier- und sechshändigen Orgelspiel entlockten sie der Kirchenorgel Klänge von Friedrich Händel, David Cameron und Eigenkompositionen von Michael Czulak. Die Brüder brachten mit ihrem professionellen Spiel die Klangqualität der Orgel zur vollen Entfaltung. Sie zeigten aber auch, dass auf einem klassischen Instrument wie der Kirchenorgel traditionelle Kompositionen mit modernen Interpretationen in Einklang gebracht werden können.

„Unsere jungen Musiker haben heute mit ihrer Musik und ihrem Gesang etwas Großartiges geleistet und uns an ihrer Lebensfreude teilhaben lassen“, verkündete Josef Schuh am Ende des Konzertes. Der lang anhaltende Applaus bestätigte diese Anerkennung.

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