Kolumne apropos Kusel, meine Heimatstadt in Schockstarre
Es gibt Ereignisse, die einfach alles verändern, fast immer für Menschen, manchmal aber auch für ganze Regionen.
Ein Städtchen liegt im Pfälzerland, im Tal, so wunderschön“. Das besang einer der bekanntesten Söhne der Kreisstadt Kusel, Fritz Wunderlich, in seinem Lied „Mein Kusel in der Pfalz“. Wenn Kusel überhaupt für etwas in anderen Teilen Deutschlands bekannt war, dann für den zu früh gestorbenen Tenor. Manche wissen vielleicht auch, dass der Fußballer Miroslav Klose in Kusel lebte oder der EM-Held von 1954, Horst Eckel, an der Realschule in Kusel lehrte. Damit hört das Wissen bei den meisten auf.
Das hat sich nun Anfang vergangener Woche geändert. Plötzlich tauchte der Name Kusel deutschlandweit in den Medien auf – im Zusammenhang mit dem Mord an zwei jungen Polizisten, die bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle erschossen wurden. Das macht mich als Kuseler Bub sowohl fassungslos als auch wütend und traurig. Da ist die Anteilnahme mit den Angehörigen, deren Trauer über allem steht. Aber da ist auch das Bedauern meine Heimat betreffend: Kusel hat seine Unschuld verloren, wird nun mit Mord in Verbindung gebracht.
Die tiefe Trauer um die Opfer und das Leid der Angehörigen steht außer Frage. Für mich schwingt aber auch die Trauer um meine Heimat mit, die mit diesem Schrecken auf ewig verbunden bleiben wird. Der Name Kusel wird auf unbestimmte Zeit einen unangenehmen Beigeschmack haben.
Ich bin in Kusel geboren und aufgewachsen, es ist meine geliebte Heimat, mit der ich durchweg schöne Erinnerungen verbinde, in der meine Eltern und Verwandten leben – der Ort, an dem ich mich geborgen fühle. Den Schauplatz der Tat kenne ich wie meine Westentasche. Parallel zur Straße verläuft ein Feldweg, auf dem ich nur wenige Minuten von meinem Elternhaus entfernt, zigmal mit meinem Hund spaziert bin, wo es mir gut ging, ich mich wohlfühlte. Ich habe den Tatort ungezählte Male passiert auf dem Weg zu Freunden, Freundinnen, Geburtstagsfeiern und Veranstaltungen. Es wird nie mehr derselbe Ort sein können, auch für mich nicht.
An Kusel wird auf unbestimmte Zeit in einem Atemzug gedacht werden mit Winnenden, Emsdetten, Trier oder Ansbach. Nicht zu vergessen, den Tankstellenmord in Idar-Oberstein vor wenigen Monaten. Wie schön wäre es, bei Kusel wieder an Fritz Wunderlich, Miro Klose, Horst Eckel oder an Heimat denken zu können.