„Klare Mehrheit für den Erhalt des Meisterbriefs durchgebracht“

St. Wendel · Helmut Zimmer aus St. Wendel setzte sich beim EU-Parlament der Unternehmer in Brüssel für den Meisterbrief ein. Darüber und über seine Redebeiträge unterhielt er sich mit SZ-Redakteurin Melanie Mai.

Sie waren nun schon zum zweiten Mal beim EU-Parlament der Unternehmer in Brüssel. Was war für Sie anders als bei Ihrer Premiere?

Man geht die Dinge etwas gelassener an, als beim ersten Mal, dennoch hat man großen Respekt vor den Kollegen, die aus allen 28. Mitgliedsstaaten ebenfalls mit ihren Anliegen anreisen und versuchen, diese in Brüssel richtig zu positionieren.

Sie setzen sich für den Meisterbrief für Handwerker ein. Was haben Sie dieses Mal genau vorgebracht?

Zimmer: Beim letzten Besuch konnten wir eine klare Mehrheit für den Erhalt des Meisterbriefs als Zugangsvoraussetzung, einen Handwerksbetrieb in Deutschland zu gründen, durchbringen. Und den Irrsinn, dass es in Deutschland genau so weiterläuft, auch ohne Meisterausbildung, stoppen. Dieses Mal lag mein Schwerpunkt in fast allen Redebeiträgen auf dem dualen Ausbildungssystem. Die Vorzüge, die dieses System bietet, sind nicht von der Hand zu weisen. Man denke an die geringe Jugendarbeitslosigkeit, an die hohe Qualität einer Ausbildung, die auf den drei Säulen Schule, Unternehmen und überbetriebliche Ausbildung beruht. Es ist wichtig, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, dass auch dieses System nicht beschnitten wird, sondern der Ansporn muss sein, dass man unser gutes System auf andere EU-Staaten überträgt. Frankreich, Italien und Spanien sind zurzeit in dieser Hinsicht schon ganz gut unterwegs und haben in den letzten zwei bis drei Jahren enorm an Boden gut machen können.

Haben Sie das Gefühl, Ihre Anliegen wurden gehört?

Zimmer: Das hat mit Gefühl nichts zu tun. Man kann anhand der Abstimmungen im Parlament sofort erkennen, wohin die Reise geht. Wird man zu einem Vorschlag von den anderen überstimmt, weiß man sofort, dass dieser Vorschlag auf EU-Ebene nicht diskutiert wird. Umgekehrt: Erhält einen Vorschlag eine Mehrheit, kann man davon ausgehen, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit in die Parlamentarbeit einfließt oder zumindest gehört wird. Sonst macht das Ganze keinen Sinn. Es ist auch sehr anstrengend, wenn man von morgens in aller Frühe bis in den späten Abend mit Kopfhörer im Plenarsaal sitzt und sich auf alle Redebeiträge konzentrieren muss. Aber es ist auch immer wieder schön zu sehen, dass andere EU-Länder eigentlich das gleiche wollen oder sich mit den gleichen Problemen herumschlagen wie wir. Nochmals: Es ist keine Frage des Gefühls, ob ein Anliegen gehört wird, sondern vielmehr: Wie bringe ich mein Anliegen vor. Dies kann nur durch aktive Redebeiträge im Parlament geschehen. Alle Beiträge werden Aufgezeichnet und in allen EU-Sprachen übersetzt.

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