Kirche Oberlinxweiler wird gesprengt

Oberlinxweiler · Im August soll das Gotteshaus dem Erdboden gleich gemacht werden. Die Stadtverwaltung informierte die Anwohner.

 Am 12. August wird die evangelische Kirche in Oberlinxweiler durch eine Sprengung niedergelegt. Foto: Frank Faber

Am 12. August wird die evangelische Kirche in Oberlinxweiler durch eine Sprengung niedergelegt. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Straßen werden gesperrt, Anwohner im Radius von 100 Metern evakuiert, bis die evangelische Kirche Oberlinxweiler in Schutt und Asche liegt. Ein fast filmreifes Szenario setzen St. Wendeler Hilfsorganisationen am Samstag, 12. August, in die Tat um: Mit einer Ernstfallübung wird das Gotteshaus gesprengt. Über den Ablauf der spektakulären Maßnahme hat die Stadtverwaltung 150 Bürger in der Kulturscheune informiert. "Es werden nun vorbereitende Maßnahmen am Turm und an der Kirche getroffen, die in den Rohbau zurückgebaut wird", erklärt Michael Gard vom Hochbauamt der Stadtverwaltung. Die Kirche wird während der Sommerferien leer geräumt, das Dach abgerissen, damit die Druckwelle kontrolliert entweichen kann und ein Graben um die Kirche gezogen, der die Erschütterung wegnimmt, wenn die Sprengung erfolgt.

Warum wird die Kirche gesprengt und nicht abgerissen? Das will ein Bürger während der Info-Veranstaltung wissen. "Ein üblicher Abriss wäre zu laut und dauert um vier die Wochen, und zudem würden Staubwolken entstehen", konkretisiert Gard das Vorgehen der Stadt, die als Eigentümer für die Beseitigung des Gotteshauses verantwortlich ist. Auf dem dem Gelände sollen zehn Baugrundstücke entstehen.

Am Samstag, 12. August, wird nun das Technische Hilfswerk (THW) mit Sprengstoffexperten aus ganz Deutschland anrücken und den Sakralbau samt Turm flachlegen. "Für uns ist das eine einmalige Möglichkeit den Ernstfall zu üben", sagt der THW-Ortsbeauftragte Markus Tröster. Von der Maßnahme her, so der THW-Sprengberechtige Ronny Bier, sei es keine große Aktion. "Wie steht es mit dem Versicherungsschutz für die umliegenden Gebäude", fragt ein Anwohner nach. Dazu Bier: "Vor der Sprengung werden alle umliegenden Gebäude als Beweissicherung dokumentiert. Schäden, die an Gebäuden verursacht würden, werden hinterher sofort zu sehen sein." Rund um das Kirchengelände wird ein mit Geotextil verkleideter Bauzaun aufgestellt, um die in der Nähe stehenden Gebäude vor wegfliegenden Splittern zu schützen.

Den zeitlichen Ablauf plant das THW folgendermaßen. Ins Auge gefasst ist das voraussichtliche Zeitfenster zwischen 10 und 15 Uhr. Zufahrtsstraßen in Richtung Eckenthal werden gesperrt. In einem Radius von 100 Metern um den Sprengort werden die Bürger evakuiert und im örtlichen Kaninchenzüchterheim betreut. Dort können sie das spektakuläre Schauspiel live auf einer Großbildleinwand verfolgen. Zuvor versorgte Kleintiere, so Bier, können in der Wohnung zurückgelassen werden, Hunde sollen allerdings ihr Herrchen ins so genannte Hasenheim begleiten. Die Betreuung der Bürger übernimmt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) im Zuge einer Evakuierungsübung.

Nach momentaner Berechnung wird zunächst der Rohbau des Kirchengebäudes detoniert und als Fallbett genutzt. "Darauf fällt dann der Turm", beschreibt Bier. Rundum steht die Feuerwehr bereit und baut Wasserfächer auf, um die Staubentwicklung so gering wie möglich zu halten. Kurz davor werden noch Merkblätter an die unmittelbaren Anwohner des Kirchenumfeldes verteilt. Um die Sicherheit am Tag der Sprengung kümmert sich die Polizei.

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 Stefan Grevener, stellvertretender Stadtwehrführer, Ronny Bier und Markus Tröster (beide THW), Bürgermeister Peter Klär, Michael Gard, Hochbauamt Stadt St. Wendel und David Maurer, WPW-GmbH (v.l.) informierten über die geplante Sprengung. Foto: Frank Faber

Stefan Grevener, stellvertretender Stadtwehrführer, Ronny Bier und Markus Tröster (beide THW), Bürgermeister Peter Klär, Michael Gard, Hochbauamt Stadt St. Wendel und David Maurer, WPW-GmbH (v.l.) informierten über die geplante Sprengung. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Der Bau der evangelischen Kirche im St. Wendeler Stadtteil Oberlinxweiler begann 1961. Ein Jahr darauf wurde sie eingeweiht. Der letzte Gottesdienst fand am 9. November 2014 statt. Die evangelische Kirchengemeinde Oberlinxweiler-Remmesweiler-Niederlinxweiler gab den Sakralbau aus Kostengründen auf. 2016 kaufte die Stadt Gebäude und Grundstück. Die drei Glocken hat das THW bereits Ende April aus dem Kirchturm geborgen und nach Uchtelfangen abtransportiert. Geplant sind auf dem Gelände zehn Baugrundstücke, mit deren Erschließung auf dem geräumten Baufeld Mitte Oktober begonnen werden soll.

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