Kindergarten hilft bei der Integration

St Wendel · Seit gut zwei Jahren kommen verstärkt Kriegsflüchtlinge aus Syrien im Landkreis St. Wendel an. Aber auch Menschen aus Ländern wie Afghanistan oder Eritrea verlassen ihre Heimat und wollen hier ein neues Leben beginnen. Dazu braucht es einige Voraussetzungen: Die deutsche Sprache muss erlernt werden. Die Neuankömmlinge sollen sich mit der Kultur auseinandersetzen. In einer Serie will die Saarbrücker Zeitung einen Einblick geben, wie es bei uns in Sachen Integration läuft. Heute geht es um die Situation in den Kindergärten.

Engpass in St. Wendel : Dort sind fast alle Plätze in den Kindertageseinrichtungen belegt. Das berichtet Vera Meyer, Leiterin des Jugendamtes St. Wendel . Das ist eine Auswirkung der Flüchtlings-Situation. Denn es werden 18 Flüchtlingskinder in Kinderkrippen und 114 in Kindergärten im Landkreis betreut. Auf diese Zahlen werde bereits reagiert; das Jugendamt bringt den Bedarf in den Entwicklungsplan ein. Diesen Plan erstellt das Jugendamt gemeinsam mit den Gemeinden als Träger der Kitas. Regelmäßig melde das Jugendamt, wo es hakt. In Alsweiler, Hasborn, Otzenhausen und Sötern hat sich bereits etwas getan - oder wird sich in Kürze etwas tun. Und auch für St. Wendel hat Meyer Hoffnung. Sowohl bei der Stiftung Hospital St. Wendel als auch in Niederlinxweiler sollen neue Plätze geschaffen werden.

Das sei dringend notwendig. Allein in der Kreisstadt besuchen 24 Flüchtlingskinder Kindergärten , die meisten davon, nämlich neun, "St. Anna" in Niederlinxweiler, und acht die Krippen - so viele wie nirgendwo anders im Kreis. Jenen, die im Stadtgebiet einen Platz suchen, nützt es auch nichts, dass es in Nonnweiler oder Freisen noch Kapazitäten gibt. Meyer: "Da gibt es ganz einfach ein Transportproblem."

Die zweitmeisten Flüchtlingskinder werden übrigens in der Gemeinde Namborn betreut, nämlich 23, gefolgt von der Gemeinde Tholey mit 21. Die wenigsten, nämlich vier, sind in der Gemeinde Oberthal untergebracht.

Froh ist Meyer, dass fast 100 Prozent der Flüchtlingskinder den Kindergarten besuchen. Denn das sei die Basis für Integration. Meyer: "Es ist wichtig, dass die Kinder so schnell wie möglich einen Kindergartenplatz bekommen. Nur so haben sie die Chance, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren." Die Kindern lernten nicht nur die Sprache , sie knüpften auch soziale Kontakte. Auch die sozialen Kontakte der Eltern seien eher gegeben, wenn ein Kind die Kita besucht. Bei den jüngeren Kindern sieht die Situation anders aus. "Viele Flüchtlingseltern lassen ihr kleines Kind lieber im eigenen Haushalt", sagt Meyer. Aber das sei bei einheimischen Familien mit Kindern im Krippenalter genauso.

Direkt betroffen vom Zuzug der Flüchtlinge ist das Jugendamt nicht. Das kommt erst dann ins Spiel, wenn die Eltern Hilfe zur Erziehung beantragen. Diese werde derzeit von fünf Flüchtlingsfamilien in Anspruch genommen. Damit sind Flüchtlingsfamilien im Verhältnis eher unterrepräsentiert. Es sei so, dass sich die Familien untereinander helfen. Außerdem stünden momentan eher generelle Versorgungs- und Unterkunftsfragen im Vordergrund. Für die Zukunft erwarten die Mitarbeiter des Jugendamtes jedoch, dass verstärkt Unterstützung nachgefragt wird und dass vor allem Hilfestellung für traumatisierte Kinder und Jugendliche vonnöten sein wird.

Der Landkreis St. Wendel ist auch betroffen, wenn es um die Übernahme der Elternbeiträge geht. Die Ausgaben belaufen sich in diesem Jahr (Stand 31. Juli) auf rund 43 974 Euro für den Krippenbereich sowie 119 700 Euro im Bereich Kindergarten. Für 2015 meldet der Landkreis folgende Zahlen: 75 600 Euro (Krippe) sowie 205 200 Euro (Kita).

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