Brauchtum wird gepflegt Wenn die Kirchenglocken schweigen...

Bliesen · Nicht nur in Bliesen zogen die Kinder an Karfreitag kleppernd durch den Ort. Brauchtum wird in vielen katholisch geprägten Gemeinden gepflegt.

 Leon, Joline und Linus (von inks) sind an Karfreitag kleppernd unterwegs.

Leon, Joline und Linus (von inks) sind an Karfreitag kleppernd unterwegs.

Foto: Frank Faber

Der Klang der Kirchenglocken in seinen verschiedenen Variationen gehört seit dem sechsten Jahrhundert zur Kultur des Abendlandes. In Bliesen schweigen nun die Glocken. Dafür ziehen ersatzweise Messdiener, Kommunionkinder und weiterer Nachwuchs mit Holzklappengeräten und Ratschen durchs Dorf. Zum Ende der Karwoche halten katholisch geprägte Orte und Gemeinden den Osterbrauch des Klepperns in Ehren. Mit dem Kleppern und Ratschen soll das Glockengeläut ersetzt werden.

Dazu haben sich Jugendliche und Kinder am Morgen des Karfreitags im Bliestaltaldom getroffen. „Heute ist schon ein besonderer Tag in der Karwoche“, sagt Diakon Andreas Czulak. In elf Gruppen teilt er die später ausschwärmenden Klepperer ein. Leon, Joline und Linus kleppern zunächst in der Burgstraße. In regelmäßigen Abständen rufen sie: „Wir kleppern die Betglocke“, und dabei schlägt ein Hämmerchen auf ein Holzbrett. Die Geräusche sollen nach einer alten Überlieferung zum Ablegen der Beichte rufen und an den Tod Christi erinnern. Eine gute halbe Stunde ist das Team unterwegs.

Um 12 Uhr steht dann die nächste Tour an. „Wir kleppern zu Mittag“, skandiert die Gruppe synchron zu dem unüberhörbaren pochenden Kleppersound. Nach einer alten Überlieferung sind zu diesem Zeitpunkt die Glocken nicht nur des Bliestaldoms bereits nach Rom geflogen, um sich auf das Osterfest vorzubereiten und die Beichte abzulegen.

Um 15 Uhr wird in der Bliesener Pfarrkirche ein Gottesdienst zum Tode Jesu zelebriert. Das Schweigen der Glocken steht für dessen Grabesruhe, weshalb der Karfreitag auch als stiller Freitag bezeichnet wird.

An diesem Karsamstag kehrt in Bliesen – und auch vielen anderen Orten – keine Ruhe ein. Ab 9 Uhr sind die Klepperer wieder mit ihren Lärminstrumenten in den Straßen. „Dann klingeln wir bei den Familien der Pfarreiengemeinschaft und bitten um Gaben“, hat Messdiener-Betreuerin Katharina Stoll in Vorfeld der Kleppertage angekündigt. Joline, Linus und Leon nehmen einen Bollerwagen für den Abtransport der Ostereier und Süßigkeiten mit in ihr Kleppergebiet. „Das gesammelte Geld kommt in unsere Messdienerkasse“, berichtet Leon. Dafür wird ihre Fahrt in den Europapark Rust mitfinanziert. „Unter den Messdienern haben wir einen gutenZusammenhalt, dazu trägt auch das Kleppern seinen Teil dazu bei“, meint Leon. Vor einem Jahr haben die engagierten Ministranten aus der alten Bibliothek einen eigenen Raum für ihre Treffen gestaltet. „Da gibt es immer was zu machen und dafür können wir jeden Cent brauchen“, sagt er.

 Vor dem Kleppern wurden die Boten in elf Gruppen eingeteilt.

Vor dem Kleppern wurden die Boten in elf Gruppen eingeteilt.

Foto: Frank Faber

Übrigens. In jedem Ort wird das Kleppern in einem anderen Rhythmus gehandhabt. Beispielsweise sind die Einwohner im Lebacher Stadtteil Aschbach am Karfreitag schon um 6.30 Uhr durch das Geknatter der Glockenvertreter geweckt worden.

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