Jeder Markt hat etwas Besonderes

Kreis St Wendel · In Hallen und im Wald, mit Leckereien und Dekorationen, mit Weihnachtsbaum und Nikolaus: Zum Adventsbeginn haben die Märkte viele Facetten gezeigt. Festliche Stimmung gab es dabei an vielen Orten im Kreis.

 Der Feuerwehr für Bosen-Eckelhausen half beim Schmücken des Weihnachtsbaums. Fotos: H. Bernhardt

Der Feuerwehr für Bosen-Eckelhausen half beim Schmücken des Weihnachtsbaums. Fotos: H. Bernhardt

Die Plakate künden es gut sichtbar, auf jeder Einladung, jeder Ankündigung der Veranstalter ist es zu lesen: "Eingeladen sind Gäste aus nah und fern", wenn es darum geht, mögliche Besucher für einen der dörflichen Weihnachts- und Adventsmärkte am Wochenende anzusprechen. Wobei die "von fern" gern auch fernbleiben, denn meistens haben die ja einen eigenen Weihnachtsmarkt ganz nah. Dem Fernbleibenden, der sein Weihnachtsmarkt-Erlebnis in der Nähe sucht, entgeht unterdessen nichts wirklich Weihnachtliches, denn das Sortiment bei den Märkten unterscheidet sich nur in Nuancen. Beim allseits gerne ins Angebot genommenen Fertig-Glühwein etwa ist es allenfalls die von Markt zu Markt unterschiedliche Temperatur. Und auch bei den feilgebotenen weihnachtlichen Deko-Artikeln sind eindeutige Trends relativ schnell ablesbar. In diesem Jahr zum Beispiel sind mit Reis gefüllte und zu Schneemännern umgearbeitete weiße Socken der Renner. Ohne sie läuft nichts im adventlichen Handarbeitsgeschäft. Dafür ganz augenscheinlich aus dem Sortiment genommen wurden überall die zu wahren Klumpen zusammengeklebten farbigen Christbaumkugeln. Kerzenständer dagegen gehen eigentlich immer und schier jedes Holz erscheint dafür geeignet, von der Nordmanntanne bis zum südländischen Olivenbaum oder der tropischen Palme.

Und doch hat jeder Weihnachtsmarkt seinen eigenen Charakter, sodass seinen jeweiligen Besuchern eine kürzere oder längere Visite lohnenswert erscheint. Und viele Veranstalter aus anderen Orten mögen ein wenig neidisch auf die blicken, die allein schon wegen ihrer Größe immer noch aus dem Vollen schöpfen können und daher bei der Beschickung von Marktständen keine Schwierigkeiten haben. So war der Mutziger Platz in Freisen rundherum gut bestückt mit Buden, hinter deren Theken ein vielfältiges Angebot bereitgehalten wurde. Der Vereinsgemeinschaft um Alexander Becker war eine Mixtur gelungen, die Jung und Alt gleichermaßen ansprach. Bemerkenswert hierbei, dass für Kinder nicht nur der Nikolaus seinen Gabensack öffnete. Als wahrer Magnet erwies sich ein kunterbuntes Kinderkarussell, auf dem es im wahrsten Sinne des Wortes immer rundging. Dass das Kinderprogramm auf der Bühne am Sonntag sehr unter dem stürmischen Wetter litt, war den Veranstaltern nicht anzulasten. Auf ihre Kosten kamen die Besucher auch durch ein musikalisches Programm mit dem Musikverein Freisen, dem Gospelchor aus Gehweiler und der Band Rootrock unplugged.

Live-Weihnachtsmusik des Musikvereins war es auch, die den Nikolaus in Hirstein empfing. Hier spielte sich der Markt beim Musikheim ab und eine kleine Schar von Vereinen präsentierte ein Angebot, das auf Deko-Material verzichtete und ganz auf Speisen und Getränke setzte. Mit dabei waren neben dem Musikverein auch der Turn- und Sportverein, der Obstbau- und Vogelschutzverein und die Freiwillige Feuerwehr. Jeder hatte seinen Spezialitätenstand, die lange Theke wurde gemeinsam bedient.

Frische Ideen für Bosen

 Ein gern gesehener Marktgast in Hirstein: der Weihnachtsmann.

Ein gern gesehener Marktgast in Hirstein: der Weihnachtsmann.

 Der Markt in Neunkirchen/Nahe findet im Bürgerhaus statt.

Der Markt in Neunkirchen/Nahe findet im Bürgerhaus statt.

 Auf dem Kinderkarussell in Freisen ging es rund.

Auf dem Kinderkarussell in Freisen ging es rund.

 Eine Gruppe Syrer bot Spezialitäten aus ihrer Heimat an.

Eine Gruppe Syrer bot Spezialitäten aus ihrer Heimat an.

Nach einigen Durchhängern bei der Marktbeteiligung in den vergangenen Jahren sieht man sich in Bosen wieder im Aufwind, was die Resonanz bei den Anbietern betrifft. Dazu helfen sollen einige frische Ideen, die in die Tat umgesetzt werden. Eine davon kam beim Publikum bestens an: Am Samstagnachmittag schmückten die Kinder den riesengroßen Weihnachtsbaum beim Festplatz mit mitgebrachten bunten Päckchen. Dabei half tatkräftig der Löschbezirk Bosen-Eckelhausen der Feuerwehr mit seinem Drehleiter-Fahrzeug. Lukas Becker pilotierte die jungen Dekorateure mitsamt ihren Päckchen bis zu den höchsten Wipfeln des Baumes, damit der Schmuck auch wunschgemäß platziert werden konnte. Wobei auch das Wetter am Samstag das Vorhaben begünstigte, denn einen Tag später wäre die Aktion undenkbar gewesen.

Dann nämlich wäre es den Bosener Weihnachtsmarktveranstaltern ähnlich ergangen wie den Nachbarn in Türkismühle, die am Sonntag mit ihrem Angebot weitgehend allein im Wald bei der Gemeinschaftsschule standen. Nur wenige Besucher fanden bei Sturm und Dauerregen den Weg dorthin. Einige Anbieter, darunter die Abiturklassen der benachbarten Schule, fürchteten, dass sie mit den Tageseinnahmen nicht einmal die Standgebühren einspielen würden. Dennoch ließen sich die Standbetreiber die gute Laune nicht verderben. Mit dazu beigetragen hatte auch eine seit September in Türkismühle ansässige Gruppe von syrischen Flüchtlingen, die mit kulinarischen Spezialitäten aus ihrem Heimatland aufwartete. Die Gruppe, von Gertrud Wagner betreut, hatte sich in tagelanger Arbeit in deren Küche auf den Weihnachtsmarkt vorbereitet. Herausgekommen war ein stattliches Angebot an Vorspeisen, einer Hauptspeise mit Bulgur, Hackfleischröllchen und Gemüsereis sowie Süßspeisen zum Dessert. Mit großer Anspannung erwarteten die jungen Syrer jeden Kunden und danach vor allem deren Urteil über das Essen, das es so wohl auf keinem anderen Weihnachtsmarkt gab.

Absolut wetterfest ist der Weihnachtsmarkt in Neunkirchen/Nahe, der mit 29 Jahren mutmaßlich älteste in der Gemeinde Nohfelden, wie der Maltester-Ortsbeauftragte Reinhard Schohl in seiner Eröffnungsansprache am Sonntagnachmittag bemerkte. Dieser Markt wird von Beginn vom Ortsverband des Malteser Hilfsdienstes organisiert und durchgeführt und findet immer in geschlossenen Räumen statt. In den Anfangsjahren war es der Pfarrsaal, danach - seit dessen Bestehen - das Bürgerhaus. Das Publikum war am Sonntag angesichts der Witterung wiederum recht glücklich, dass man es sich hier bei Kaffee und Kuchen gemütlich machen konnte und dennoch nicht auf weihnachtlichen Budenzauber verzichten musste. Angesichts dieser Erfahrung wird man in Neunkirchen/Nahe wohl auch im kommenden Jahr nicht von der Regel abweichen, den Weihnachtsmarkt sicherheitshalber im Saal stattfinden zu lassen.

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