Jean-Jacques kehrt zum Nest zurück

Werschweiler · Nach der traurigen Erkenntnis am Mittwoch, dass Werschweilers Storchennachwuchs tot ist, wollten Mitglieder des Bundes Naturschutz Ostertal (BNO) sich das Nest aus der Nähe anschauen. Mit Hilfe des Löschbezirks St. Wendeler-Kernstadt ging es hoch zum Horst.

Er ist wieder hier, in seinem Revier: Storch Jean-Jacques kam am späten Freitagvormittag zu seinem Horst in Werschweiler zurück. Seit Mittwochnachmittag waren er und seine Gefährtin dort nicht mehr gesichtet worden (wir berichteten). Denn seit diesem Tag hat das Paar seine Aufgabe verloren: die Aufzucht des Nachwuchses. Die Storchenbabys sind tot. Ständiger Regen und Kälte waren zu viel für die kleinen Körper. "In den ersten Wochen haben die Störche versucht, die Jungen mit ihren Flügeln zu schützen", erklärt Jürgen Mennig, Präsiumsmitglied vom Bund Naturschutz Ostertal (BNO). Doch als diese größer wurden, sei es für die Elterntiere immer schwieriger geworden, dem Nachwuchs Schutz zu bieten.

Jean-Jacques wirkt an diesem Morgen etwas verloren. Er ist ohne seine Partnerin zum durchnässten Nest mit den toten Jungtieren zurückgekehrt. Die Storchendame wurde derweil von einem SZ-Leser in Dörrenbach gesichtet. Die gute Nachricht ist also: Beide sind in der Region geblieben.

Jean-Jacques reckt den Kopf. Auf dem Platz unter seinem Horst tut sich etwas. Die Drehleiter des Löschbezirks St. Wendel-Kernstadt rückt an. Der Storch zieht sich derweil zurück. Peter Volz, Koordinator der Aktion Storch beim BNO, hat St. Wendels Wehrführer Rüdiger Cullmann um Hilfe gebeten. Die Naturschützer möchten sich gerne aus nächster Nähe ein Bild davon machen, in welchem Zustand das Nest ist und wie viele Junge es nun tatsächlich waren. Feuerwehrmann und Bauhof-Mitarbeiter Thomas Bill bringt das Fahrzeug in Position. Nach einem Probelauf mit der Drehleiter lässt Feuerwehrmann Michael Wegmann zunächst Naturfotograf Otmar Becker zu sich in den Korb steigen. Er soll aus nächster Nähe den Zustand des Nestes mit Bildern dokumentieren.

Auf seinen Fotos ist später ein nicht ausgebrütetes Ei zu erkennen. Während Becker auf das Display seiner Kamera schaut, geht es jetzt für BNO-Präsidiumsmitglied Gerhard Gelz mit der Drehleiter hoch zum Nistplatz. In luftiger Höhe will er das Nest von durchweichtem Geäst befreien. "Innendrin, das ist eine einzige Matschmasse", lautet sein Fazit zurück am Boden. Die Stimmung ist getrübt. Die Experten sind sich einig: In diesem Jahr war es das mit dem Strochennachwuchs - zumindest in Werschweiler . Peter Volz berichtet, dass er Nachricht von der Göckelmühle habe. Dort gibt es Küken. Sie sollen Anfang Juni geschlüpft sein.

Jean-Jacques nähert sich von weitem. Vor dunklen Wolken zieht er Kreise über seinem Zuhause. Derweil denken die Naturschützer , zu denen inzwischen auch Richard Linxweiler, Koordinator der Aktion Storch, gestoßen ist, über die Zukunft der Werschweiler Störche nach. Muss etwas verändert werden am Nistplatz? Gelz plädiert für einen neuen Horst, die Plattform sei in Ordnung. Die Frage, wie viele Storchenbabys das Storchenpaar hatte, konnten die Experten nicht klären. Aber egal ob zwei oder drei - die Enttäuschung über die toten Jungtiere ist groß.

Die Wolkendecke über Werschweiler reißt kurz auf und die Sonne kommt hervor. Es bleibt die Hoffnung, dass die Tiere im nächsten Frühling wieder kommen und bei besserem Wetter gesunde Storchenkinder aufziehen.

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