Ingo bringt Post zum Christkind

St Wendel · Kinderaugen zum Leuchten zu bringen und die Tradition des Briefeschreibens zu bewahren: Das ist die Motivation von Ingo Jaudt. Der 43-jährige Briefträger hat 2008 die Aktion „Briefe ans ´Christkind“ gestartet. Bis heute haben mehr als 2000 Schüler mitgemacht.

 Ingo Jaudt (Mitte) mit der Klasse 3c der Nikolaus-Obertreis-Schule. Foto: Selina Bard

Ingo Jaudt (Mitte) mit der Klasse 3c der Nikolaus-Obertreis-Schule. Foto: Selina Bard

Foto: Selina Bard
 Tochter Laura gibt ihrem Papa alias Posti Ingo die Briefe fürs Christkind. In der Mitte: Selina Bard.Foto: B&K

Tochter Laura gibt ihrem Papa alias Posti Ingo die Briefe fürs Christkind. In der Mitte: Selina Bard.Foto: B&K

Foto: B&K

Briefe verteilen, das ist Ingo Jaudts tägliche Arbeit. Zuletzt hatte er ganz besondere Post in seiner schwarzen Umhängetasche: Wunschzettel ans Christkind . In der dritten Generation sind die Jaudt-Männer schon Briefträger mit Leib und Seele. Und Posti Ingo, wie die Kinder ihn nennen, kennt auch die zu dieser Jahreszeit wichtigste Adresse: die vom Weihnachtspostamt in Engelskirchen. Dahin gehen die Briefe der Kinder. Aber wie erreichen sie das Christkind ? Das wird Jaudt oft von den Kleinen gefragt. Seine Antwort: In dem Postamt stapeln viele Helfer die Briefe ans Christkind in einem Raum. "Nachts kommt das Christkind und holt die Wunschzettel ab", so der 43-Jährige.

702 Schüler haben zusammen mit Posti Ingo in den vergangenen Wochen ihre "Briefe ans Christkind " geschrieben. Inzwischen besucht der Briefträger vor Weihnachten 31 Schulklassen an fünf Schulen in Ottweiler und der Kreisstadt St. Wendel . Darunter auch die Nikolaus-Obertreis-Schule. Begonnen hat die Aktion eher zufällig. Jaudt brachte regelmäßig Post in den Urweiler Kindergarten. Bald fing er an, in seinen Pausen mit den Kindern zu spielen, schrieb vor Weihnachten erste Wunschzettel mit ihnen. Später besuchte er seine Schützlinge in der St. Wendeler Grundschule. Und so entstand im Jahr 2008 die Aktion "Briefe ans Christkind ". Am Anfang machten 40 Schüler mit, ein Jahr später waren es bereits doppelt so viele. Stetig ist die Zahl gestiegen. "Ein Selbstläufer", sagt Selina Bard, Lehrerin an der Nikolaus-Obertreis-Schule. Jaudt sei inzwischen absolut populär. "Er ist der Star auf dem Schulhof, auch wenn er gerade nur die Post austrägt", sagt sie und lächelt.

Das liege daran, dass er aus dem Schreiben der Wunschzettel ein Event mache mit Plätzchen und Musik. Außerdem nehme er sich viel Zeit und plaudere mit den Kindern. Vom Weihnachtsmann ist übrigens keine Rede, wenn Posti Ingo kommt und die Wunschzettel verteilt. Die werden liebevoll von den Erst- bis Viertklässlern gestaltet. "Selbst die, die nicht wirklich ans Christkind glauben, machen mit", verrät die 29-jährige Lehrerin. Weihnachtsbäume, Krippenszene oder das Christkind , dargestellt als Engel, sind beliebte Motive der Kinder. Und diejenigen Schüler , die ihren Brief besonders schön verzieren, bekommen von Jaudt schon mal Geschenke.

Ob alles Gewünschte an Heiligabend tatsächlich unter dem Tannenbaum liegt, kann Jaudt nicht versprechen. Denn ein Wunschzettel sei kein Bestellzettel, erinnert der 43-Jährige. Aber über eines können sich die Kinder auf jeden Fall freuen: einen Brief vom Christkind .

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