„In jeder Herausforderung steckt eine Chance“

St. Wendel · Wer heute in ein SB-Warenhaus einkaufen geht, der erwartet nicht nur eine große Auswahl an Lebensmitteln, sondern auch an Kleidern, Schuhen, Schmuck, Spielwaren, Büchern. Und, und, und. Ein Unternehmen, das diese Entwicklung entscheidend mitgeprägt hat, ist Globus. Wie es dazu kam und über die Firmenphilosophie berichtet Globus-Geschäftsführer Thomas Bruch im SZ-Gespräch.

 Blick auf den Globus-Einkaufsmarkt in Güdingen. Foto: Becker&Bredel

Blick auf den Globus-Einkaufsmarkt in Güdingen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Ein Blick nach St. Wendel vor 50 Jahren. Die Menschen kaufen in kleinen Geschäften vor Ort ein. Das Großhandels-Unternehmen Bruch beliefert Einzelhändler im St. Wendeler Land und unterhält seit 1953 ein kleines Selbstbedienungsgeschäft im Stammhaus am Dom. Das erste in der Stadt St. Wendel . Landesweit machen in den fünfziger Jahren die ersten Selbstbedienungsgeschäfte auf. Ein tiefgreifender Wandel bahnt sich an.

Den auch Dr. Walter Bruch, Inhaber der Lebensmittelgroßhandlung in St. Wendel , und Werner Martin, Inhaber von Möbel Martin, kommen sehen. Und den sie mitgestalten wollen. 1963 lernen sich die beiden kennen. Martin hatte in Schweden großflächige Einkaufsmärkte gesehen, Bruch bei seinen Reisen durch die USA. Beide glauben, dass diesen Märkten die Zukunft gehört. Den ersten für die damalige Zeit großen Verbrauchermarkt eröffneten die Beiden 1966 in Einöd, erinnert sich Thomas Bruch. In Einöd deshalb, weil Walter Bruch den Einzelhändlern in St. Wendel und Umgebung keine Konkurrenz machen wollte.

Die kam dann mit der Firma Asko, die auf dem Gelände des heutigen Baumarktes ein SB-Warenhaus errichten wollte. Bruch musste reagieren, eröffnete im November 1970 den Globus-Einkaufsmarkt am Wirthembösch. Zuvor wurden dort nur Waren an die Einzelhändler verkauft (C&C).
Die Idee kam an

 Die Mitarbeiter sind für Thomas Bruch Quellen für Ideen und Innovation. Hier eine Archivaufnahme aus einem Globus-Einkaufsmarkt. Foto: Globus

Die Mitarbeiter sind für Thomas Bruch Quellen für Ideen und Innovation. Hier eine Archivaufnahme aus einem Globus-Einkaufsmarkt. Foto: Globus

Foto: Globus
 Würdigung: Seit 2003 trägt das Kaufmännische Berufsbildungszentrum in St. Wendel offiziell den Namen Dr.-Walter-Bruch-Schule. Das Archivfoto entstand damals bei der Feierstunde. Foto: atb

Würdigung: Seit 2003 trägt das Kaufmännische Berufsbildungszentrum in St. Wendel offiziell den Namen Dr.-Walter-Bruch-Schule. Das Archivfoto entstand damals bei der Feierstunde. Foto: atb

Foto: atb

"Das Unternehmen stand damals vor der Alternative, unterzugehen oder auch an Endkunden zu verkaufen", so Thomas Bruch. Um aber den meist langjährigen Kunden entgegenzukommen, habe man diesen angeboten, sich als stille Gesellschafter an dem neuen Markt zu beteiligen.

Thomas Bruch: "Das Revolutionäre an diesen neuen Märkten war, diese Geschäfte so groß zu machen." 3000 bis 4000 Quadratmeter seien damals eine gewaltige Größe gewesen. Zudem habe man das umfassende Sortiment an Lebensmitteln mit vielen anderen Sortimenten aus dem Non-Food-Bereich kombiniert.

Die Kunden strömten in die neuen Warenhäuser, das Modell kam und kommt an. Heute gehören zur Globus-Gruppe rund 160 Märkte, SB-Warenhäuser, Drive-Stationen, Baumärkte und Elektrofachmärkte, die mehr als sechs Milliarden Euro Gesamtumsatz erzielen. Rechnet man die Standorte in Tschechien und Russland hinzu, beschäftigt Globus 36 000 Menschen.

"Das war in den sechziger Jahren eine existenzielle Entscheidung", sagt Thomas Bruch. Was aber wäre die Alternative gewesen? Bruch: "Manchmal ist es das größere Risiko, etwas nicht zu machen. Wenn man weiß, es gibt Konkurrenz und macht nichts, ist das auch eine Entscheidung." Schließlich sei man verantwortlich für das, was man tue, aber auch für das, was man nicht tue.

Thomas Bruch betont: "Wir haben uns immer angepasst an die Erwartungen der Kunden. Deshalb hat sich das Unternehmen seit der Gründung 1828 so stark verändert." Unter diesem Aspekt sieht Bruch auch neue Entwicklungen. Wie zum Beispiel das Online-Geschäft. Zwei Drive-in-Märkte hat Globus schon eingerichtet. Hier können Kunden Waren im Internet bestellen und dann an einem Schalter des Marktes abholen. "Das ist noch kein großes Geschäft, aber es entwickelt sich", so der Geschäftsführer . Online gehe aber über den reinen Verkauf von Waren im Internet hinaus. Bruch: "Das Internet verändert die Kommunikation mit den Kunden. Wir müssen deshalb neue Wege zu diesen finden." Worin er aber kein Problem sieht. Denn in jeder neuen Herausforderung stecke auch eine Chance. Der Wandel ist stetiger Begleiter des Handels. So ändere sich zum Beispiel das Sortiment der Einkaufsmärkte ständig. Erheblich ausgebaut habe man zum Beispiel die Bio-Produkte und Lebensmittel für Allergiker. Auch sei Globus nicht nur Verkäufer, sondern auch Hersteller, so bei Fleisch und Wurst oder bei Backwaren. Der größeren Nachfrage nach lokalen und regionalen Waren komme man nach.

Diese Entwicklungen werden laut Bruch wesentlich von den Mitarbeitern seiner Märkte beeinflusst. "Alles Neue kommt von den Mitarbeitern. Sie sind Quellen für Ideen und Innovationen." Dieses Engagement ist ihm besonders wichtig. Bruch: "Wie können wir es unseren Mitarbeitern ermöglichen, in ihrem Bereich Dinge voranzubringen?", dies sei eine wichtige Führungsaufgabe. Er spricht da von "Ermöglichungskultur". Dies ist auch ein Thema bei Seminaren für Nachwuchs-Führungskräfte des Hauses, für die sich Thomas Bruch selbst mehrmals im Jahr Zeit nimmt. "Wir sehen die Mitarbeiter als Grundlage für den Erfolg des Unternehmens. Gute Bedienung und Beratung sind für uns ganz existenziell", betont Bruch.

Deshalb würden auch durch neue Techniken Mitarbeiter in den Märkten nicht überflüssig, auch wenn sich die Anforderungen verändern. Als Beispiel für die Identifikation mit dem Unternehmen verweist er darauf, dass mehr als 10 000 Beschäftigte stille Gesellschafter sind. Über 1000 allein am Standort St. Wendel . Dort arbeiten übrigens in den Märkten und der Koordination insgesamt 1800 Menschen. 1828: Franz Bruch gründet in St. Wendel einen Kolonialwarenladen und gibt sein Versprechen der "billigsten und reellsten Bedienung" bekannt, was in heutigen Worten das Versprechen von Ehrlichkeit und Fairness bedeutet.

1865: Joseph Adam Bruch übernimmt die Kolonialwaren-Handlung seines Vaters und leitet sie bis 1905.

1905: Die Firmenleitung geht an Joseph Karl Bruch über. Er baut die Firma zur Großhandlung aus. Beliefert wird zu Beginn noch per Pferdekutsche.

1928: Globus führt die ersten Eigenmarken ein.

1949: Walter und Franz Josef Bruch übernehmen die Leitung des Unternehmens. Sie werden Globus vom Großhändler zum modernen Verbrauchermarkt umgestalten.

1963: Dr. Walter Bruch und Werner Martin lernen sich kennen. Beide hatten bei Auslandsreisen großflächige Einkaufsmärkte gesehen und waren der Meinung, dass diesen Märkten auch in Deutschland die Zukunft gehören würde.

1966: In Homburg-Einöd eröffnen Bruch und Martin den ersten großflächigen Verbrauchermarkt.

1969: Die Häuser in Gensingen und Saarbrücken werden unter dem Namen "Globus" eröffnet. 1970 folgt St. Wendel .

1980: Thomas Bruch wird Mitglied der Globus-Geschäftsführung.

1986: Globus weitet mit einem eigenständigen Baumarkt in Zweibrücken sein Angebot aus.

1992: Das erste von 13 SB-Warenhäusern in den neuen Bundesländern öffnet seine Pforten in Isserstedt (Thüringen).

1994: Globus weitet sein Angebot mit der Eröffnung des ersten Alphatecc-Elektrofachmarkts aus. Dieser ist in Losheim.

1996: Globus geht nach Tschechien: Der erste Hypermarkt in der Nähe von Brno macht das Unternehmen international.

2006: Globus ist das erste Mal in Russland: "Hyperglobus" in Scholkovo bei Moskau.

2008: Mit dem SB-Warenhaus in Kaiserslautern ist das 40. SB-Warenhaus in Deutschland eröffnet.

2010: Globus expandiert verstärkt im Rhein-Main-Gebiet und eröffnet im Herbst den Markt in Hattersheim.

2011: Der erste Globus-Drive in Ensdorf bei Saarlouis wird eröffnet.

2014: Globus betreibt in Deutschland 46 SB-Warenhäuser, 85 Fachmärkte (Hela und Baumärkte), acht Alphatecc-Elektrofachmärkte und zwei Globus-Drive-Stationen. Hinzu kommen 15 SB-Warenhäuser mit Baumärkten in Tschechien und neun SB-Warenhäuser in Russland. (Quelle Globus)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort