In der Geschäftswelt geht es rund

St Wendel · Die meisten Menschen kaufen gern ein. Aber nicht automatisch im Geschäft vor Ort. Und immer öfter im Internet. Der Handel ist im Wandel. Trotz steigender Umsatzzahlen. Wie sieht das im Land und in der Region aus? Welche Risiken und Chancen stecken in der neuen Entwicklung? Das sind Themen der SZ-Serie „Handel im Wandel“.

 Verkaufsoffene Sonntage sind nach wie vor Publikumsmagnete. Dieses Archivfoto entstand in der Bahnhofstraße von St. Wendel bei einem verkaufsoffenen Sonntag im Juni 2013. Foto: B&K

Verkaufsoffene Sonntage sind nach wie vor Publikumsmagnete. Dieses Archivfoto entstand in der Bahnhofstraße von St. Wendel bei einem verkaufsoffenen Sonntag im Juni 2013. Foto: B&K

Foto: B&K

Der Einzelhandel im Saarland hat sich im vergangenen Jahr besser entwickelt als im Bundesdurchschnitt. Auch für dieses Jahr ist der Einzelhandelsverband optimistisch. Alles im grünen Bereich, könnte man auf den ersten Blick meinen. Dem ist aber nicht so. Zum einen profitieren von dem Aufschwung nicht alle Branchen gleichermaßen. Zum zweiten erwächst den stationären Geschäften unter anderem mit dem Internethandel eine immer stärkere Konkurrenz.

Darüber hinaus setzen viele Kunden auf Toplagen, wollen den Großeinkauf zum Erlebnis machen. So geraten kleinere Zentren unter Druck, könnte sich diese Entwicklung für Geschäfte im ländlichen Raum nach Ansicht des Einzelhandelsverbandes als existenzbedrohend erweisen.

Die Konzentration lässt sich im St. Wendeler Land auch an Zahlen festmachen. So ist die Anzahl der Betriebe im Handel im Landkreis St. Wendel von 819 im Jahr 2006 auf 746 im Jahr 2012 zurückgegangen. Das hat Julian Schneider von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises anhand von Daten des Statistischen Landesamtes ermittelt.

Im Gegensatz dazu sei die Beschäftigtenzahl in dieser Zeit von 3458 im Jahr 2006 auf 4097 im Jahr 2012 gestiegen. Gewachsen ist laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft auch deutlich der Umsatz. Das heißt, weniger Geschäfte mit mehr Mitarbeitern haben insgesamt mehr Geld verdient. Wobei in diese Zahlen des Statistischen Landesamtes der Einzel- und Großhandel mit einfließt, ebenso die Autowerkstätten. Es sind im St. Wendeler Land in den vergangenen Jahren aber nicht nur Geschäfte geschlossen worden, sondern in fast jeder Kommune sind neue Nahversorgungszentren entstanden. Dort haben sich oftmals Vollsortimenter und Discounter nebeneinander angesiedelt, so beispielsweise in Tholey, Otzenhausen und in Eisweiler.

Auswirkungen auf den Handel hat natürlich auch der demografische Wandel. Im Landkreis St. Wendel leben immer weniger Menschen, die immer älter werden. Wobei gerade die ältere Generation eine wichtige Klientel für den Einzelhandel sein kann. Denn Ältere sind oftmals besonders treue Kunden.

Andererseits macht sich der Fachkräftemangel im Einzelhandel bemerkbar. So haben zwar im vergangenen Jahr im Saarland 750 junge Menschen Ausbildungsverträge abgeschlossen, um Kaufmann, Kaufrau oder Verkäuferin oder Verkäufer zu werden. Es konnten aber laut Einzelhandelsverband nur 75 Prozent der Ausbildungsplätze besetzt werden.

Das Thema Handel im Wandel hat viele Facetten. Einige wird die SZ in ihrer Serie aufgreifen. Da kommen Experten zu Wort, die sich mit dem Thema wissenschaftlich beschäftigen. Aber auch Fachleute vor Ort und die Einzelhändler selbst, die über ihre aktuelle Situation berichten.

Hans-Josef Scholl, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises, zum Standortfaktor Handel befragt, unterstreicht: "Der Handel hat eine enorme Bedeutung für das St. Wendeler Land. Und wird sie auch weiter haben." Denn er sorge dafür, dass Wertschöpfung in der Region bleibe. Scholl: "Wir haben eine große Kaufkraft im Landkreis. Je besser das Angebot in der Region ist, desto mehr Kaufkraft wird hier gebunden."

> Siehe dazu auch die Sonderseite auf der , unter anderem mit einem Gespräch mit Hans Agostini, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Saarland.

Zum Thema:

Auf einen Blick4,3 Milliarden Euro betrug nach Schätzungen des Einzelhandelsverbands Saar der Umsatz des Einzelhandels im Saarland 2013. Laut Verband ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber 2012. Für 2014 soll beim Wachstum eine Zwei, mit etwas Glück eine Drei vorm Komma stehen, sagt Verbands-Präsident Hans Agostini - bundesweit werden plus 1,5 Prozent erwartet.Mehr als 42 000 Menschen waren im Juni 2013 im saarländischen Einzelhandel beschäftigt. 750 neue Ausbildungsverträge wurden 2013 geschlossen. 416 für Kaufleute im Einzelhandel (dreijährige Ausbildung), 334 für Verkäuferin und Verkäufer (zwei Jahre Ausbildung). pum

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort