Im Zeichen der Menschlichkeit

St Wendel · Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Roten Kreuzes wurde eine Ausstellung konzipiert. Sie erinnert unter anderem mit lebensgroßem Fotografien an Menschen, die sich bei der Hilfsorganisation engagiert haben.

 Gäste der Ausstellungseröffnung im St. Wendeler Landratsamt. Foto: Daniel Bittner

Gäste der Ausstellungseröffnung im St. Wendeler Landratsamt. Foto: Daniel Bittner

Foto: Daniel Bittner

"Menschen setzen Zeichen" heißt es zurzeit und noch bis Mittwoch, 30. November, im Foyer des St. Wendeler Landratsamtes. In der gleichnamigen Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen zeigt das Rote Kreuz an der Saar beispielhaft sechs Lebensläufe von Helfenden, zudem gibt es Exponate zur Geschichte der Hilfsorganisation. "Unsere Gesellschaft wäre ohne die zahlreichen Ehrenamtler, die sich in Hilfsorganisationen engagieren, nicht nur ärmer. Ohne sie ist unser Zusammenleben kaum vorstellbar. Sie bilden das Fundament, sind immer zur Stelle, wenn Hilfe nötig ist. Das saarländische Rote Kreuz hat über 6000 ehrenamtliche Mitarbeiter, hinzu kommen mehr als 2300 hauptamtliche", sagte Landrat Udo Recktenwald , zugleich Vizepräsident des saarländischen Roten Kreuzes, zur Ausstellungseröffnung.

Die 150-jährige Geschichte des Roten Kreuzes im Saarland ist so geprägt von geschichtlichen Veränderungen wie das Land selbst. Unterschiedliche Namen innerhalb unterschiedlicher Staats-Strukturen prägten in der Vergangenheit das Bild der Organisation. Doch eines ist und bleibt bezeichnend für das Rote Kreuz an der Saar, ganz gleich, ob unter dem Namen "Saarländischer Rotkreuzverein" (bei seiner Gründung am 24. Juni 1866 in St. Johann), "Saarländischer Sanitäts- und Hilfsdienst" und "Saarländisches Rotes Kreuz" (in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg) oder "Deutsches Rotes Kreuz , Landesverband Saarland" (ab 1956): das außerordentliche Engagement derer, die ihr Wirken auf ganz unterschiedlichste Art in den Dienst anderer Menschen gestellt haben und dies heute noch tun.

Gesichter der Organisation

Daher rückt die Ausstellung die in den Mittelpunkt, die dem Roten Kreuz Gesicht, Seele, Herz und Hand geben - gestern und heute, erklärte Geschäftsführer Michael Burkert . Er hob insbesondere den humanitären Charakter des Roten Kreuzes hervor und verwies darauf, dass die Menschen, die sich ehrenamtlich im Roten Kreuz engagieren, immer vor Ort sind, wenn Hilfe benötigt wird. Gleich zu welcher Uhrzeit und Tageszeit sie gerufen werden, erfüllen sie ihren humanitären Auftrag im Rettungsdienst, im Sanitätsdienst, in der Pflege und anderen Aufgabenfeldern, so Burkert weiter. Der Geschäftsführer erinnerte daran, dass die Organisation schon zu Beginn vor großen Herausforderungen gestanden habe: Stichwort Deutsch-Französischer Krieg 1870/71. Das Einsatzspektrum sei aber auch in Friedenszeiten bemerkenswert. Hier nannte Burkert die Säuglingsfürsorge, Milchspenden für Schulkinder, Tuberkulosebekämpfung, Suchdienst nach den Weltkriegen, die Organisation von Jugendgruppen, "aber auch die Krankenpflege der alten Menschen in den Gemeinden". So könne man erkennen, dass schon zu Beginn die soziale Arbeit des Roten Kreuzes einen hohen Stellenwert gehabt habe.

Selbacherin rettete Soldaten

Sechs Biografien zeigt die Ausstellung, sechs Geschichten von Menschen, die zu den unterschiedlichsten Zeiten und unter den unterschiedlichsten Herausforderungen für das Rote Kreuz aktiv waren - plastisch vermittelt durch fast lebensgroße Fotografien der Protagonisten. Wie Barbara Jung, 1912 in Selbach geboren. In den 1930er Jahren absolvierte sie in Saarbrücken eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester, war dann in verschiedenen Kriegslazaretten tätig, ab 1944 in der Nähe von Warschau. In den letzten Kriegsmonaten kam wöchentlich eine SS-Abordnung in dieses Lazarett und bestimmte, welche Soldaten zurück an die Front mussten. Fiebernde Soldaten wurden dabei generell für untauglich befunden. Barbara Jung bewahrte viele Soldaten vor dem Einsatz an der Front, indem sie ihnen am Abend vor der Visite der SS-Abordnung eine Kochsalzlösung verabreichte, die die Körpertemperatur kurzzeitig bis zum Fieber steigen ließ. Barbara Jung starb 1972.

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