Aktion Im hohen Gras droht Lebensgefahr

Leitersweiler · Jedes Jahr fallen Rehkitze den Mäharbeiten auf den heimischen Feldern zum Opfer. Freiwillige Helfer durchkämmen die Felder, um die Tiere zu retten.

 Dieses Rehkitz entdeckten Helfer im hohen Gras. Leicht wäre es zum Opfer eines Mähdreschers geworden.

Dieses Rehkitz entdeckten Helfer im hohen Gras. Leicht wäre es zum Opfer eines Mähdreschers geworden.

Foto: Birgit Rein

Es ist eine ehrenamtliche Arbeit, die mit modernster Technik das Leben von kleinen Rehkitzen rettet: Bereits im dritten Jahr suchen ehrenamtliche Helfer von Mai bis Juli auf den Gemarkungen in Leitersweiler und Grügelborn nach Rehkitzen. Der Grund: Der frischgeborene Nachwuchs der Wildtiere wird in Wiesen häufig das Opfer von Mähmaschinen. Denn Rehkitze kauern sich in den ersten Wochen bei Gefahr zusammen und laufen nicht weg. Dieser angeborene Instinkt wird den Tieren zum Verhängnis. Die Fahrer der Mähmaschinen haben keine Chance die kleinen Tiere im hohen Gras zu erkennen.

Um das Leben der Tiere zu retten, haben sich Bürger aus dem gesamten St. Wendeler Land zusammengeschlossen. Sie durchkämmen die Wiesen nach Ankündigung der Landwirte bevor diese gemäht werden. Seit neuestem kommt dabei auch modernste Technik zum Einsatz. „Erstmals haben wir in diesem Jahr zum besseren Auffinden der Kitze eine Drohne mit Wärmebildkamera eingesetzt“, berichtet Birgit Rein von der Initiative Rehkitzrettung Leitersweiler/Grügelborn.

Die Drohne, deren Anschaffung rund 3000 Euro kostete, und die durch Spenden finanziert wurde, ist für die ehrenamtlichen Helfer Gold wert. Denn ohne diese technische Unterstützung wäre es den Tierschützern nicht gelungen die vielen Flächen in so kurzer Zeit abzusuchen. Sobald ab Mai eine Schönwetterperiode angesagt ist, beginnen nämlich die meisten Landwirte gleichzeitig mit denMäharbeiten. Genauso ist es im Juni bei der Heuernte – und das sorgt dafür, dass die Anzahl der binnen kürzester Zeit abzusuchenden Flächen enorm ist.

Die Drohne mit Wärmebildkamera kommt dabei in den frühen Morgenstunden zum Einsatz. Denn nur bei einer kühleren Umgebungstemperatur kann durch die wärmere Körpertemperatur des Kitzes dieses in der Wiese über das Wärmebild entdeckt werden. „Manchmal stand einer der Helfer in der Wiese genau neben dem Kitz und hat es im hohen Gras nicht sehen können. Erst mithilfe der Navigation des Drohnenpiloten konnte das kleine Tier gesichtet und in Sicherheit gebracht werden“, verrät Rein.

Alle Beteiligten sind vom Einsatz der neuen Drohnen-Technik überzeugt. Deshalb ist auch die Anschaffung einer zweiten Drohne geplant. Dafür werden Spendengelder über das Crowdfunding-Projekt der Volksbank St. Wendeler Land gesammelt. „Das dies kein Luxus ist, darüber sind sich alle einig“, sagt Rein. Obwohl die zeitlichen Kapazitäten der Drohnenpiloten sehr ausgefüllt waren, unterstützten sie in zwei weiteren angrenzenden Ortsteilen (Hoof und Reitscheid) kurzfristig die dortige Rehkitzsuche und beeindruckten dabei den ein oder anderen Jagdpächter nicht wenig mit den Möglichkeiten dieser modernen Technik.

Ziel der Initiative Rehkitzrettung Leitersweiler/ Grügelborn ist es langfristig ein Netzwerk von ehrenamtlichen Rettern zu gründen. Denn Rehkitze fallen natürlich nicht nur in Leitersweiler und Grügelborn den Mähern zum Opfer. „Optimal wäre es, wenn jeder Ort eine eigene Drohne für diesen Zweck besäße.“ sagt die Initiatorin. „Hierfür müssen Landwirte, Jagdpächter und ehrenamtliche Tierschützer an einem Strang ziehen. Landwirte und Jagdpächter sind dazu sogar gesetzlich verpflichtet.“ Acht Landwirte die in den Gemarkungen Leitersweiler und Grügelborn Land bewirtschaften, haben dieses Jahr die Unterstützung der Helfer in Anspruch genommen und ihre „Mahd“ angekündigt. Dadurch konnten bislang 38 Rehkitze und ein Hase rechtzeitig in Sicherheit gebracht und dadurch vor Verstümmelung und Tod bewahrt werden.

 Vor den Mäharbeiten laufen freiwillige Helfer die Wiese ab auf der Suche nach Rehkitzen, die sich dort versteckt halten.

Vor den Mäharbeiten laufen freiwillige Helfer die Wiese ab auf der Suche nach Rehkitzen, die sich dort versteckt halten.

Foto: Birgit Rein
 Auch eine Drohne kommt zum Einsatz.

Auch eine Drohne kommt zum Einsatz.

Foto: Marion Chevalier

Rund 30 Helfer beteiligten sich an Suchaktionen. Und diese Zahl war auch nötig. Denn obwohl der Einsatz der Drohne das mühsame Durchlaufen großer Flächen überflüssig macht, sind freiwillige Helfer nötig. Wiesen an Waldrändern mit überhängenden Bäumen müssen beispielsweise immer noch ohne „zu Fuß“ durchsucht werden, da die Gefahr, dass die Drohne an Ästen und Baumkronen hängenbleibt und abstürzt, zu groß ist. Zusätzliche Helfer sind auch gefragt, wenn die Mäharbeiten erst viel später nach dem Drohnenflug beginnen. Ist die Zeitspanne zwischen Sucheinsatz und Mähen größer, steigt die Gefahr, dass die Geiß ihre Jungen wieder in die Wiese führt. Findet die Drohne in den frühen Morgenstunden Kitze, so wurden diese in umgestülpten Wäschekörben für eine kurze Zeit festgehalten und erst unmittelbar vor der Mahd von Helfern in Sicherheit gebracht. Mit dieser einfachen, erstmalig angewandten Methode machten die Tierschützer positive Erfahrungen.

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