„Ich wollte die Stadt verändern“

St. Wendel · Nach fast 32 Jahren als St. Wendeler Bürgermeister widmet sich Klaus Bouillon seit Mittwoch der Aufgabe als saarländischer Innenminister . In den Jahrzehnten seiner Amtszeit hat er das Gesicht der Stadt verändert.

 Lauter Bulli-Pullis: So kennen ihn die St. Wendeler: Bürgermeister Klaus Bouillon zieht am liebsten Pullover an, wenn es sein muss, auch Hemd und Krawatte. Fotos: B&K

Lauter Bulli-Pullis: So kennen ihn die St. Wendeler: Bürgermeister Klaus Bouillon zieht am liebsten Pullover an, wenn es sein muss, auch Hemd und Krawatte. Fotos: B&K

 Klaus Bouillon begutachtet als junger Bürgermeister 1987 das Projekt Bauen und Wohnen. Foto: Stadtarchiv/atb-Thiry

Klaus Bouillon begutachtet als junger Bürgermeister 1987 das Projekt Bauen und Wohnen. Foto: Stadtarchiv/atb-Thiry

Foto: Stadtarchiv/atb-Thiry
 Klaus Bouillon 1983

Klaus Bouillon 1983

 Klaus Bouillon 2014

Klaus Bouillon 2014

 In der Schloßstraße fahren 1985 noch Autos, der Schloßplatz ist Parkplatz. Heute ist der gesamte Bereich eine Fußgängerzone, hier pulsiert bei Veranstaltungen das Leben, wie etwa beim Festival der Zauberer. Fotos: Stadtarchiv/Birkenbach, B&K

In der Schloßstraße fahren 1985 noch Autos, der Schloßplatz ist Parkplatz. Heute ist der gesamte Bereich eine Fußgängerzone, hier pulsiert bei Veranstaltungen das Leben, wie etwa beim Festival der Zauberer. Fotos: Stadtarchiv/Birkenbach, B&K

 Das Konversionsgelände: jahrzehntelang Herberge französischer Soldaten, heute Freizeit- und Wirtschaftszentrum. Fotos: B&K

Das Konversionsgelände: jahrzehntelang Herberge französischer Soldaten, heute Freizeit- und Wirtschaftszentrum. Fotos: B&K

 Die Gasse beim künftigen Rathaus 2009 (links) und heute. Fotos: B&K

Die Gasse beim künftigen Rathaus 2009 (links) und heute. Fotos: B&K

Wenn das neue Rathaus im Gebäudekomplex Colbus/Schaadt eingeweiht wird, das Kulturzentrum in Hoof und das neue Schwimmbad, dann wird Klaus Bouillon vielleicht dabei sein. Allerdings nicht als Bürgermeister , der diese Bauprojekte angestoßen hat. Drei von vielen in den vergangenen fast 32 Jahren. Seit Mittwoch ist Bouillon nicht mehr Bürgermeister in St. Wendel , nach seiner Vereidigung im Landtag ist er neuer Innenminister . Eine Krönung der politischen Laufbahn des noch 66-jährigen CDU-Politikers.

Seit Januar 1983 stand Klaus Bouillon an der Spitze der St. Wendeler Stadtverwaltung, ist dienstältester Bürgermeister im Saarland. In den Jahrzehnten seiner Amtszeit hat sich viel verändert in der Stadt. Millionen Euro sind in verschiedene Bauprojekte geflossen, laut einer Bilanz der Verwaltung wurden allein in der Innenstadt 95 Prozent der Fläche saniert und modernisiert. Private und öffentliche Investitionen summierten sich danach auf rund 650 Millionen Euro. Seit 1983 seien 1300 neue Häuser in der Stadt gebaut worden, sei die Wohnungszahl auf 13 000 gestiegen.

Die Aufzählung lässt sich fortsetzen. In Bouillons Amtszeit sind mehr als 800 neue Betriebe gegründet worden, die Zahl der Arbeitsplätze hat sich auf 15 500 verdoppelt. 300 Millionen Euro wurden in den Stadtteilen in die Dorferneuerung investiert. Das Großprojekt seit Ende der 90er-Jahre war die Konversion. Aus dem ehemaligen Kasernengelände ist ein Freizeit- und Wirtschaftspark mit verschiedenen Einrichtungen entstanden, 65 Firmen und etwa 740 Mitarbeiter. All diese Zahlen stammen aus einem Infoblatt, das die Stadtverwaltung Ende des vergangenen Jahres zum Thema 30 Jahre Stadtentwicklung aufgelegt hat.

Klaus Bouillon war aber längst nicht nur Bauherr, er ist bekannt, für unkonventionelle Ideen und Vorschläge. Wenn er etwas macht, dann richtig. Beispiel Weihnachtsmarkt: Ob Figuren aus dem Erzgebirge, Pyramide, lebende Krippe, Eisrutschbahn, Mittelalterstände. Und, und, und. Er hat sich umgeschaut, den Markt zu einem der schönsten im Südwesten ausgebaut. Und dafür auch Geld in die Hand genommen. "Man muss erst einmal investieren. Sonst kriegst Du die Menschen nicht", hat Bouillon im SZ-Gespräch anlässlich seiner 30-jährigen Amtszeit gesagt. Großveranstaltungen machen ihm Spaß. Sie haben für ihn aber auch einen wichtigen Zweck, sie sind Stadtmarketing. St. Wendel werde bekannt, tausende Besucher kommen, Geld bleibe in der Stadt.

Bouillon sah seine Aufgabe als Bürgermeister nicht allein im Verwalten, sondern im Gestalten: "Ich wollte die Stadt verändern", sagte er 2013 als Beweggrund, Bürgermeister zu werden: "Die Menschen sollten mit Stolz sagen, ich bin aus St. Wendel ." Dabei müsse man auch die Kraft haben, gegen Widerstände das durchzusetzen, von dem man überzeugt ist. Was Klaus Bouillon auch getan hat, er gilt als streitbarer Zeitgenosse. Aber immer habe er St. Wendel im Blick gehabt: "Wenn ich nicht hartnäckig wäre, dann wäre die Stadt nicht da, wo wir heute sind."

"Du kannst viel bewegen", sagte er im November, zur Motivation nach 30 Jahren Bürgermeistertätigkeit gefragt. Das kann er nun weiter, als Innenminister des Saarlandes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort