„Ich gehe die Rolle als Musiker an“

St. Wendel · Eine „spektakuläre Nacht“ verspricht die Queen-Cover-Band „The Bohemians“ für ihren Auftritt am Donnerstag, 12. Januar, 20 Uhr in der Merziger Stadthalle. Der Brite Rob Comber übernimmt in dieser Show die Rolle des Freddie Mercury. SZ-Mitarbeiter Martin Trappen hat mit dem Sänger über Musik und Eigenart seines großen Vorbildes, wie und warum er gerade Mercury Tribut zollt sowie seine eigenen Präferenzen in Sachen Räucherkerzen gesprochen.

 Live: Rob Comber und Christopher Gregory als Brian May. Foto: Band

Live: Rob Comber und Christopher Gregory als Brian May. Foto: Band

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Mister Comber, wie sind Sie dazu gekommen, in einer Queen-Tribut-Band zu spielen?

Rob Comber: Ich wurde einfach gefragt, ob ich der Band beitreten würde. Der bisherige Frontmann hatte die Band verlassen. Ich fand die Idee zunächst völlig lächerlich. Ich konnte die Lieder zwar singen, aber nicht unbedingt so, wie Freddie Mercury sie gesungen hat. Ich dachte mir: "Ich sehe überhaupt nicht aus wie er, meine Stimme klingt nicht wie seine, ich kann nicht einmal Klavier spielen."

Dann hat es aber doch geklappt?

Comber: Ja. Als ich mich ernsthaft daran versuchte, merkte ich, dass ich es tatsächlich schaffen kann, in etwa so wie Freddie auf der Bühne zu sein. Ab dann musste ich schnell in die Pedale treten, meine Stimme trainieren. Gitarre spielen konnte ich schon, aber das Klavier musste ich erst noch lernen. Dazu kamen dann noch die Bewegungen und die Kostüme. Aber am Ende ist es mir gelungen und ich bin seit mittlerweile knapp 13 Jahren Mitglied der Band.

Was braucht man, um zu Freddie Mercury zu werden?

Comber: Der Gesang und das Spiel müssen zuallererst stimmen. Wenn man die Noten nicht trifft, sollte man es gleich ganz lassen. Daher gehe ich die Rolle in erster Linie als Musiker an: Die Stimme muss sitzen, das Spiel an der Gitarre und am Piano einem in Fleisch und Blut übergehen. Erst danach kann man sich daran machen, sich die ganzen kleinen Ticks und Eigenarten von Mercury anzutrainieren.

Wie meistern Sie diesen Teil der Imitation?

Comber: Schwierig. Freddies explosive Persönlichkeit auf der Bühne, die Drehungen, die Schritte, die Gesten, das sind die Sachen, die mir die größten Probleme bereiten. Ich sehe mich in erster Linie als Musiker , aber wenn der Sänger auf der Bühne keinen überzeugenden Mercury abgibt, ist die Wirkung beim Publikum nicht annähernd so groß.

Es gibt Queen-Cover-Bands, die machen das so, stehen einfach nur da und spielen die Musik. Vielen Zuschauern reicht das auch völlig, mehr erwarten die meisten gar nicht. Aber wir versuchen, dem Original so nahe wie möglich zu kommen, auch so auszusehen wie Queen, das Bild einzufangen, das die Leute von ihnen in Erinnerung haben: Freddie Mercury , Brian May , John Deacon und Roger Taylor , auf der Bühne, genau so, wie sie waren. Das ist ohne das "Showhafte" nicht zu denken. Und darin bin ich definitiv nicht der Beste, auch wenn ich finde, dass ich die Bewegungen ganz gut hinkriege. Wichtig ist, selbstbewusst aufzutreten, ob einem die "Freddie-Moves" gelingen oder nicht. Man muss mit ganzem Herzen dabei sein. Das kommt beim Publikum an und dann kann man die Zuschauer richtig mitreißen, was eine von Mercurys beeindruckendsten Eigenschaften war: Auch im größten Stadion schaffte er es, dass noch einer in der hintersten Reihe sich als Teil des Ganzen fühlte.

Wie bauen Sie Ihre Konzerte auf?

Comber: Wir nehmen uns immer einen konkreten, bekannten Auftritt von Queen als Vorbild, beispielsweise das berühmte Konzert im Wembley-Stadion 1986. Daran passen wir das Bühnenbild an, und auch die Kostüme entnehmen wir diesem Abend. In diesem Fall beginne ich die Show als Freddie in weißer Hose, knallgelber Jacke und Sportschuhen. Die Jacke werfe ich dann bald ab, streife mir später das weite T-Shirt über und trage ganz zum Schluss das komplett weiße Outfit mit Gürtel und Reif am rechten Oberarm. Mittlerweile bauen wir auch oft "Barcelona" ein. Das stammt nicht direkt von Queen, sondern von einem Solo-Album, das Mercury 1988 mit der Opernsängerin Montserrat Caballé aufgenommen hat. Passend zur großen Opern-Arie trage ich dann natürlich Smoking und Fliege.

Wie wählen Sie die Lieder für einen Abend aus dem Repertoire von Queen aus?

Comber: Das entscheiden wir gemeinsam, und mir persönlich liegt diese Aufgabe viel mehr als der Part des Frontmanns. Ich war schon immer gut im Planen, im Zusammensetzen, im Arrangieren. Das Tolle bei Queen ist, dass die Lieder allesamt brillant sind. Ich war selbst immer schon ein großer Fan, muss aber zugeben, dass ich, bevor ich der Band beigetreten war, ausschließlich die großen Hits kannte. Bei den Bohemians lernte ich dann aber auch die weniger bekannten Stücke kennen, und die sind mindestens genauso großartig. Das macht einem die Auswahl nur umso schwerer, aber letzten Endes führt nichts an den großen Hits vorbei, und davon hatten Queen mehr als genug, um einen ganzen Abend zu füllen. Wir passen die Lieder auch den Kostümen an, und die Song-Kostüm-Kombination kopieren wir wiederum direkt von Queen. Den Anfang mache ich heute Abend eben in dieser gelben Jacke und unser erster Song ist derselbe, mit dem die Jungs um Mercury Wembley 86 eröffnet haben, "One Vision".

Wie entscheiden Sie, welches Lied an welcher Stelle kommt?

Comber: Das ist immer eine schwierige Aufgabe und es gibt einiges zu beachten. Beim Ablauf ist es uns wichtig, gleich mit einem schnellen Stück zu starten und die Geschwindigkeit während des Konzerts möglichst nicht zu drosseln. Konkret heißt das, dass wir möglichst nicht zu viele langsame Nummern einbauen und diese gut im Programm verteilen. An langsameren Liedern haben wir inzwischen "Who Wants to Live Forever" und "Days of Our Lives" in das Programm eingebaut. Das zügige Tempo wird aber auch dadurch aufrechterhalten, dass ich als Mercury zum Beispiel nicht zu lange am Klavier sitze. Das wirkt einfach zu statisch und man kann das Publikum nicht richtig in Bewegung versetzen.

Um im Rhythmus bleiben, lassen wir außerdem keine Lücken zwischen den Liedern. Ein Song geht nahtlos in den anderen über, wir spielen Medleys, und speziell dann müssen das Ende des Einen und der Anfang des Nächsten gut zusammenpassen, sprich: die Tonarten müssen übereinstimmen.

Schließlich ist noch zu berücksichtigen, dass wir fast alle - ich als Freddie mehrmals - während des Auftritts das Kostüm wechseln müssen. An diesen Stellen spielen dann diejenigen, die für den nächsten Song unverändert bleiben, lange Instrumentalstücke, um für den, der sich umzieht, Zeit zu schinden.

Wie bereiten Sie sich auf einen Auftritt vor?

Comber: Ich zünde eine Räucherkerze an, kniee mich vor meinen Altar und Versuche, den Geist von Freddie anzurufen. (lacht) Nein, das stimmt natürlich nicht, obwohl ich schon von Leuten gehört habe, die das angeblich machen. Aber für mich bedeutet Vorbereitung: proben, sich aufwärmen, die Stimme ganz besonders. Das ist schon die ganze Routine. 30 Minuten vor Beginn ziehen wir uns dann alle um, und mittlerweile ist es für uns zur Gewohnheit geworden, dass immer einer ausruft, wie lange noch bis zum Auftritt: "Noch 30 Minuten! Noch 15! Noch 10!" Und so weiter. Ansonsten geht es darum, vor dem Auftritt zur Ruhe zu kommen, sich gleichzeitig schon ein wenig aufzumuntern und dann mit voller Energie auf die Bühne zu gehen.

Was bedeutet es für Sie persönlich, Teil einer solchen Tribut-Show zu sein?

Comber: Ich bin, wie alle in der Band, schon lange ein echter Queen-Fan. Eben darum bedeutet es mir sehr viel. Ich bin, seit ich 15 war, Gitarrist und als solcher wollte ich schon immer entweder David Gilmour von Pink Floyd Tribut zollen oder eben Freddie Mercury . Und dann hat mir eben genau das jemand angeboten und ich habe mich der Herausforderung gerne gestellt. So wie ich es heute sehe, ist das Beste daran, einen Job zu haben, den ich liebe. Das geht uns allen so. Weil wir möglichst nah an das grandiose Original herankommen wollen - für alle in der Band ein hochgestecktes Ziel - fühle ich mich persönlich immer wieder überfordert. Ich meine, ich versuche Freddie Mercury gerecht zu werden, wohl einer der besten Rock-Sänger aller Zeiten! Das kann einem durchaus Angst machen, aber es spornt einen auch immer wieder aufs Neue an. Wir machen es, so gut wir können, und gerade weil es so schwierig ist, wird uns nie langweilig. Letzten Endes geht es uns aber auch darum, dass jeder Einzelne, der zu unseren Konzerten kommt, eine Party feiern kann und dass alle Spaß haben.

Es ist sicherlich schwierig, aber wenn sie unter allen Queen-Songs einen Favoriten wählen müssten, welcher wäre das?

Comber: Das ist so gut wie unmöglich. Einen Einzigen kann ich nicht auswählen, aber ich kann drei Stücke nennen, die ich sehr gerne live spiele. Zum einen wäre da "Bohemian Rhapsody", einfach, weil es so ein Kult-Song ist. Es ist jeden Abend eine Herausforderung, ihn gut auf die Bühne zu bringen. Speziell die grandiose Reaktion des Publikums ist die Mühe aber immer wieder wert. Er bedeutet den Leuten viel und auch uns bedeutet er viel. Ein weiterer meiner persönlichen Favoriten ist "The Show Must Go On" - ein gigantischer Song für mich als Sänger . Und damit wir das Trio voll haben: "Death on Two Legs" ist fantastisch. Einer der weniger bekannten Songs , und wir spielen ihn auch nicht auf jedem Konzert. Ich liebe ihn, er ist so dramatisch, so intensiv, so kraftvoll. Der Liedtext ist besonders hässlich, aber das ändert nichts an seiner Qualität.

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Hintergrund Mit auf eine Reise durch die Geschichte der legendären Rockband Queen nimmt "A Spectacular Night of Queen" sein Publikum am Donnerstag, 12. Januar, um 20 Uhr in der Merziger Stadthalle. Bereits beim zweiten Titel "I want it all" hat Rob Comber, der den Part von Freddie Mercury übernimmt, das Publikum auf seiner Seite. Hits wie "Another One Bites the Dust", "A Kind of Magic", "We Will Rock You" oder "Radio Ga Ga" sind selbstverständlich Teil der Show. Mercurys unverwechselbare Stimme und Gestik wird es in der Rockgeschichte nur einmal geben. Doch die Musiker der "Bohemians" erweisen sind von ihren Vorbildern kaum zu unterscheiden: Rob Combers Persönlichkeit und Bühnenpräsenz machen ihn zum perfekten Freddie Mercury . Christopher Gregory sieht Brian May verblüffend ähnlich und man könnte meinen, dass Roger Taylor am Schlagzeug sitzt. Zahlreiche originalgetreue Kostüme und Requisiten lassen die legendären Queen-Konzerte lebendig werden. mtn Karten im Vorverkauf in allen bekannten Vorverkaufsstellen, Ticket-Hotline (0651) 9 79 07 70. kultopolis.com

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