Dreharbeiten in St. Wendel Herzogin Fergie zu Gast im Saarland

St. Wendel · Berührt vom Schicksal der Herzogin Luise möchte die Herzogin von York mehr über die Stamm-Mutter der Windsors lernen. Eine Dokumentation bringt sie an besondere Orte. Auch nach St. Wendel. So hat es kurz vor Ende der Veranstaltungsreihe zu Ehren Luises – nach der Absage der Queen – doch noch ein Royal in die Kreisstadt geschafft.

 Gruppenfoto mit Fans. Sarah Ferguson  v.li. Marie und Leonie Cullmann und Stella Bonsignore

Gruppenfoto mit Fans. Sarah Ferguson v.li. Marie und Leonie Cullmann und Stella Bonsignore

Foto: B&K/Bonenberger/

Es scheint wie ein ganz gewöhnlicher Morgen in der Nachbarstadt St. Wendel. Es ist kurz nach 10 Uhr am Montag. Die Sonne strahlt von Himmel. Vor dem Restaurant Luise sind Tische aufgestellt. An einem davon sitzt die neunjährige Leonie mit ihrer Freundin Stella, Schwester Marie, Mama Sarah Cullmann und Papa Stefan von Ehr. Letzterer hat an diesem Tag Geburtstag. Doch das Geschenk soll kurz darauf seine Tochter bekommen.

Seit einem Referat für die Schule ist Leonie begeisterter Fan der englischen Königsfamilie. Wie Papa Stefan von Ehr verrät, sei ihr Zimmer vollgestopft mit Büchern und Souvenirs der Royals. „Ich habe eine Figur der Queen, die winkt, wenn die Sonne darauf scheint“, sagt Leonie. In der zurückliegenden Nacht hat sie kein Auge zugemacht – vor Aufregung.

Ein schwarzer Kleinbus kommt um die Ecke. Leonie verstummt. Zusammen mit Stella und Marie stellt sie sich in Position. Hebt ihr selbstgebasteltes Plakat hoch. Darauf zu sehen: Fotos von der Herzogin von York, die mit bürgerlichem Namen Sarah Ferguson heißt.

Es kommt Bewegung in die Szenerie. Mehrere ZDF-Kameras werden in Position gebracht. Dann steigt sie aus dem Wagen: Fergie, wie die Herzogin liebevoll genannt wird. Lächelnd begrüßt sie den St. Wendeler Bürgermeister Peter Klär (CDU). Die Herzogin entdeckt die kleinen Fans und geht auf sie zu. Trotz Sprachbarriere plaudert sie mit den Kindern, schenkt ihnen edel bestickte Taschentücher, lässt sich mit ihnen fotografieren. Dann geht es ins Restaurant.

Kaum ist Fergie außer Sicht, bricht Leonie in Tränen aus – vor Glück. „Das ist der beste Tag in meinem Leben“, sagt sie und kann schon wieder lächeln. Auch Stella ist beeindruckt von der Herzogin. „Die ist so lieb. Aber ich habe nichts verstanden.“ Die Jüngste in der Runde schien die coolste zu sein. „Sie hat gesagt, dass ich tolle Haare habe“, sagt Marie und strahlt übers ganze Gesicht. Bei den Kindern ist die lockere Art der Herzogin gut angekommen. „Sie hat mir gesagt, ich soll ihr meine Adresse geben. Wenn ich ihr schreibe, schreibt sie mir zurück“, erzählt Leonie. Während die Neunjährige, die offiziell für diesen Vormittag von der Schule befreit wurde, schnell ihrer Oma von dem Treffen erzählen will, werden im Innern des Restaurants erste Einstellungen für eine ZDF-Dokumentation gedreht.

Die Herzogin von York bereist aktuell jene Orte, die eine Bedeutung im Leben der Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld gespielt haben. Immer an ihrer Seite: Historikerin Ulrike Grunewald. „Wir haben uns vor drei Jahren in England getroffen. Da ist die Idee zu dieser Dokumentation entstanden“, sagt Grunewald. Bei Dreharbeiten zu dem 2009 erschienenen Liebesfilm „Victoria, die junge Königin“, bei dem Fergie Produzentin war, wurde die Herzogin erstmals auf Luise aufmerksam. Der Film erzählt die Geschichte der  englischen Monarchin, die Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha geheiratet hat. Er ist der jüngste Sohn von Luise und ihrem Mann Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Daher gilt Luise als die Stamm-Mutter der Windsors.

Herzogin Luise, die von ihren Eltern frei erzogen worden war, hatte schon im Alter von 16 Jahren den konservativen und deutlich älteren Ernst I. geheiratet. Gemeinsam hatten sie zwei Söhne, doch glücklich war diese Verbindung nicht. Daher verbannte Ernst schließlich seine ungeliebte Gattin nach St. Wendel, untersagte ihr den Kontakt zu den Kindern. „Was auch immer sie getan haben mag, das den Herzog verärgert hat – dass sie ihre beiden Söhne verlassen musste und nie mehr sehen durfte, ist für mich unbegreiflich“, sagt die Herzogin von York. Das Schicksal von Luise hat sie bewegt. Sie ist „eine wahre Heldin.“

Auf deren Spuren wandelt sie an diesem Montag durch St. Wendel. Es geht hinunter ins alte Rathaus, wo Luise einst lebte. Unterwegs grüßt Fergie die Passanten, lächelt ihnen zu, schießt Selfies mit ihnen. Als sie schließlich die Treppen zum Rathaus hinaufschreitet, ist sie sichtlich berührt vom Anblick der Luise-Statue. Sie legt ihren Arm um das Bronze-Abbild Luises. „Sie ist so tapfer“, haucht sie. Die Glocken läuten über St. Wendel. „Hören Sie das?“, fragt sie die Umherstehenden. „Was für ein erstaunliches Timing.“

Es geht hinein in den Luise-Saal. Mehrere Kameras sind auf die Herzogin gerichtet, als sie Historikerin Grunewald nach Luises Zeit in St. Wendel befragt. Dabei interessiert sie auch, ob sie trotz gebrochenem Herzen und Isolation  glücklich war. „War sie“, sagt Grunewald. Denn  ihr zweiter Ehemann, Maximilian Alexander von Hanstein, schätzte sie, ließ sie sich als Frau fühlen. „Sie haben in diesem Raum geheiratet“, sagt Grunewald. Fergie wirkt nachdenklich, schaut sich um. „Es waren wohl auch die Menschen in St. Wendel, die ihr geholfen haben“, sagt die Herzogin. Den Dank dafür schreibt sie kurz darauf im Goldenen Buch der Stadt St. Wendel nieder.

Dann ist der Moment für Geschenke gekommen. Künstler Gerd Bannuscher hat ein Porträt von Fergie gemalt. „Drei Wochen habe ich daran gearbeitet“, berichtet er. Skizzen habe er vor Ort in London angefertigt, das Gemälde sei dann in seinem Atelier bei Hamburg entstanden. Feierlich enthüllt er sein Werk. „Wow, unglaublich“, sagt die Herzogin. Besonders gefällt ihr, dass der Maler Herzogin Luise im Hintergrund dargestellt hat. Das Gemälde wird sie nicht mit nach Hause nehmen. Denn sie schenkt es der Stadt St. Wendel. Aber mit leeren Händen reist Fergie dennoch nicht zurück. Bürgermeister Klär überreicht ihr ein Modell der Luise-Statue, die ihr auf Anhieb gut gefallen hat. Sichtlich gerührt umarmt die Herzogin spontan den Verwaltungschef. Dann schaut sie die Statue an und sagt: „Gemeinsam sind wir stark.“

Als Ausdruck zur Verbundenheit mit Luise hat Sarah Ferguson die Schirmherrschaft, der gerade gegründeten Luise-Stiftung (wir berichteten) übernommen. „Und sie hat gesagt, dass sie jedes Jahr einmal nach St. Wendel kommen möchte“, verrät Klär. Die Kreisstadt, so ist er überzeugt, habe einen guten Eindruck auf die Herzogin gemacht. „Es war mir wichtig, dass sie St. Wendel authentisch erlebt.“ Nichts sei inszeniert worden.

 Peter Klär schenkt Sarah Ferguson eine Modell der Luise-Bronze.

Peter Klär schenkt Sarah Ferguson eine Modell der Luise-Bronze.

Foto: B&K/Bonenberger/
 Herzliche Umarmung: Die Herzogin dankt dem Bürgermeister.

Herzliche Umarmung: Die Herzogin dankt dem Bürgermeister.

Foto: B&K/Bonenberger/
 Der Maler Gerd Bannuscher steht mit Sarah Ferguson vor dem Porträt von ihr, erklärt seine Arbeit.

Der Maler Gerd Bannuscher steht mit Sarah Ferguson vor dem Porträt von ihr, erklärt seine Arbeit.

Foto: B&K/Bonenberger/

Allein der ZDF-Drehplan gibt die Orte vor, die die Herzogin an diesem Tag besucht. So steht am Nachmittag unter anderem eine Fahrt in einer 100 Jahre alten Kutsche an. „Ich bin beindruckt von der Coolness der Herzogin“, sagt Klär. Sie sei herzlich und entspannt. Und vielleicht kommt sie schon bald wieder, um lächelnd durch die Fußgängerzone zu schlendern.

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