Heiße Reifen, coole Biker

St Wendel · Händlermeile, Achtelmeile-Bewegungsfahrt auf Retro getrimmten Motorrädern und ein Rock'n'Roll-Konzert: Das erste Wheels-and-Stones-Festival in St. Wendel trieb die Café-Racer-Szene an die Straße des Friedens. Tausende Biker ließen dort die revolutionäre Zweiradzeit aus den 1960er-Jahren wieder aufleben.

 Laut war's am Start bei den Präsentationsfahrten auf der Landstraße L 132. Fotos: Frank Faber

Laut war's am Start bei den Präsentationsfahrten auf der Landstraße L 132. Fotos: Frank Faber

Ihre Motorräder wurden im Stil der zeitgenössischen Rennmotorräder umgebaut: Stummellenker, kleine Schutzbleche, kleine Sitzhöcker, große (Alu-)Tanks und zurückverlegte Fußrasten. Die jungen, rebellischen Männer hörten dazu Rock'n'Roll, der nicht im Radio gespielt wurde, und kreierten in den 1960er-Jahren in England die Café-Racer-Szene. Diese Art des Motorradfahrens hat am Wochenende der St. Wendeler BSC (steht für Bobbler, Scrambler, Café-Racer) mit dem ersten Wheels-and-Stones-Festival aufleben lassen.

"Es ist eine Szene, die momentan boomt", sagt Mitorganisator Christoph Gebert. Eigens für die Zweirad-Nostalgiefreaks wurde die L 132 zwischen St. Wendel und Baltersweiler dichtgemacht. Mehr als 1000 Motorräder waren dort am Samstag in Reih und Glied abgestellt. Deren Fahrer verfolgten die Präsentationsfahrten der Retromaschinen über die Achtelmeile. Auch Gebert zuckelte am Gasgriff seiner frisierten Honda CB 500 T, Baujahr 1978, und raste dann mit 120 Sachen über die Asphaltpiste. "Wir wollen den 1960er-Jahre-Vintage-Stil aufleben lassen", sagte er nach seiner rasanten Bewegungsfahrt.

Die Café-Racer-Party nahe der Kreisstadt ist nach "Glemseck 101" bei Leonberg und Biarritz in Südfrankreich die dritte ihrer Art in Europa. "Welche Stadt sperrt schon gerne eine komplette Straße, und dann muss man noch das passende Gelände dafür haben", meint Achim Ertel. Der Pirmasenser lebt "Café-Racing" pur. Sein Motorrad, eine Triton, bestehend aus einem Triumph-Motor und dem Norton-Fahrwerk, hat Ertel in acht Monaten umgebaut und es in England zugelassen. "Wie es sich für diesen Lifestyle gehört", ergänzt er sofort. Für die original englischen Fabrikate Norton, Triumph oder BSA muss der Liebhaber tief in die Tasche greifen.

Oft sind es Freunde, kleine Grüppchen, die sich als "Café Racer" zusammenfinden und die Motorräder umbauen. "Und dann wollen sie auch zeigen, was sie so im Winter geschraubt haben", so Ertel. Mittlerweile gehöre die Marke BMW zu den meistverbauten Motorrädern unter den Café Racern. Aus der Faszination heraus für das Motorradfahren , so Gebert, hat der BSC mit einem einjährigen Vorlauf das Wheels-and-Stones-Festival auf die Beine gestellt. Daraus wurde ein Szenetreff, der zugleich die breite Masse ansprach. "Es sind Besucher aus ganz Deutschland, der Schweiz und aus den Benelux-Staaten nach St. Wendel gekommen", freut sich Gebert. Auf dem Vintage-Markt boten die Händler und Aussteller Zubehör und die dazugehörige Mode für den hippen Café Racer an. Ziel des veranstaltenden BSC St. Wendel war, auf der Ausstellermeile den Spirit von Entwicklern, Designern, Konstrukteuren und Garagenschraubern der Szene zusammenzubringen. Für die passende Musik sorgte die Rock'nRoll-Band The Gambles.

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 Mehr als 1000 Motorräder waren auf der Landstraße in Reih und Glied abgestellt.

Mehr als 1000 Motorräder waren auf der Landstraße in Reih und Glied abgestellt.

Hintergrund Ein Café Racer ist ein zur Rennmaschine umgebautes englisches Serienmotorrad der 1960er-Jahre. Namensgebend war das Treffen der Motorradfahrer der 1960er Jahre in den Cafés der Vororte der Großstädte wie dem legendären Ace Café in London. Von dort aus machten die Rocker die Straßen der Umgebung unsicher, was für die damalige Jugend auch Rebellion gegen vorhandene Gesellschaftsnormen symbolisierte. Die klassische Strecke für ein Rennen führte vom Ace Café zum nächsten Kreisverkehr und zurück. Diese Distanz war nach Möglichkeit zurückzulegen, ehe ein zuvor in der Musicbox angewählter Song zu Ende gespielt war. frf

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