Heilige Familie in aller Welt zuhause

St. Wendel · Auch nach dem Tod Karl Heindls sind dessen Darstellungen von Christi Geburt zu sehen. Die umfangreiche Ausstellung im Missionshaus zeigt Krippen aus verschiedenen Ländern, Materialien und Stilen. Bis 15. Januar ist die Schau noch geöffnet. Wenn wir in diesem Tempo weitergehen, sind wir heute Abend noch hier", sagt Marliese Heindl und lächelt. Mehr als 550 Exponate zählt die Krippenausstellung ihres verstorbenen Mannes Karl Heindl. "Er hat immer so viel über den Hergang der Arbeiten erzählen können", sagt sie. Ihr fallen während des Rundgangs viele Geschichten zu den einzelnen Werken ein. Es sind beispielsweise Erinnerungen an gemeinsame Urlaube. "Im Zillertal waren wir öfter. Dann haben wir immer Steine gesammelt. Der ganze Wagen war voll." Auch auf Spaziergängen hatte das Ehepaar stets eine Tüte dabei, um Moos oder besonders geformte kleine Äste hineinzupacken. "Mein Mann war ein großer Sammler." Und das aus gutem Grund, denn die Krippen , die er schuf, leben von Details und den unterschiedlichsten Materialien. Diese zu bearbeiten, sei eine Herausforderung gewesen, der er sich immer gerne gestellt habe. So ist die Szene von Jesu Geburt im Stall mal aus Holz geschnitzt, aus Ton geformt oder aus Kupfer geschaffen. Nach einem Sturm 1989 habe ihr Mann Schiefer gefunden, das vom Dach gefallen war. "Aus diesen Schieferteilen hat er dann eine Krippe gebastelt", sagt Marliese Heindl. Selbst die Figuren hat er aus Kleinstteilen zusammengefügt, ihnen gar eine Mimik aufs Gesicht gezaubert. "Was bei uns nie ausgehen durfte, war das Klebematerial", sagt die Witwe und schmunzelt. Heiß begehrtes Werkzeug war die Klebepistole.

In einer Phase, als Karl Heindl gerade nicht gut gehen konnte, brachte ihm ein Schumachermeister Lederreste. "Das passte zu meinem Vorschlag: Er soll doch mal mehr im Sitzen arbeiten." Und so wurde aus den Lederfetzen, ein Stall, ein Jesuskind, Maria, Josef, Ochs und Esel.

Ein Blickfang in der Ausstellung im Untergeschoss der Missionshaus-Buchhandlung ist die acht Meter breite Panoramakrippe. "Sie ist meine liebste Krippe. Denn ich habe die Entstehung mitgekriegt. Da gibt es so viel anzuschauen, man kann seine Blicke und Gedanken schweifen lassen."

Von 1963 bis 1999 hat ihr Mann an der Szenerie gearbeitet. Generell gefallen Marliese Heindl die eher klassischen Darstellungen. Der Krippenbauer selbst habe die afrikanischen Figuren sehr gemocht. Diese bekam er häufig von Missionaren mitgebracht. Passend zu dem Stil der Figuren hat der Künstler dann eine Umgebung entworfen - beispielsweise Hütten aus Stroh und im Hintergrund eine gemalte Savannen-Landschaft. Immer wieder seien Menschen mit Figuren oder lieb gewonnenen Gegenständen zu ihrem Mann gekommen mit den Worten: "Ich weiß, Du machst schon etwas draus."

Eine Krippendarstellung, die sich heraushebt, zeigt Figuren aus Glas, die angeleuchtet, vor einem blauen Hintergrund stehen. "Mein Mann hat die Figuren während eines Urlaubs gesehen. Und musste sie haben." Obwohl sehr modern, schätzt Marliese Heindl auch diese Krippe.

Ihren Mann hat die Darstellung von Christi Geburt schon sehr früh fasziniert. Sein Talent zeigte er mit acht Jahren. Aus Knetmasse formte er Figuren und Stall. Seine Tante habe sein Erstlingswerk in einer Butterdose aufbewahrt und es ihm schließlich für die Ausstellung gegeben. Es ist eine Welt mit kleinen und großen Krippen , ein Sammelsurium an Materialien, eine ruhige Weihnachtswelt und zugleich eine Reise durch die Kulturen.

Bis zum 15. Januar ist die Ausstellung im Untergeschoss der Missionshaus-Buchhandlung täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet

krippensammlung-heindl.de

Produktion dieser Seite:

Evelyn Schneider , Thorsten Grim

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