Schiedsspruch stößt auf Kritik Hebammen befürchten Versorgungslücken

St. Wendel · Nach dem Schiedsspruch zum Streit zwischen Krankenkassen und Hebammen (wir berichteten) befürchten die Verantwortlichen in der Region Versorgungslücken in der Betreuung werdender Mütter. Thomas Gärtner, kaufmännischer Direktor für die Marienhauskliniken in St. Wendel und Neunkirchen, schlägt Alarm: „Ich habe die Sorge, dass werdende Mütter in der Region in Zukunft nur mangelhaft versorgt werden.“

Der aktuelle Schiedsspruch beinhaltet, dass die Gebühren, die freiberufliche Hebammen abrechnen können, zwar um 17 Prozent erhöht werden. Zugleich gilt allerdings die Maßgabe, dass jede Hebamme gleichzeitig nur zwei Frauen betreuen darf. Liegt eine Frau beispielsweise 20 Stunden in den Wehen, ist ein Platz sozusagen blockiert. Dann noch ein Anruf oder ein Beratungsgespräch – und das wars.

Das bedeutet nicht nur für die Hebammen ein geringeres Einkommen, es stellt sich laut Gärtner vor allen Dingen die Frage: „Wo sollen die Frauen künftig entbinden?“ Die Kliniken im Saarland arbeiteten zum großen Teil mit freiberuflichen Hebammen zusammen und platzten ohnehin schon aus allen Nähten, erklärt Gärtner.

Gärtner rechnet damit, dass sich die Zahl der Geburten auf dem Kohlhof in Neunkirchen halbieren wird, auch in St. Wendel rechnet er mit einem starken Geburtenrückgang. Ganz einfach, weil die „Manpower“ fehle. Schon jetzt gebe es wegen ungünstiger Bedingungen – unter anderem hohe Versicherungskosten – zu wenige Hebammen. Der Schiedsspruch sorge dafür, dass weitere den Beruf an den Nagel hängen werden. Gärtner fordert, ihn unbedingt zu überdenken.

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