Handwerk wie es früher war

Otzenhausen · Ob Bronzegießen, Waffenschmieden oder Erzgewinnung – dies alles sind Handwerkstechniken, aus längst vergangenen Zeiten. Um so spannender war es, diese nun am Keltengehöft Otzenhausen zu besichtigen.

 Christoph Hechel (links) und sein neunjähriger Sohn Armin stellen eine Pfeilspitze her. Fotos: Eva Reinhard

Christoph Hechel (links) und sein neunjähriger Sohn Armin stellen eine Pfeilspitze her. Fotos: Eva Reinhard

 Besucher an den Rennöfen.

Besucher an den Rennöfen.

Konzentriert schlägt der neunjährige Armin Sauerhöfer mit einem Hammer auf einem Amboss eine glühende Eisenspitze in Form. Sein Vater Christoph Hechel gibt dem kleinen Handwerker Hilfestellung. "Das ist toll", schwärmt Armin und hält stolz das abgekühlte Eisenobjekt hoch. Mit seinen Eltern Christoph und Jeanine Hechel besucht Armin den Workshop der Gemeinde Nonnweiler und des "Freundeskreises keltischer Ringwall Otzenhausen" zum Thema antike Handwerkstechniken im Keltengehöft Otzenhausen.

An verschiedenen Stationen werden dort in nachgebauten Rennöfen Eisen aus Erz gewonnen, Schmiedetechnik, Bronzegießen und alte Pflanzen in einem Schaugarten gezeigt. "Ich finde es interessant zu sehen, wie Dinge des damaligen täglichen Bedarfs wie Werkzeuge, Waffen oder Schmuck hergestellt wurden", lobt Jeanine Hechel.

"Ich zeige beispielsweise das Arbeiten an dieser rund 80 Jahre alten Feld-Esse", erklärt Schmied Jean Collin und deutet auf eine Gußeisenfeuerstelle. Darin werde zunächst mit Holz und Schmiedekohle ein Feuer gemacht und die Temperatur mit Luftzufuhr durch einen Blasebalg beeinflusst. Schließlich werde das Eisen zwischen 850 und 1050 Grad Celsius erhitzt. Sei es dann rot glühend und biegsam, werde es mit einem Hammer geformt. "Es ist schön, noch traditionell zu arbeiten", schwärmt Collin. Der Herrsteiner habe bereits mit 15 Jahren angefangen, den Schmiedeberuf auszuüben und arbeitet heute unter anderem für Museen.

Im Keltenhaus nebenan erklärt Denkmalpfleger, Archäometallurge und Damaststahlschmied Frank Trommer das Verfahren des Bronzegießens. Nach einer theoretischen Einführung in den Grundablauf, bringen die Teilnehmer eine ausgesuchte Form mit einem Werkzeug in Sandstein ein. Anschließend wird geschmolzene Bronze in diese Negativform gegossen. So entstehen individuelle Schmuckstücke oder Werkzeuge.

"Uns ist wichtig, dass dabei nicht nur die Optik stimmt, sondern die Dinge auch funktional sind, das heißt, dass man sie genauso wie früher auch benutzen kann", beschreibt Trommer. Neugierig betrachten auch einige Besucher die Schmiedestücke und schlendern anschließend in Richtung Keltengehöftmitte.

Dort sind vier meterhohe Rennöfen aus Lehm aufgebaut. "Wir haben eine Woche lang mit rund zehn Helfern an den Öfen gebaut", so Archäologe Michael Koch. Ein Rennofen diente damals zur Gewinnung von Eisen aus Eisenerz. Dazu wurde das Erz zunächst kleingeschlagen, gesiebt und die Öfen mit Holzkohle warmgeheizt. Für die Verhüttung wurden sie dann im Wechsel mit dem zerkleinertem Eisenerz und mit Holzkohle befüllt. "Die Art und Weise mit solchen Rennöfen Eisen zu gewinnen ist heute ausgestorben, daher haben wir dieses Experiment gestartet und versuchen nachzuvollziehen, wie der Ablauf damals war", so Koch.

"Ich finde es gut, dass es noch Handwerk gibt. Wir sind es gewohnt, dass in der heutigen Zeit, alles aus Maschinen fällt. Viele sind sich gar nicht darüber bewusst, wie lange es damals gedauert hat, alles selbst zu machen und alles selbst herzustellen", fasst Jean Collin die Veranstaltung in Otzenhausen zusammen.

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