Großer Auftritt für Margarethchen

Niederkirchen · Das wohl älteste erhaltene Duett-Geläut im Saarland erhält Zuwachs. Nach mehr als 70 Jahren bekommt die evangelische Margarethenkirche in Niederkirchen wieder eine dritte Glocke. Die beiden historischen Glocken wurden im vergangenen Jahr 600 Jahre alt. Beide Ereignisse sollen an diesem Samstag, 20. Juni, groß gefeiert werden.

 Pfarrer Stefan Werner steht hier an der neuen Glocke der protestantischen Kirche in Niederkirchen. Foto: Eric Sayer

Pfarrer Stefan Werner steht hier an der neuen Glocke der protestantischen Kirche in Niederkirchen. Foto: Eric Sayer

Foto: Eric Sayer

"Margarethchen", heißt die neue Glocke, die mit einem Gewicht von 244 Kilogramm und einem Durchmesser von 73,5 Zentimetern als kleinste Glocke das Geläut aus dem Jahr 1414 im Turm des spätgotischen Kirchbaus in Niederkirchen ergänzen wird. Mit ihr werde der mittelalterliche Gloriaklang wieder komplett, freut sich Pfarrer Stefan Werner. Derzeit lagert "Margarethchen" noch auf einer schnöden Europalette in der Kirche. Beim Festgottesdienst, zu dem neben dem pfälzischen Oberkirchenrat Michael Gärtner (Speyer) auch der Kuseler Dekan Lars Stetzenbach erwartet wird, soll das gute Stück geweiht werden. Erst später wird die Glocke ihren endgültigen Platz im Turm einnehmen. Die evangelische Kirchengemeinde Niederkirchen im Ostertal gehört zum Dekanat Kusel der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Drei Glocken hätten sich auch schon ursprünglich im Kirchturm befunden, ist in der Chronik des mittleren Ostertals zu lesen. Die kleinste war 1822 zersprungen. Sie wurde repariert, sprang aber erneut. 1917 wurde sie zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. Aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrte Soldaten stifteten 1925 Ersatz, eine Glocke der Firma Pfeifer in Kaiserslautern. Doch auch ihre Jahre waren gezählt. 1942 wurde sie ebenfalls zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Die beiden noch immer erhaltenen Glocken aus dem Jahr 1414 waren damals schon denkmalgeschützt. "Sonst wären die auch weggewesen", weiß Werner.

Die größere der 600 Jahre alten Glocken wiegt 650 Kilogramm und hat einen Durchmesser von rund einem Meter. Ihr Ton ist ein as'. Die zweite Glocke mit dem Ton b' wiegt 400 Kilogramm und misst im Durchmesser 88 Zentimeter. Gegossen wurden sie von einem Mann namens Otto, der zwischen 1375 und 1420 in Speyer wirkte. 15 Glocken aus seiner Werkstatt sind bekannt. Darunter auch eine an der Meisenheimer Schlosskirche. Eine weitere gebe es in Dörrenbach sowie in Werschweiler. Auch Konken hatte einst zwei Otto-von-Speyer-Glocken, die aber eingeschmolzen wurden.

Dass das Glocken-Duett Zuwachs erhält, war laut Werner purer Zufall. Pfarrer Bernhard Bonkhoff (ehemals Großbundenbach), Kenner von Kirchen, Glocken und Musikinstrumenten der Region, hatte seinen Kollegen im Ostertal auf die Glockenfährte geführt: "Ich habe da vielleicht was für euch", habe er den Pfarrer neugierig gemacht. Eine renommierte Kunstgießerei in der Niederlausitz, die auch das Lutherdenkmal in Worms schuf, habe eine Bronzeglocke angefertigt, die aber an ihrem Bestimmungsort nicht passte. "Deswegen haben wir sie auch billiger bekommen", schildert Werner. Der Glockensachverständige der Landeskirche hatte zuvor schon grünes Licht gegeben. "Im Dezember haben wir die Glocke dann in der Nähe von Dresden abgeholt", erzählt Werner, seit 1997 für 2200 Evangelische in Niederkirchen , Bubach, Marth, Osterbrücken und Saal zuständig. "Margarethchen" wurde privat finanziert. Die rund 5500 Euro habe ein Spender aus Saal gegeben, berichtet der Pfarrer .

Es gibt Glockenwein

Wegen des Glockenzuwachses war das Glockenjubiläum 2014 ausgefallen. Nun wird ordentlich nachgefeiert. Und zwar unter anderem mit einem speziellen "Glockenwein". Zur Feier der Einweihung ist der gute Tropfen im Pfarramt erhältlich. Der Festgottesdienst findet am Samstag, 20. Juni, um 14 Uhr in der protestantischen Margarethenkirche in Niederkirchen statt. Anschließend lädt die Gemeinde zum Kirchturmfest.

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