Weihnachtstraditionen Von Karotten für Rentiere, Keksen und Kuchen

St. Wendel · Austauschschüler und eine Heimkehrerin vom Gymnasium Wendalinum erzählen, wie der Heilige Abend und Silvester in anderen Regionen der Welt gefeiert werden.

 Sophie, Maya, Emma, Andras und Blandine (von links) vor dem geschmückten Weihnachtsbaum im St. Wendeler Gymnasium Wendalinum.

Sophie, Maya, Emma, Andras und Blandine (von links) vor dem geschmückten Weihnachtsbaum im St. Wendeler Gymnasium Wendalinum.

Foto: Evelyn Schneider

Weihnachten – auch Fest der Liebe genannt – verbinden viele mit Familie. Gemeinsam Zeit verbringen, essen und sich gegenseitig mit kleinen Gaben erfreuen. Doch was, wenn man ausgerechnet zur Weihnachtszeit viele Kilometer von den Lieben entfernt ist? Diese Erfahrung machen gerade einige Austauschschüler am Gymnasium Wendalinum in St. Wendel. Die gemeinsame Botschaft: Heimweh ja, aber auch Neugierde darauf, andere Traditionen zum Fest zu erleben.

„Hier kommt an Heiligabend das Christkind und nicht Santa Clause“, sagt Maya lächelnd. Die 17-Jährige kommt aus Colorado (USA). Dort sei es üblich, einen Teller mit Keksen und Karotten vorzubereiten. „Letztere sind für die Rentiere.“ Auch ein Glas Milch wird bereitgestellt – als Wegzehrung für den Geschenkelieferanten mit Rauschebart und rotem Gewand. „Wenn wir dann am nächsten Tag aufwachen, sind die Strümpfe mit Präsenten gefüllt und die Kekse gegessen“, erzählt Maya grinsend. In den USA ist es üblich, dass erst am ersten Weihnachtstag beschert wird. Die 17-Jährige weiß bereits einige Details, wie in ihrer Gastfamilie dieser Heilige Abend begangen wird. „Wir gehen erst zusammen in die Kirche, dann machen wir es uns zuhause gemütlich.“

Der Tannenbaum, unter dem die Familie dann zusammensitzt, ist ebenfalls etwas anders als in den USA. Das hat Andras beobachtet. Er kommt aus New Hamshire. „Hier werden meist gelbe Lichtlein benutzt, in Amerika ist es bunter“, sagt er. Außerdem würden die Dekorationsarbeiten am und im Haus nicht so früh beginnen wie hier.

In Frankreich ist es Papa Noël, der die Geschenke bringt. Dort ist Blandine zuhause. Diesen Heiligabend aber verbringt sie im St. Wendeler Land. Für sie ist es das Fest der Familie. „Ein bisschen traurig bin ich deshalb schon, nicht zuhause zu sein“, gesteht die 17-Jährige. Aber sie freue sich andererseits auch darauf, Weihnachten in Deutschland zu feiern. Und da sind ja auch noch die Grüße aus der Heimat. „Es kommen Päckchen von meiner Mutter, meiner Schwester, meiner Tante“, zählt Blandine auf und lächelt dabei.

Wie es ist, fern der eigentlichen Heimat Weihnachten zu feiern, weiß auch die 15-jährige Emma. Die Schülerin des Wendalinum-Gymnasiums war nicht nur kürzlich für einen dreimonatigen Austausch in Lima (Peru), sondern lebte auch schon mal drei Jahre in dem südamerikanischen Land. „Mit sechs Jahren bin ich nach Peru gekommen“, erinnert sich Emma. „Dort ist Weihnachten komplett anders.“ Es gebe in Lima drei Straßen, die einem Meer aus Lichtern gleichen. „Dort sind wir an Heiligabend durchspaziert, ehe das Feuerwerk gezündet wurde.“ Danach werde gegessen. „Die Tannenbäume sind riesig und oft mit weißem Kunstschnee überzogen“, erzählt Emma. Was ja seltsam sei, denn in Peru gebe es gar keinen Schnee. Ebenso großzügig bemessen wie der Weihnachtsbaum seien auch die Geschenke.

Sophie sitzt an Heiligabend mit ihrer Familie in Italien, genauer gesagt Südtirol, zusammen. Pünktlich zum Fest endete ihr dreimonatiger Schüleraustausch in Deutschland. Die 17-Jährige verbindet mit Weihnachten auch einen ganz speziellen Kuchen: Panettone. „In meiner Familie essen wir sechs solcher Kuchen“, sagt Sophie und lacht. Das Backwerk sei auch ein beliebtes Präsent und liege unter vielen Weihnachtsbäumen. Der Schmuck daran sei ähnlich bunt wie in Amerika. „An Heiligabend spielen wir die ganze Nacht Karten um Geld“, erzählt Sophie. Um Mitternacht würden dann die Geschenke ausgepackt. „Die überreichen wir einander und legen sie nicht unter den Baum.“ Das Christkind hat in Italien keine Tradition, hier warten die Kinder auf den Weihnachtsmann. Zum Fest der Liebe denkt Sophie auch immer an Menschen, denen es nicht so gut geht. Jahr um Jahr schicke sie ein Paket mit Geschenken nach Afrika.

Während Weihnachten für Blandine das Fest der Familie ist, verbringt sie Silvester eher mit Freunden. Zuhause würde sie bei Raclette oder Käsefondue zusammensitzen. Raclette zum Jahreswechsel – das sei auch der Plan in Andras Gastfamilie. „In Amerika ist es auch Tradition, dass wir Vorsätze für das neue Jahr fassen wie gesund zu essen oder mehr Sport zu treiben“, erzählt er schmunzelnd. Die Erfolgsquote sei ähnlich niedrig wie in Deutschland. „In Peru schauen die Menschen zum Jahreswechsel das Feuerwerk und gehen dann zu den Nachbarn“, erinnert sich Emma. Die 17-jährige Sophie wird am 31. Dezember zuhause in Italien jede Menge Linsen verputzen. Lachend verrät sie warum: „Linsen sehen aus wie Cent-Stücke und diese zu essen, soll den Wunsch nach mehr Geld erfüllen.“

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, merry christmas, joyeux noël, buon natale, feliz navidad.

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