Geschichte zum Anschauen und Anfassen

St. Wendel. Der Titel der Ausstellung verspricht auf den ersten Blick nichts Aufregendes - es geht hier um Gemeinderechnungen, die der jeweilige Ortsvorsteher von Oberlinxweiler erstellen musste

 Blick ins Schlafzimmer anno 1860. Foto: SZ

Blick ins Schlafzimmer anno 1860. Foto: SZ

St. Wendel. Der Titel der Ausstellung verspricht auf den ersten Blick nichts Aufregendes - es geht hier um Gemeinderechnungen, die der jeweilige Ortsvorsteher von Oberlinxweiler erstellen musste. Doch die beiden Rechnungsbücher, die vor Jahren gerade noch rechtzeitig aus der Mülltonne gefischt wurden, vermitteln nebenbei Bruchstücke der Geschichte, wie sie aus der Sicht der einfachen Leute erlebt wurde. Sie erzählt davon, wie die französischen "Schaßern" (= Soldaten, die Chasseurs) durchs Dorf zogen und Unterhalt verlangten, und wie man die vielen Währungen mit- und gegeneinander verrechnen musste. Die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum St. Wendel ist deshalb alles andere als nüchtern. Da gibt es über 500 Exponate zu sehen. Es wurde ein komplettes Schlafzimmer und eine Küche eingerichtet, zahlreiche Gegenstände für den täglichen Bedarf wurden gesammelt. Spezielle Münzwaagen (private Leihgaben) wurden zum Prüfen von Münzen auf Echtheit und Vollgewichtigkeit benutzt. Darüberhinaus gibt es Waffen, Kleider, Werkzeuge und auch Dachziegeln aus jener Zeit (Leihgabe Heimatmuseum Niederlinxweiler). Am Bildschirm kann man sich über alte Berufe informieren: Seiler, Kalkbrenner, Wagner, Sattler.An den Sonntagen, jeweils ab 15 Uhr, und an den Donnerstagen, jeweils ab 17 Uhr, gibt es Führungen zum Thema "vom Flachs zum Leinen".Vom Flachs zum LeinenHeinrich Schwingel zeigt dann, wie mühsam sich die Verarbeitung von der Pflanze bis zum fertigen Hemd gestaltete.Eine Hose, wie wir sie kennen, gibt es seit etwa 150 Jahren. Unterhosen entstanden erst viel später. Man machte sich eben "ins Hemd", nicht "in die Hose". Bis Ende des 18. Jahrhunderts trugen die Männer Beinlinge, die im Laufe der Zeit immer länger wurden und sich allmählich zur enganliegenden Hose entwickelte. Frauen trugen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts generell keine Unterhose. Dann gab es die ersten "Beinkleider" für Damen, die bis unters Knie reichten, und im Schritt offen waren. Die gezeigten Damen-Unterhosen stammen aus dieser Zeit (Leihgaben Museum Nohfelden).Bevor das Geschäft mit dem Flachs vorbei war, gab es im 19. Jahrhundert noch eine interessante Erfindung: eine Maschine, die Brache, die im Museum unten im Foyer ausgestellt ist. Mit einem Dreh wurden die ersten drei Verarbeitungsschritte (Brechen, Schwingen und Schlagen) quasi automatisch erledigt. Am Mittwoch, 7. Mai, 19 Uhr, spricht Marcel Rupp über die Kulturgeschichte des Geldes: "Geld ist also ein kostlich werth" ist das Motto des Diavortrags.Am Sonntag, 1. Juni, wird die Verschriftung der beiden handgeschriebenen Gemeindebilanzen im Rahmen einer festlichen "Finissage" vorgestellt. redÖffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Freitag von zehn bis 13 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr, Donnerstag von zehn bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Samstag von 14 bis 16.30 Uhr, Sonn- und Feiertag von 14 bis 18 Uhr.

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