Genesung des Uhus grenzt an ein Wunder

Hoof · Ein 19 Jahre alter Uhu hatte sich in Hoof in einem Schafnetz verheddert und schwer verletzt. Der Greifvogel wurde einige Monate aufgepäppelt und kann nun wieder seine Flügel in Freiheit schwingen.

 Jörg Broszeit öffnete die Kiste, und der Uhu segelte nach fünf Monaten in die Freiheit. Fotos: Daniel Ames

Jörg Broszeit öffnete die Kiste, und der Uhu segelte nach fünf Monaten in die Freiheit. Fotos: Daniel Ames

Es war ein regnerischer und kühler Oktober-Abend als Peter Volz, der Naturschutzbeauftragte von Hoof , alarmiert wurde. Ein Uhu habe sich in einem Weidezaun verfangen. Unverzüglich machten sich Helfer auf den Weg. Jörg Broszeit, ausgebildeter Falkner beim Naturwildpark Freisen, war vor Ort: "Es sah nicht gut aus. Wären wir eine halbe Stunde später gekommen, hätte es der Uhu nicht überlebt." Er hatte schlimme Abschürfungen an den Beinen erlitten; der Knochen lag frei. Normalerweise schützt ihn das Gefieder vor Wasser, da er aber kopfüber gefangen war, wurde der Vogel vom Regen völlig durchnässt und kühlte aus. Broszeit schnitt das Tier aus dem Zaun, der obendrein noch unter Strom stand.

Die nächsten Tage pflegte Broszeit den Uhu im Heizraum der Freisener Falknerei. "Er brauchte vor allem Wärme, um wieder zu Kräften zu kommen." Dort konnte auch das Alter festgestellt werden, denn das Tier war beringt. Stolze 19 Jahre hatte der Vogel auf dem Buckel - den Ring erhielt er 1999 in Gresaubach. Das Geschlecht blieb indes unbekannt, da sich männliche und weibliche Uhus lediglich in der Größe äußerlich voneinander unterscheiden - Weibchen sind etwas größer.

Daraufhin kam der Greifvogel in die Obhut von Martin Hirsch. In seiner Alschbacher Auffang- und Pflegestation versorgte er das Tier mit Salben, Schmerzmitteln und Antibiotika. "Der Genesungsprozess dauerte sehr lange. Es ist ein Wunder, dass er es geschafft hat", berichtete Hirsch. Fünf Monate brauchte es, bis der Uhu bereit war, wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Am vergangenen Freitag war es soweit. Die Helfer brachten den Uhu in einer verdunkelten Kiste auf den Steinhübel bei Hoof . Nur einige Augenblicke zögerte der stolze Greif, als die Luke geöffnet wurde. Hinaus in die Freiheit nahm er ein paar Schritte Anlauf, breitete die Flügel aus und schwang sich zielsicher empor zum Waldesrand. Von dort wird er nun wieder nächtens auf Beutezug gehen.

 Anhand eines Rings konnte das stolze Alter von 19 Jahren bei dem Uhu festgestellet werden.

Anhand eines Rings konnte das stolze Alter von 19 Jahren bei dem Uhu festgestellet werden.

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Auf einen Blick 19 Jahre sind ein stolzes Alter für einen Uhu. "Normalerweise werden die Tiere in freier Wildbahn circa zehn Jahre alt," sagt Vogelexperte Christoph Braunberger vom Naturschutzbund Deutschland . Damit sei der Hoofer Uhu wegen seines großen Erfahrungsschatzes ein sehr wertvolles Tier. In den 1980er Jahren wurde der Uhu wieder eingebürgert, nachdem er ausgerottet war. Braunberger: "Er galt lange als Schädling, weil er ein großes Beutespektrum hat." Heute leben wieder 30 bis 35 Brutpaare im Saarland; acht bis zehn davon im Landkreis St. Wendel. Der Uhu brütet gerne in Steinbrüchen und umgefallenen Wurzeltellern. Der "Steinadler der Wälder" steht in der Spitze der Nahrungskette. Er bejagt alle Tiere, die er tragen kann, darunter Rehkitze und junge Füchse. Da er bevorzugt kranke Beute macht, trägt er seinen Teil dazu bei, das ökologische Gleichgewicht zu halten. ame

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