Festschmaus oder Schmalhans Küchenmeister?

St. Wendel · Was landet Heiligabend auf dem Teller ? Ein Schwanken zwischen Glaubensfrage und purem Pragmatismus. St. Wendeler SZ-Redakteure berichten mal amüsant, mal andächtig, wie es bei ihnen an diesem Tag mahlzeitlich zugeht. Ich esse gerne. Gerne gut. Auch an Weihnachten. Wiener und Kartoffelsalat sind da meine Sache an Heiligabend nicht. Beides mag ich übrigens, aber nicht zu diesem besonderen Ereignis. An Heiligabend versammelt sich bei uns die ganze Familie. Zum Auftakt besuchen wir um 17 Uhr die Christmette. Anschließend wird zu Hause mit einem Glas Sekt angestoßen, es folgt die Bescherung. Und natürlich haben wir dann alle Hunger. Riesenhunger. Und wollen gemeinsam essen. Dieser Ablauf des Abends stellt meine Frau, eine richtig gute Köchin, vor eine besondere organisatorische Aufgabe. Denn sie will, zu Recht, nur die wirklich notwendigste Zeit in der Küche verbringen. Wir lösen das so. Als Vorspeise kommen eine vorbereitete Fisch- und eine Antipasti-Platte auf den Tisch. Das stillt den größten Hunger. Während der Christmette brutzelt zart das Weihnachtsgeflügel im Backofen, mal eine Gans, mal eine Ente. Dieses Jahr zwei lecker gefüllte Weihnachtshähnchen. Das Wildgulasch ist schon zudem fertig gebraten und muss nur noch gewärmt werden. Natürlich dürfen Rotkraut und Klöße nicht fehlen. Letztere werden gekocht, während wir die Vorspeisen verzehren. Und zum Schluss gibt es was Süßes zum Nachtisch, oft leckeres Eis. So gut gesättigt sitzen wir bis tief in die Nacht zusammen. Übrigens: Am ersten Weihnachtstag schmeckt das aufgewärmte Heiligabend-Essen mindestens genauso gut. Und am Abend geht es dann beim gemeinsamen Feiern der ganzen Sippschaft bei meinem Patenkind weiter. Da kommt in der Regel eine riesige Pute auf den Tisch. Die wir auch klein kriegen. Ein Gaumenschmaus. Alle Jahre wieder.Den Heiligabend mit Essen in Verbindung zu bringen, hat erst in meinem Erwachsenenleben an Bedeutung gewonnen. Meine Eltern hatten in Aschbach ein Geschäft, und das war am 24. Dezember bis nachmittags geöffnet. Wir Kinder waren bei Oma und Opa, bis die Eltern das Ganze mit dem Christkind geregelt hatten. Essen spielte da neben den Geschenken keine große Rolle. Von Freunden, die bei Kitzingen (Franken) einen Bauernhof hatten, bekamen wir Jahr für Jahr eine Gans, die dann an den Feiertagen mit der ganzen Familie verzehrt wurde. Die Verbindung Weihnachten und Gans hat sich bis heute gehalten. Beim Heiligabend haben sich die Schwerpunkte allerdings etwas verschoben. Hier ist inzwischen das gemeinsame Essen wichtiger als die Geschenke, weil jeder schon alles hat. Bewährt hat sich das gemeinsame Zubereiten der Speisen. Mit meiner Mutter, der Familie meines Bruders und unseren inzwischen erwachsenen Kindern ist es ein Spaß, zu schnippeln, zu brutzeln, zu probieren und uns selbst die Köstlichkeiten zu servieren. In diesem Jahr gibt es als Vorspeise Räucherfisch mit verschiedenen Soßen. Dann den Vogel und schließlich eine Trauben-Tiramisu. Und für die Vegetarier und Allergiker gibt es natürlich noch viel Gemüse, Salat und auch ein paar "Extrawürste".Zeit für die Familie. Das war für mich immer das größte Geschenk an Weihnachten. In meiner Familie haben wir vor allem Heiligabend zelebriert. Warum die wertvolle Zeit verschwenden, in der Küche zu stehen? Das war unsere Devise. Meine Eltern waren berufstätig. Wir wollten meiner Mutter ein entspanntes Fest gönnen. Zumal weder mein Vater, meine Schwester noch ich scharf auf Braten waren. Ich erinnere mich, dass eine Platte mit belegten Broten auf dem Wohnzimmertisch stand. Besonders gut sind mir die mit Gurken-, Tomaten- oder Eierscheiben in Erinnerung. Wir genossen - und genießen - den 24. Dezember bei Kerzenschein am Tannenbaum. Ohne Stress und Hektik. Und ohne Gans, Pute , Schweinebraten. Den Abend über griffen wir zu, bis die Platte leergeputzt war. Dann gab es die Teller mit Plätzchen. Heute machen wir es ähnlich. In meiner eigenen kleinen Familie hat ein anderes Essen an Heiligabend Tradition: Kartoffelwurst mit Püree und Sauerkraut. Lecker und schnell zubereitet. Da bleibt genug Zeit für einen besinnlichen Abend. Am ersten Weihnachtstag stehe ich meist etwas länger am Herd. Dann kommt die ganze Familie zu Besuch - dann soll was Besonderes auf den Tisch. Meist, was es beim Rest der Familie nicht so oft gibt. Wir wohnen in Baumholder, sind amerikanisch angehaucht. Da gab es schon T-Bone-Steaks oder panierte Shrimps. Was es diesmal gibt? Vielleicht belegte Brote . . . Produktion dieser Seite: Matthias Zimmermann Evelyn SchneiderHeiligabend bei Zimmermanns - Wochen zuvor freute ich mich als Kind auf jenen Tag, konnte es kaum erwarten. Dann war er da. Ein ganz besonderer. Kein anderes Datum verhieß vergleichbare Kulinarik. Ein Festschmaus : Wiener mit Kartoffelsalat . Frisch. Aus dem Kühlregal. Einmal im Jahr wollte Mutti nicht wie für gewöhnlich den Herd malträtieren. Das Geschenk an sie: majonäsierte Erdäpfel an Gewürzmixtur aus Glutamat und künstlichen Aromen. Fabrikneu. Wie der Tubensenf für die Würste. Die kamen vom Fleischer um die Ecke. Den täglich ein Großhändler beschickte. Mit Fertigprodukten. Als junger Spross juckte mich dies nicht die Bohne. War erpicht auf den Geschenkesegen. Langwierige Essenszeremonien Erwachsener - ein Graus. Heute bin ich - an Jahren - erwachsen. Lade die Familie an üppig gedeckte Tafel mit vielen Leckereien, so wie es in Schweden Usus ist. In meiner Fantasie zumindest. Sich Zeit nehmen, hier nachfassen, da eine Köstlichkeit probieren. Über Stunden gesellig beieinandersitzen. Das genaue Gegenteil von Schmalhans Küchenmeister. Doch da hab' ich die Rechnung ohne meine Angehörigen gemacht. Spartanisch von meiner Auffassung von Gemütlichkeit beseelt. Sobald die erste Speise naht, die ich alleine hurtig auftische, machen sich die Hungermäuler wie ausgemergelte Hyänen über die Schüsseln her. Um jenen Moment abzupassen, wenn ich Platz nehme. Dann wird hilfsbereit der Tisch abgeräumt. Ich spiele mit dem Gedanken, zu Kartoffelsalat mit Wienern zurückzukehren. Frisch aus der Kühltheke.

Was landet Heiligabend auf dem Teller ? Ein Schwanken zwischen Glaubensfrage und purem Pragmatismus. St. Wendeler SZ-Redakteure berichten mal amüsant, mal andächtig, wie es bei ihnen an diesem Tag mahlzeitlich zugeht. Ich esse gerne. Gerne gut. Auch an Weihnachten. Wiener und Kartoffelsalat sind da meine Sache an Heiligabend nicht. Beides mag ich übrigens, aber nicht zu diesem besonderen Ereignis.

An Heiligabend versammelt sich bei uns die ganze Familie. Zum Auftakt besuchen wir um 17 Uhr die Christmette. Anschließend wird zu Hause mit einem Glas Sekt angestoßen, es folgt die Bescherung. Und natürlich haben wir dann alle Hunger. Riesenhunger. Und wollen gemeinsam essen.

Dieser Ablauf des Abends stellt meine Frau, eine richtig gute Köchin, vor eine besondere organisatorische Aufgabe. Denn sie will, zu Recht, nur die wirklich notwendigste Zeit in der Küche verbringen. Wir lösen das so. Als Vorspeise kommen eine vorbereitete Fisch- und eine Antipasti-Platte auf den Tisch. Das stillt den größten Hunger.

Während der Christmette brutzelt zart das Weihnachtsgeflügel im Backofen, mal eine Gans, mal eine Ente. Dieses Jahr zwei lecker gefüllte Weihnachtshähnchen. Das Wildgulasch ist schon zudem fertig gebraten und muss nur noch gewärmt werden. Natürlich dürfen Rotkraut und Klöße nicht fehlen. Letztere werden gekocht, während wir die Vorspeisen verzehren. Und zum Schluss gibt es was Süßes zum Nachtisch, oft leckeres Eis. So gut gesättigt sitzen wir bis tief in die Nacht zusammen.

Übrigens: Am ersten Weihnachtstag schmeckt das aufgewärmte Heiligabend-Essen mindestens genauso gut. Und am Abend geht es dann beim gemeinsamen Feiern der ganzen Sippschaft bei meinem Patenkind weiter. Da kommt in der Regel eine riesige Pute auf den Tisch. Die wir auch klein kriegen. Ein Gaumenschmaus. Alle Jahre wieder.Den Heiligabend mit Essen in Verbindung zu bringen, hat erst in meinem Erwachsenenleben an Bedeutung gewonnen. Meine Eltern hatten in Aschbach ein Geschäft, und das war am 24. Dezember bis nachmittags geöffnet. Wir Kinder waren bei Oma und Opa, bis die Eltern das Ganze mit dem Christkind geregelt hatten. Essen spielte da neben den Geschenken keine große Rolle. Von Freunden, die bei Kitzingen (Franken) einen Bauernhof hatten, bekamen wir Jahr für Jahr eine Gans, die dann an den Feiertagen mit der ganzen Familie verzehrt wurde. Die Verbindung Weihnachten und Gans hat sich bis heute gehalten. Beim Heiligabend haben sich die Schwerpunkte allerdings etwas verschoben. Hier ist inzwischen das gemeinsame Essen wichtiger als die Geschenke, weil jeder schon alles hat. Bewährt hat sich das gemeinsame Zubereiten der Speisen. Mit meiner Mutter, der Familie meines Bruders und unseren inzwischen erwachsenen Kindern ist es ein Spaß, zu schnippeln, zu brutzeln, zu probieren und uns selbst die Köstlichkeiten zu servieren. In diesem Jahr gibt es als Vorspeise Räucherfisch mit verschiedenen Soßen. Dann den Vogel und schließlich eine Trauben-Tiramisu. Und für die Vegetarier und Allergiker gibt es natürlich noch viel Gemüse, Salat und auch ein paar "Extrawürste".Zeit für die Familie. Das war für mich immer das größte Geschenk an Weihnachten. In meiner Familie haben wir vor allem Heiligabend zelebriert. Warum die wertvolle Zeit verschwenden, in der Küche zu stehen? Das war unsere Devise. Meine Eltern waren berufstätig. Wir wollten meiner Mutter ein entspanntes Fest gönnen. Zumal weder mein Vater, meine Schwester noch ich scharf auf Braten waren. Ich erinnere mich, dass eine Platte mit belegten Broten auf dem Wohnzimmertisch stand. Besonders gut sind mir die mit Gurken-, Tomaten- oder Eierscheiben in Erinnerung. Wir genossen - und genießen - den 24. Dezember bei Kerzenschein am Tannenbaum. Ohne Stress und Hektik. Und ohne Gans, Pute , Schweinebraten. Den Abend über griffen wir zu, bis die Platte leergeputzt war. Dann gab es die Teller mit Plätzchen.

Heute machen wir es ähnlich. In meiner eigenen kleinen Familie hat ein anderes Essen an Heiligabend Tradition: Kartoffelwurst mit Püree und Sauerkraut. Lecker und schnell zubereitet. Da bleibt genug Zeit für einen besinnlichen Abend. Am ersten Weihnachtstag stehe ich meist etwas länger am Herd. Dann kommt die ganze Familie zu Besuch - dann soll was Besonderes auf den Tisch. Meist, was es beim Rest der Familie nicht so oft gibt. Wir wohnen in Baumholder, sind amerikanisch angehaucht. Da gab es schon T-Bone-Steaks oder panierte Shrimps. Was es diesmal gibt? Vielleicht belegte Brote . . .

Produktion dieser Seite:

Matthias Zimmermann

Evelyn SchneiderHeiligabend bei Zimmermanns - Wochen zuvor freute ich mich als Kind auf jenen Tag, konnte es kaum erwarten. Dann war er da. Ein ganz besonderer. Kein anderes Datum verhieß vergleichbare Kulinarik. Ein Festschmaus : Wiener mit Kartoffelsalat . Frisch. Aus dem Kühlregal. Einmal im Jahr wollte Mutti nicht wie für gewöhnlich den Herd malträtieren. Das Geschenk an sie: majonäsierte Erdäpfel an Gewürzmixtur aus Glutamat und künstlichen Aromen. Fabrikneu. Wie der Tubensenf für die Würste. Die kamen vom Fleischer um die Ecke. Den täglich ein Großhändler beschickte. Mit Fertigprodukten. Als junger Spross juckte mich dies nicht die Bohne. War erpicht auf den Geschenkesegen. Langwierige Essenszeremonien Erwachsener - ein Graus.

Heute bin ich - an Jahren - erwachsen. Lade die Familie an üppig gedeckte Tafel mit vielen Leckereien, so wie es in Schweden Usus ist. In meiner Fantasie zumindest. Sich Zeit nehmen, hier nachfassen, da eine Köstlichkeit probieren. Über Stunden gesellig beieinandersitzen. Das genaue Gegenteil von Schmalhans Küchenmeister. Doch da hab' ich die Rechnung ohne meine Angehörigen gemacht. Spartanisch von meiner Auffassung von Gemütlichkeit beseelt. Sobald die erste Speise naht, die ich alleine hurtig auftische, machen sich die Hungermäuler wie ausgemergelte Hyänen über die Schüsseln her. Um jenen Moment abzupassen, wenn ich Platz nehme. Dann wird hilfsbereit der Tisch abgeräumt.

Ich spiele mit dem Gedanken, zu Kartoffelsalat mit Wienern zurückzukehren. Frisch aus der Kühltheke.

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Auf einen BlickWalt Disney hat Spielsachen bereitgestellt. Es handelt sich um einen Plüsch-Donald, einen Cinderella-Rucksack, einen Mini-Mandala-Designer "Cinderella", "Rapunzels Turm der Kreativität" und um eineJunior-Lieblingslieder-Musik-CD.Wer gewinnen will, sollte uns schreiben, warum er einen Preis bekommen soll. Per Post: Saarbrücker Zeitung, Redaktion, Mia-Münster-Straße 8, 66606 St. Wendel. E-Mail: redwnd@sz-sb.de. Einsendeschluss: Dienstag, 2. Januar 2015. Das Los entscheidet (Rechtsweg ausgeschlossen). him

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