Feinste Dynamik in der Stimme

Bliesen · Eine Sternstunde geistlicher Musik war das Konzert des Tölzer Knabenchores, das der Förderverein des Bliestaldomes St. Remigius zum Abschluss des Kirchenjubiläumsjahres ermöglicht hatte. Chorleiter Christian Fliegner und seine 37 Sänger konzentrierten sich besonders auf Johann Sebastian Bach und dessen Wiederentdecker Felix Mendelssohn Bartholdy und boten auf höchstem Niveau ein anspruchsvolles und gleichzeitig äußerst abwechslungsreiches Programm.

 Die Jungen des Tölzer Knabenchores proben nur zweimal pro Woche. FOTO: B&K

Die Jungen des Tölzer Knabenchores proben nur zweimal pro Woche. FOTO: B&K

Der Tölzer Knabenchor gastierte in Bliesen . Die jungen Sänger begannen mit Bachs Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden" und zeigten im Gleichgewicht der Stimmen große Transparenz, Beweglichkeit und feinste Dynamik. Obwohl die Kinder und Jugendlichen nur zweimal wöchentlich proben, war die Vorarbeit so perfekt, dass sich der Dirigent auf sparsame Gesten beschränken konnte. Ihn unterstützten zudem sein Kollege Clemens Hauduhm am Orgelpositiv und der erfahrene Meister des Barock-Kontrabasses Werner Mayer.

In der vielgestaltigen Choralmotette "Jesu, meine Freude" verbindet Bach schlichte Kantionalsätze mit spannungsreichen drei- bis fünfstimmigen Formen. Der Chor artikulierte die Liedzeilen vorbildlich und gab den motettischen Teilen die angemessene Expressivität. Auch drei Solistenensembles durften sich wirkungsvoll einbringen.

Bei den romantischen Werken, die meist auf Psalmtexten basierten, offenbarten die Sänger weitere Qualitäten. Mendelssohns Komposition "Hör mein Bitten", von Hauduhm am Klavier begleitet, stellte dem Sopransolo das Tutti mit faszinierenden Spitzentönen und sattem Fortissimo gegenüber. Hohe Kunst des A-cappella-Gesangs erfreute bei "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" und "Richte mich, Gott". Der krönende Abschluss des Programms, "Warum toben die Heiden" (Psalm 2) forderte vom Solo bis zum Doppelchor die volle Bandbreite dramatischen Ausdrucks.

In seiner Eigenschaft als städtischer Generalmusikdirektor in Düsseldorf war Mendelssohn auch für katholische Kirchen zuständig und schrieb eine lateinische Sonntagsvesper für Männerchor, aus der ein Antwortgesang und der Hymnus ausgewählt waren. Den 14 jungen Männern gelang eine bemerkenswerte Darbietung, teils mit munter bewegtem Kontrabass als origineller Nuance.

Chor setzt auf Kirchenmusik

Neben Mendelssohn behaupteten sich zwei Meisterwerke seiner Zeitgenossen: der 23. Psalm ("Gott ist mein Hirt") von Franz Schubert , ein Glanzstück für die Oberstimmen, und Anton Bruckners kontrastreicher vierstimmiger Satz "Os justi meditabitur sapientiam" ("In des Gerechten Mund ist Weisheit").

Der Tölzer Knabenchor , vor 60 Jahren gegründet und heute öffentlich und privat gefördert, kann es wagen, ein Konzert mit ausschließlich klassischer Kirchenmusik anzubieten: der Erfolg gibt ihm Recht. So auch in Bliesen : die Kirche war bis auf wenige Plätze im hinteren Seitenschiff besetzt. Josef Schuh, als Vorsitzender des Fördervereins St. Remigius der Initiator der Veranstaltung, hatte auch die Förderer, darunter den Umweltminister als Schirmherrn sowie die Ministerpräsidentin des Saarlandes, nicht enttäuscht.

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