Open-Airs Fantastische Festivaltage in St. Wendel

St. Wendel · Am Samstag gab es Fußballvergnügen und die Fanta 4 im Bosenbachstadion. Bereits am Freitag feierten Schüler eine Freiluft-Fete.

 Volles Haus: Bereits beim Public-Viewing Deutschland gegen Schweden waren 12 000 Besucher im Bosenbachstadion.

Volles Haus: Bereits beim Public-Viewing Deutschland gegen Schweden waren 12 000 Besucher im Bosenbachstadion.

Foto: B&K/Bonenberger/

Zahllose Stunden des Planens, Vorbereitens, Organisierens: Zwei Festivaltage in St. Wendel haben den Machern, dem Team der Stadt St. Wendel, der Polizei und den Hilfskräften alles abverlangt. Aber es hat sich gelohnt.

Schon früh zogen am Samstagabend die Besucher, teils mit Deutschlandfähnchen ausgestattet, Richtung Bosenbachstadion. Dort stand ein besonderer Doppelpack an: Fußball und die Fantastischen Vier. Bereits zum Anpfiff der WM-Partie Deutschland gegen Schweden waren rund 12 000 Besucher im Stadion. Beim Konzert sollen es nach Angaben der Polizei knapp 15 000 gewesen sein. König Fußball zuliebe wurde der Start der Fanta-Show um 45 Minuten nach hinten verschoben. Die Fans mussten aber während des Spiels nicht auf ihre Idole verzichten. Ganz im Gegenteil. Die waren ihnen ganz nah, saßen quasi mittendrin. Denn vor dem Technik-Turm unweit der Bühne wurde ein Podest aufgebaut, das dank seines Mobiliars — olivgrüne Samtsessel, Stehlampe, und Tisch samt Knabbereien – wie ein Wohnzimmer anmutete. In diesem machten es sich Smudo, Michi Beck, And.Ypsilon, Thomas D. und Band bequem. Zusammen mit ihren Fans feuerten sie die deutsche Mannschaft an und machten damit ihrem ARD-WM-Hit „Zusammen“ alle Ehre. Darin heißt es „Wir sind zusammen groß“ – und so passte es wiederum, dass ausgerechnet Toni Kroos in der 94. Minute die Erlösung für die Fans brachte und das entscheidende Tor zum 2:1 schoss. Somit war das Aufwärmprogramm erfolgreich absolviert und die Party mit den Fantastischen Vier auf der Bühne konnte beginnen.

Währenddessen ein paar Meter weiter auf dem Kirmesplatz, wo die Hilfsorganisationen Quartier bezogen hatten. Ein entspannter Thomas Vogt, Chef des Ordnungsamtes der Stadt St. Wendel, verkündete zufrieden: „Die Anreise ist gut verlaufen.“ Von den zehn speziell für das Open-Air ausgewiesenen Wiesenparkflächen seien noch zwei im Bereich des Sportplatzes komplett frei. „Offenbar haben viele in der Innenstadt geparkt“, vermutete Vogt. Kaum die Anreise abgehakt, beschäftigte sich der Ordnungsamt-Chef bereits mit der Heimreise der Zuschauer.

Ebenso wie das Technische Hilfswerk (THW). „Wir bauen gerade Beleuchtung an sechs Punkten auf“, berichtete Markus Tröster, Ortsbeauftragter des THW St. Wendel. Drei Großparkplätze und drei Kreuzungen sollten ausgeleuchtet werden.

Auf dem Kirmesplatz war auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) vertreten. „Alles ruhig“, signalisierte Einsatzleiter Michael Groß. Zu diesem Zeitpunkt hatten sechs Menschen Hilfe gebraucht wegen Kreislaufbeschwerden, Wespenstich oder Schnittverletzung. Insgesamt waren an diesem Abend 140 Einsatzkräfte vor Ort, um sich um die Besucher im Ernstfall zu kümmern. Zehn weitere DRK’ler sorgten für die Verpflegung der Helfer. Damit die sich untereinander austauschen konnten, war in einem THW-Anhänger eine Einsatzleitstelle eingerichtet. Dort saßen Vertreter von Polizei, Stadt, Feuerwehr, DRK und THW zusammen.

Ein paar Meter weiter wurde bereits ausgelassen gefeiert. Die Fantastischen Vier brachten ihr Publikum zum Springen, Klatschen und Grooven. Ihr zweistündiges Programm wurde eine Art Kurzreise durch 29 Jahre Bandgeschichte. Sie mischten Songs vom neuen Album „Captain Fantastic“ mit älteren Hits wie „Sie ist weg“, „Der Picknicker“ oder „MFG“. Am Merchandising-Stand ging so mancher Fanta 4-Fanartikel über die Theke. Auch im Angebot: ein Sweatshirt mit Aufschrift „Dicker Pulli“. Der erinnert nicht nur an den Hit „Die da?!“, sondern konnte auch prompt zum Einsatz kommen. Denn es war  doch recht frisch.

Ehe sich die Band pünktlich um Mitternacht verabschiedete, schwärmte Michi Beck noch von der Stimmung. „Ich bin dankbar, dass Ihr alle noch da seid“, sagte er. Er wisse, dass es manchen angekotzt habe, dass sie später angefangen hätten. „Tut uns leid. Aber ich finde, die Kinder sehen noch ziemlich fit aus.“ Etwa elf Tage vor dem Konzert hatte der Veranstalter bekannt gegeben, dass vor dem Fanta 4-Konzert noch das WM-Spiel der Deutschen gezeigt wird (wir berichteten).

Mit dem Lied „Troy“ entließen Smudo, Michi Beck, Thomas D und Co die Fans in die Nacht. Einige blieben noch für eine Weile auf dem Gelände, andere traten direkt die Heimreise an. Gegen 1 Uhr, so meldete der St. Wendeler Polizeichef Martin Walter, war das Gelände leer. Derweil saß der Polizeirat in der Einsatzleitstelle in der Wache mit den Kollegen zusammen und ließ den Tag Revue passieren. „Alles lief friedlich und geordnet“, sagte er zufrieden. Für die größte Aufregung habe eine unbekannte Drohne gesorgt, die über das Bosenbachstadion flog Doch ehe die Polizei habe eingreifen müssen, entfernte sich das Flugobjekt auch schon wieder. Ebenfalls ein positives Fazit ziehen zeitgleich die Hilfskräfte in der letzten Lagebesprechung des Tages. 20 Behandlungen hat am Ende das DRK notiert. Martin Klees, Einsatzleiter des THW, fasst zusammen: „Alles lief geregelt ab. Es war eine top Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen.“

Bereits tags zuvor war die Kreis-
stadt im Festival-Fieber. Hatten viele das SR-Ferien-Open-Air St. Wendel als Generalprobe für das Fanta 4-Konzert am Samstag gesehen, war am Ende an Tag eins mehr zu tun. 10 000 überwiegend junge Besucher und Familien schauten sich Künstler wie Joris, Nico Santos, Nimo oder Genetikk an.

In der Spitze, so berichtete Polizei-Chef Walter, seien 5900 Besucher zeitgleich auf dem Gelände gewesen. Insgesamt gab es ein Kommen und Gehen. Das Programm bediente zunächst die Musikrichtung Pop, später war Rap angesagt. „Stimmung, Künstler und das ganze Drumherum haben einfach super gepasst. So kann sich die Premiere des SR-Ferien Open Airs in St. Wendel wirklich sehen lassen“, schwärmte St. Wendels Bürgermeister Peter Klär (CDU) nach der gelungen Fete. Als Veranstalter kümmerte sich die Stadt St. Wendel um Ablauf, Sicherheit und Logistik des Konzerts. Der Saarländische Rundfunk war für die Künstler zuständig. Dessen Intendant Thomas Kleist wagte bereits einen Blick in die Zukunft: „Wir freuen uns auf die kommenden Jahre mit dem SR-Ferien Open Air St. Wendel.“

Das DRK musste am Freitag 20 Mal helfen – bei Kleinigkeiten wie Kreislaufbeschwerden oder Wespenstich. Ähnlich wie für Samstag zog Martin Walter auch für den ersten Festivaltag ein grundsätzlich positives Fazit. Das zuvor erstellte Konzept habe gepasst. „Es war auch gut, dass die Bundespolizei mit an Bord war, quasi als Empfangskomitee am Bahnhof“, lobte der Polizeirat. Kleinere Mengen an Betäubungsmitteln haben Beamte entdeckt, eine Person wurde in Gewahrsam genommen. Auch ließen Beamte hier und da mal Jugendliche zum Atem-Alkoholtest antreten. Bei dem an beiden Festivaltagen geschalteten Bürgertelefon sei lediglich ein Anruf am Freitag eingegangen.

 And.Ypsilon, Thomas D, Smudo und Michi Beck beim Fußballschauen.

And.Ypsilon, Thomas D, Smudo und Michi Beck beim Fußballschauen.

Foto: B&K/Bonenberger/
 Blick in die Gesamteinsatzstelle auf dem Festivalgelände. Gegen 1 Uhr kommen die Vertreter von Stadt, Polizei und Hilfskräften nochmal zur abschließenden Lagebesprechung zusammen.

Blick in die Gesamteinsatzstelle auf dem Festivalgelände. Gegen 1 Uhr kommen die Vertreter von Stadt, Polizei und Hilfskräften nochmal zur abschließenden Lagebesprechung zusammen.

Foto: Evelyn Schneider

Einziger Wehmutstropfen: Nach dem Ferien-Open-Air ist es zu einer Situation gekommen, bei der zwei Polizisten verletzt wurden. Etwa gegen 21 Uhr hat eine alkoholisierte Person die Beamten zunächst beleidigt, das Nennen der Personalien verweigert und wurde dann richtig aggressiv. Wie Walter weiter berichtet, mussten die Polizisten in die Klinik, sind aktuell dienstunfähig. „Es gibt ein Video des Vorfalls“, sagte der Polizei-Chef. Eine der Body-Cams, die es seit einigen Monaten bei der St. Wendeler Inspektion gibt, lief mit. Das Material diene jetzt als Beweis.

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