Facettenreiches Diplomatenleben

St Wendel · Schüler des Wendalinum-Gymnasiums erhielten Besuch aus Frankfurt: Lawrence Randolph vom US-Generalkonsulat in Frankfurt war zu Gast in St. Wendel und stellte sich den Fragen der Gymnasiasten.

 Nach der offiziellen Fragerunde unterhält sich Konsul Lawrence Randolph vom US-Generalkonsulat in Frankfurt mit einer Gruppe Schülerinnen. Foto: Sarah Konrad

Nach der offiziellen Fragerunde unterhält sich Konsul Lawrence Randolph vom US-Generalkonsulat in Frankfurt mit einer Gruppe Schülerinnen. Foto: Sarah Konrad

Foto: Sarah Konrad

Lawrence Randolph ist ein sympathischer Typ. Groß. Dunkelhäutig. Ein Anzugträger - den Schlips lässt er aber lieber weg. Sein Heimatland sind die USA, genauer gesagt Boston. Zur Zeit lebt er jedoch in Frankfurt. In der Mainmetropole arbeitet er seit vergangenem Sommer als Konsul. Leitet die Presse- und Kulturabteilung. Randolph lacht gerne und viel. Trotz seiner Position im US-Generalkonsulat ist von Unnahbarkeit keine Spur. Er geht auf die Menschen zu, schüttelt Hände und führt "Smalltalk".

So auch bei seinem Besuch am Montag am Wendalinum Gymnasium in St. Wendel . In der Aula erzählt Randolph vor rund 150 Schülern von seiner Zeit als Diplomat. Er arbeitete jeweils sechs Monate für Hillary Clinton , Außenminister John Kerry und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice . Randolph berichtet auch über seine Einsätze in Ägypten, Algerien, Libyen, Saudi Arabien, Afghanistan, Brasilien und Washington. Anschließend erzählt er den Schülern vom langen Weg der amerikanischen Gesellschaft hin zu fairen Bürgerrechten. Er berichtet von seinen Großeltern, die wegen des Rassismus von Mississippi in den Norden auswanderten. "Meine Mutter", sagt er, "durfte wegen ihrer dunklen Hautfarbe nicht in jedem Restaurant essen." Doch in den vergangenen Jahren habe sich in den USA viel verändert. "Als mein Großvater so alt war wie ich, war es für ihn noch undenkbar, dass wir jemals einen dunkelhäutigen Präsidenten haben würden."

Zum Abschluss seines Vortrags zeigt er den Schülern, dass Menschen nicht nur in den USA, sondern weltweit für ihre Rechte kämpfen. Er ermutigt die Jugendlichen selbst teil dieser Bewegung zu werden. Die Oberstufenschüler lauschen gespannt. Besonders die Bürgerrechtsbewegung in den USA interessiert sie. "Wir beschäftigen uns zur Zeit auch im Unterricht mit dem Civil Rights Movement", erklärt Michel Schu. Der Sport- und Englisch-Lehrer hat den Besuch des Konsuls in die Wege geleitet. "Seit 20 Jahren veranstalten wir regelmäßig einen Schüleraustausch mit einer Highschool in Eugene, Oregon", erzählt Schu. So auch im vergangenen Jahr. Im Oktober reisten einige Schüler für vier Wochen in die USA. Sie lebten in Gastfamilien, besuchten den Unterricht und unternahmen Ausflüge, etwa in den nahe gelegenen Nationalpark. "Nach der Rückkehr haben wir einen Bilderabend organisiert", berichtet Schu weiter. Dazu haben die Schüler auch den Direktor des Deutsch-Amerikanischen-Instituts in Saarbrücken, Bruno von Lutz, eingeladen. "Er hat uns das Angebot gemacht, ein Gespräch mit Lawrence Randolph zu organisieren", sagt Schuh. Inklusive Fragerunde. Und auf die freuen sich die Schüler ganz besonders. Imponiert vom offenherzigen Verhalten des Konsuls, bombardieren sie ihn mit unzähligen Fragen. Ob Donald Trump denn Chancen bei der Präsidentschaftswahl hat, will ein Junge wissen. "Nein", antwortet Randolph, ohne zu zögern. Die Gesellschaft in den USA habe sich verändert. Viele Religionen und Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben würden dort zusammenleben und hätten die gleichen Rechte. "Das macht einigen Bürgern Angst", erklärt Randolph, "Trump spielt mit dieser Angst." Mit der Strategie würde er einige Wähler auf seine Seite ziehen. Die Mehrheit aber nicht, ist sich der Konsul sicher. Es folgen Fragen zu Obama, dem Waffengesetz und dem amerikanischen Schulsystem. Aber auch persönliche Dinge, wollen die Schüler von ihrem Gast erfahren. Und der erzählt von seinem Ehemann, seinen Zukunftsplänen und einem Jugendlichen, der ihn vor wenigen Wochen auf der Straße wegen seiner Hautfarbe beleidigt hat.

Nach etwa 90 Minuten muss Randolph die Fragerunde abbrechen. Sein Zeitplan ist straff durchorganisiert. Doch die Schüler wollen ihren Gast gar nicht wieder gehen lassen. Kaum hat der Konsul sein Rednerpult verlassen, schart sich eine Gruppe Schüler um ihn. Randolph ist begeistert. "Das war super heute", sagt er, "die Kinder waren so interessiert und haben so gute Fragen gestellt." Der Konsul geht regelmäßig an Schulen. Doch der Besuch in St. Wendel hat ihm besonders viel Spaß gemacht. "Normalerweise rede ich vor einer Gruppe von etwa 30 Schülern. Aber hier am Wendalinum war die ganze Aula voll", sagt Lawrence. Das zeige, wie sehr sich die Jugendlichen mit den USA verbunden fühlen.

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