Ex-Polizist kümmert sich ab sofort um Opfer

St Wendel · Franz Josef Biesel war Direktor des Landeskriminalamtes Saar. Im Ruhestand engagiert er sich beim Weissen Ring in St. Wendel.

 Franz Josef Biesel leitet künftig die Außenstelle des Weissen Rings St. Wendel. Foto: Tamara Weiler

Franz Josef Biesel leitet künftig die Außenstelle des Weissen Rings St. Wendel. Foto: Tamara Weiler

Foto: Tamara Weiler

"Was immer du tust, tue es klug und beachte das Ende." So steht es an der Wand des historischen Saals des Landratsamtes St. Wendel geschrieben. Dort wurde kürzlich der neue Leiter der Außenstelle des Opferhilfevereins Weisser Ring St. Wendel gefeiert. Franz Josef Biesel wird das Amt übernehmen. Klug zu handeln, wie oben beschrieben, liegt auch im Interesse der Arbeit des Weissen Rings, denn seine Mitglieder begleiten und unterstützen Opfer von Straftaten. Keine leichte Aufgabe, denn sie helfen dabei, das Leben der Betroffenen neu zu ordnen.

Auch Franz Josef Biesel, ehemaliger Direktor des saarländischen Landeskriminalamtes, hat während seiner Laufbahn viele Schicksale von Opfern kennengelernt. Denn er hat unter anderem sieben Jahre lang bei Mord und Sexualstraftaten ermittelt. Bereits als Kriminalbeamter war er davon beeindruckt "wie dankbar die Hilfe des Weissen Rings schon kurz nach der Tat von den Opfern angenommen wurde". Jetzt im Ruhestand will Biesel ebenfalls helfen.

Im weiteren Verlauf machte Biesel deutlich: "Die Arbeit des Weissen Rings ist kostenlos und wird jedermann - auch Nichtmitgliedern - gewährt. Wir arbeiten ehrenamtlich und nehmen keine persönlichen Vorteile und Vergütungen entgegen." Mitglieder des Weissen Rings sind beispielsweise bei Gerichtsverhandlungen dabei, einer "absoluten Ausnahmesituation für die Betroffenen", wie der Landesvorsitzender des Weissen Rings Gerhard Müllenbach berichtet. Dort müssen die aber nicht unvorbereitet hin. Zusammen mit einem Mitarbeiter des Weissen Rings können sie sich den leeren Gerichtsaal schon vorab anschauen und sich damit vertraut machen. Das soll den Betroffenen die Angst vor der Gerichtsverhandlung nehmen. Die Verantwortlichen beim Weissen Ring können auch helfen, ohne die Polizei zu informieren. Opfer häuslicher Gewalt können zum Beispiel ihre Verletzungen anonym dokumentieren lassen. "Die Untersuchungsergebnisse werden zehn Jahre lang aufbewahrt", erklärt Gerhard Ruloff, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Außenstelle des Weissen Rings Saarbrücken.

Will das Opfer dann später Anzeige erstatten, liegen die Beweise dementsprechend vor. Auch ältere Menschen will der Weisse Ring schützen. So werden die zum Beispiel über Betrugsmaschen wie den Enkeltrick aufgeklärt, bei denen vermeintliche Verwandte versuchen, ihnen Geld abzuluchsen. Generell stellt der Weisse Ring auf Wunsch des Opfers Kontakt zu Spezialisten wie Anwälten, Therapeuten und Rechtsmedizinern her.

Betroffene nicht alleine zu lassen, das ist das Hauptanliegen des Weissen Rings.

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Geschichte des Weissen Rings Vor mehr als 40 Jahren wurde der Opferhilfeverein Weisser Ring im September 1976 in Mainz gegründet. Mittlerweile zählt er 3200 ehrenamtliche Helfer und 420 Außenstellen in ganz Deutschland. Davon sind auch sechs im Saarland, unter anderem in St. Wendel, Neunkirchen und Saarbrücken. Wer sich engagieren will, wird durch Seminare zum Opferhelfer ausgebildet. Landesbüro Saarland, Infos: Tel. (06 81) 6 73 19.

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