wegen Kanalsanierung Bäume der Parkstraße fallen

St. Wendel · EVS erneuert den Kanal in der St. Wendeler Straße und muss dafür die Platanen fällen lassen.

 Noch stehen die straßentypischen Bäume in der St. Wendeler Parkstraße, aber spätestens im Frühjahr kommt der Kahlschlag.

Noch stehen die straßentypischen Bäume in der St. Wendeler Parkstraße, aber spätestens im Frühjahr kommt der Kahlschlag.

Foto: Thorsten Grim

Der Herbst ist gemeinhin die Zeit fallender Blätter und Bäume – das eine ist naturgegeben, das andere oft menschengemacht. Für letzteres stehen kreischende Motorsägen. Wenn diese ihr Säge-Werk verrichten, schreit bei vielen das Herz auf. Kaum ein Baum kann mehr gefällt werden, ohne dass sich öffentlicher Protest regt. Das gilt für Waldgehölz ebenso wie für innerstädtische Zierpflanzen. Kürzlich rückten faule Platanen auf dem Schloßplatz, die gefällt und ersetzt werden mussten, in den Blick der Öffentlichkeit. Jetzt sind es die Bäume der Parkstraße. Denn wie ein Leser-Reporter der Saarbrücker Zeitung mitgeteilt hat, sollen dort demnächst „39 Platanen gefällt werden“. Und das gehe ja wohl gar nicht. Schließlich sind es genau diese Bäume, die das Bild der innerstädtischen Straße entlang des Stadtparks prägen.

„Wir sind nicht diejenigen, die die Bäume fällen“, erklärt Stadtsprecher Volker Schmidt auf Nachfrage. Aber es stimme schon, was der Leser-Reporter der SZ mitgeteilt hat. „Der Entsorgungsverband Saar muss dort Kanalarbeiten erledigen“, sagt Schmidt.

Was genau und wann in der Parkstraße gemacht werden muss, erklärt Marianne Lehmann vom saarländischen Entsorgungsverband EVS: „Im Bereich der Parkstraße in St. Wendel liegt ein Hauptsammler des Entsorgungsverbandes.“ Der war in der jüngeren Vergangenheit, auch aufgrund von Starkregen, an seine baulichen und hydraulischen Grenzen gestoßen. Lehmann spricht von „Überlastung, die zunächst im Rahmen einer Sofortmaßnahme gesichert wurde“. Doch das genüge nicht. „Da die getroffenen Maßnahmen auf Dauer keinen Bestand haben beziehungsweise nicht ausreichen, muss der Kanal über die Länge der gesamten Parkstraße neu errichtet werden“, bedauert Lehmann. Baubeginn für die Maßnahme, in die der EVS nach Angaben Lehmanns rund fünf Millionen Euro investiert, soll nach aktuellem Planungsstand im Frühjahr 2020 sein.

Bei der Baumaßnahme handele es sich zum einen um den Bau von zwei Staukanälen, die ausschließlich dem Puffern von Regenwasser dienen. Diese sollen mit ihrem Stauvolumen von 500 Kubikmetern sicherstellen, dass bei starkem Regen lediglich extrem verdünnte Abwässer, die für die umliegenden Fließgewässer absolut unschädlich seien, abgeschlagen werden. „Zugleich wird der eigentliche ebenfalls neu zu bauende Abwasserkanal, der die Abwässer zur Kläranlage St. Wendel bringt, entlastet“, erläutert die EVS-Sprecherin.

Der jetzt verfolgten Planung liegen laut Lehmann umfassende Variantenbetrachtungen zugrunde. Die hätten – neben der Wirtschaftlichkeit – zum Ziel, den spezifischen Gegebenheiten vor Ort wie den im Boden bereits vorhandenen Versorgungsleitungen sowie den an die Abwasserreinigung insgesamt gestellten extrem hohen Anforderungen zum Schutz der Blies möglichst optimal zu entsprechen. Lehmann weiter: „Eine wichtige Vorgabe im Rahmen der untersuchten Varianten war zudem, den Park selber als wichtige Erholungszone der Bürger mit der Baumaßnahme möglichst wenig zu tangieren, da dieser zudem als ausgewiesenes Überschwemmungsgebiet dem Hochwasserschutz dient.“

Insgesamt stelle der Natur- und Artenschutz hohe Anforderungen an die Planer des Projektes. Denn auch wenn sich das Baufeld überwiegend im Straßenbereich befinde, „ist die Fällung der Platanen in der Parkstraße jedoch leider unumgänglich. Außerdem gehen im Bereich der Park-Böschung diverse Laub- und Nadelbäume verloren“. Der an das Baufeld angrenzende Vegetationsbereich werde aber umfassend geschützt. Und die Bäume kommen auch zurück. Denn nach dem Ende der Baumaßnahme werde es in Abstimmung mit dem Umweltamt St. Wendel für den entnommenen Baum- und Pflanzenbestand umfassende adäquate Ersatzpflanzungen geben, um mittelfristig für einen nachhaltigen Ausgleich zu sorgen.

Bereits im Vorfeld der Maßnahme werde der EVS das Gesamtprojekt im Rahmen einer Informationsveranstaltung umfassend erläutern und Fragen der Bürger ausführlich beantworten

Stadtsprecher Volker Schmidt bestätigt, dass das St. Wendeler Umweltamt in dieser Sache in engem Kontakt mit dem EVS steht. „Wir haben in Gesprächen mit dem EVS darauf bestanden, dass Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Und wir versuchen, alles, was rettbar ist, umzusetzen.“ Das bedeute, dass die Gärtner der Stadt bereits zehn der Bäume ausgegraben und verstezt hätten. Bäume, die erst vor zwei oder drei Jahren nachgesetzt worden seien und die noch nicht allzu tiefe Wurzeln geschlagen haben. Drei davon seien als Ersatz auf dem Schloßplatz eingepflanzt worden, einer am Mia-Münster-Haus, andere auf Friedhöfen der Stadt.

Doch damit nicht genug. „Wenn der EVS mit den Tiefbauarbeiten beginnt – die gehen ja bis zum Kanal runter –, schauen wir, ob wir auch noch ältere Exemplare retten können. Das geht vermutlich aber nur bei Bäumen, die nicht älter als zehn Jahre sind“, sagt Schmidt. „Wir machen, was geht, um möglichst viele der Bäume zu retten. Überhaupt wird bei uns in St. Wendel garantiert kein Baum leichtfertig gefällt. Fällen ist immer die allerletzte Maßnahme.“

Apropos Maßnahme: Wie Schmidt erklärt, nutzen die St. Wendeler Stadtwerke die Baumaßnahme, um ihrerseits Versorgungsleitungen zu erneuern. So müsse die Straße nicht zwei Mal hintereinander aufgebuddelt werden. Indes hat der Wasserversorger WVW laut Stadtverwaltung kein Interesse, die Bauarbeiten für die Erneuerung eigener Leitungen zu nutzen.

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