Fest Eulen, Adler und eine nackte Frau zu Pferd

Bliesen · Fliegende Späne und reichlich PS: Bei den Kettensägentagen in Bliesen haben sich die Künstler kreativ voll ins Zeug gelegt.

 Sebastian Seiffert aus Sachsen-Anhalt bearbeitet seinen Gargoyle, Seiffert gewann auch das Speedcarving sonntags.

Sebastian Seiffert aus Sachsen-Anhalt bearbeitet seinen Gargoyle, Seiffert gewann auch das Speedcarving sonntags.

Foto: Carmen Gerecht

„Was dieser Kerl mit seiner Mannschaft hier auf die Beine stellt, ist der Hammer“, lobt Moderator Markus Meyer. Gemeint ist Andrej Löchel, der zum zweiten Mal die Kettensägetage in Bliesen veranstaltet. Doch dieses Mal nicht auf dem Firmengelände im Blieser Industriegebiet, sondern auf dem Festplatz „In der Silz“

Rings um das Gelände geht es laut zu: 17 Kettensägekünstler sägen und schnitzen unter den Augen der Besucher ihre Skulpturen aus Eichenholz. Die größte Skulptur begrüßt die Zuschauer gleich am Zugang zum Festgeländ. Der Russe Igor Loskutow, Weltmeister im Kettensägen 2015, steht auf einem Gerüst und bearbeitet mit Konzentration ein Stück Mammutholz. Später wird er eine nackte Frau auf einem Pferd aus dem Stamm herausgearbeitet haben. „Mein Kollege Ricardo Villacis aus Ecuador und ich haben am Freitag schon angefangen. Weil wir das Gerüst bewegen müssen, konnten wir kein Zelt aufstellen“, bedauert der Künstler, der schon seit 40 Jahren dabei ist.

Obwohl diese Art von Kunst eher von Männern dominiert ist, finden sich auch zwei zierliche Frauen unter den vorwiegend bärtigen Holzarbeitern ein. Res Hofmann aus Franken mache es inzwischen nichts mehr aus, zwei oder drei Tage am Stück mit den teils schweren Motorsägen zu arbeiten. Die Kraft wachse mit der Zeit, erklärt die Künstlerin. „Ich habe für meine Kinder Marienfiguren von Hand geschnitzt und war dann mal auf solch einer Veranstaltung. Mich faszinierte einfach, wie schnell man Figuren mit der Kettensäge herstellen kann“, beschreibt sie die Anfänge ihrer Tätigkeit.

Beim Brennholzmachen hat Sylvia Itzen aus der Nordheide nach eigener Aussage durch Zufall festgestellt, dass sie ihre Kreativität auch im Holz ausdrücken kann. Zuvor war sie Steinbildhauerin und Malerin. „Man darf gerade als Frau keine Scheu vor dem Lärm und dem Dreck haben“, erklärt sie.

Lärm verursachen die Motorsägen vor allem am Samstag- und Sonntagnachmittag, als jeweils um 15 Uhr der Startschuss  für das Speedcarving (Motorsägen-Geschwindigkeits-Schnitzen) fällt. Dicht gedrängt stehen die Besucher an den Ständen und verfolgen, wie die Holzklötze mit dem groben Werkzeug innerhalb von 40 Minuten in Raben, Eulen, Adler, Katzen oder eine Luftguckerin verwandelt werden. Zu Preisen bis zu 400 Euro werden die Figuren anschließend versteigert. Ein Teil des Erlöses aus Löchels Figuren geht an die Hilfsaktion „Sternenregen“.

Itzen ist nicht nur die einzige Frau beim Holzfällerwettbewerb, Res Hofmann ist nicht angetreten, sondern auch die Siegerin. Hier hatten sich im Vorfeld auch Teilnehmer – es waren nur Männer — aus der Region anmelden können. Die Holzfäller messen sich in den Kategorien Präzisionsschnitt, Zielfällung und Schnellschnitt. Bei letzterem geht es darum, auf Zeit Scheiben von einem Stamm zu schneiden. Zwischendurch zeigt Sven Blatt in einer kleinen Baumgruppe die Seilklettertechnik. Ohne den Stamm zu berühren klettert er blitzschnell in die Baumkrone. „Das ist notwendig bei Totholz, Kronenkürzungen, oder wenn Bäume auf einem unzugänglichen Platz stehen“, erklärt Christian Falkenhorst, der vom Boden aus die Kletteraktion überwacht und sichert.

  Igor Loskutow beim Sägen. Der Wettbewerb ließ den Teilnehmern viel Raum zur Kreativität.

 Igor Loskutow beim Sägen. Der Wettbewerb ließ den Teilnehmern viel Raum zur Kreativität.

Foto: Carmen Gerecht
 Res Hofmann aus Franken, die moderne und abstrakte Skulpturen erstellt, sägt einen Raben mit Hut aus einem Holzklotz.

Res Hofmann aus Franken, die moderne und abstrakte Skulpturen erstellt, sägt einen Raben mit Hut aus einem Holzklotz.

Foto: Carmen Gerecht

Die Helikopterrundflüge fallen wegen des schlechten Wetters aus. Gerade am Samstag ist wegen des Regens wenig Betrieb. „Ich hatte schon Angst, dass niemand kommen würde, um die Band Hells Belles zu sehen. Aber auf einmal war der Platz doch voll. Die Stimmung war am ganzen Wochenende gut. Es ist auch alles planmäßig gelaufen“, freut sich Löchel am Ende. Und Res Hofmann schwärmt: „Ich bin total begeistert. Das ist ein sehr liebenswertes Volk hier!“

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