Lesung Erwin Gisch las aus seinem Gedichtband
St. Wendel · Zum Welttag des Buches las der Dichter im Golfhotel in St. Wendel aus „Früher waren meine Haare dichter“.
Mit einer eigenen Premierenlesung feierte der St. Wendeler Dichter Erwin Gisch im St. Wendeler Golfhotel den Welttag des Buches. „Früher waren meine Haare dichter“ lautet der Titel seines neuesten Gedichtbandes. „Mehr als 300 000 Wörter umfasst der Duden. Ständig kommen neue hinzu, andere verschwinden aus dem Wortschatz. Zunehmend verlieren wir neben unserer Handschrift auch die Fähigkeit, uns dem Gegenüber in Worten zu nähern“, so des Dichters kritische Töne in seiner Begrüßung. Er selbst pflege beinahe täglich die Kunst der Handschrift. Die ersten Gedanken zu seinen Wortspielereien würden mit Papier und Bleistift erste Gestalt annehmen.
Etwa 100 Besucher hingen Erwin Gisch an den Lippen und lauschten gebannt dem Vortrag seiner Aphorismen und Limericks. Wie so oft bei den Lesungen des Verlages Edition Schaumberg begleitete Tanja Endres-Klemm den Abend musikalisch. „Unser Zusammenspiel heute ist nicht geprobt. Das ist wie in einer Ehe, der Ausgang ist offen. Tanja kennt mich nicht ganz genau. Und ich weiß nicht, was sie heute spielt. Im Unterschied zur Ehe habe ich heute das Sagen. Tanja ist für die Zwischentöne verantwortlich und da muss man ja auch gut aufpassen“, verriet Gisch in seiner Begrüßung. Wer eine seiner Lesungen besucht, ist gefordert. Nicht nur die in seinem Gedichtband erschienen Texte, auch seine Zwischenmoderation steckt voller Wortspielereien und fordert zum Mitdenken auf.
„Tom war heute ein Legender. Er hat meine Bücher auf den Tisch gelegt“, stellte der Dichter seinen Verleger Thomas Störmer vor. Die Choreografie der Veranstaltung war eine gelungene Mischung aus Lesung und musikalischen Zwischenspiel. Mit unverwechselbar klarem Tonus, mit keiner Wimper zuckende trägt Erwin Gisch eine erlesene Auswahl aus seinem 88 Texte umfassenden Gedichtband vor.
Diese sehr individuelle Art des Vortrags gefiel Maria Reiner aus Saarwellingen besonders: „Er bringt seine geistreichen Texte so trocken rüber und verzieht dabei keine Miene. Er nimmt keinen Lacher vorweg.“ Ihre Bekannte Judith Paul ergänzte: „Man muss sich schon sehr konzentrieren, um seine Wortspielereine und Pointen nicht zu verpassen.“ Und so, wie Erwin Gisch mit den Wörtern jongliert, so entlockte Tanja Endres-Klemm ihrem Sopransaxophon klangwitzige Töne. Gischs Gedicht „U(h)ralt“ Zeilen über die klassische Uhr „..mit einem großen und kleinen Zeiger nur“ setzt die Musikerin die Melodie von „Wer hat an der Uhr gedreht“ entgegen. Das Zusammenspiel von Dichter Erwin Gisch und Musikerin Tanja Endres-Klemm war wieder eine gelungene Inszenierung, die den Besuchern einen kurzweiligen und vor allem heiteren Abend bescherte. Viele nutzten nach der Lesung die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Erwin Gisch und gingen nicht ohne ein handsigniertes Buch nach Hause.