Erstmal Umbau, dann Anbau

Bliesen · Das Seniorenheim St. Stephanus rüstet sich für die Zukunft und eine stärkere Nachfrage in Sachen Tagespflege. Doch nicht am eigenen Standort in Oberthal wird gebaut. Sondern in Bliesen. Dort richtet ein Investor aus Lebach das ehemalige Schwesternhaus St. Josef her.

 Im ehemaligen Schwesternhaus St. Josef in Bliesen entstehen derzeit 17 Tagespflegeplätze sowie Räume für betreutes Wohnen. FOTO: B&K

Im ehemaligen Schwesternhaus St. Josef in Bliesen entstehen derzeit 17 Tagespflegeplätze sowie Räume für betreutes Wohnen. FOTO: B&K

Die rechtlichen Voraussetzungen für einen Anbau waren geschaffen. Das Seniorenheim St. Stephanus in Oberthal wollte auf die gestiegene Anfrage nach Tagespflegeplätzen reagieren und neue Räume dafür schaffen (wir berichteten). Das war im Sommer vergangenen Jahres. Im Herbst - so der damalige Zeitplan - sollten die Arbeiten beginnen.

Dann kam alles etwas anders. Zwei gleiche Ideen in zwei verschiedenen Orten verschmolzen zu einem Projekt. Ein Investor aus Lebach hatte das ehemalige Schwesternhaus St. Josef in Bliesen von der Kirche gekauft. Was aus dem Haus werden sollte, sei ihm sofort klar gewesen. Ein Gebäude für Senioren: betreutes Wohnen und Tagespflege . Dementsprechend wird das Gebäude aus dem Jahr 1936 derzeit umgebaut und renoviert. Das erledigt der Bauherr. Was ihm fehlte, war ein Partner, der das Projekt umsetzt. Dieser war mit Hans Jung, Geschäftsführer der Eugeria St. Stephanus GmbH, schnell gefunden. "Das Haus hat Charme", war Jung sofort begeistert von dem Altbau, der zuletzt als Kindergarten genutzt wurde. Deshalb wird die Eugeria St. Stephanus GmbH die Seniorenresidenz betreiben. Der Anbau in Oberthal ist damit "aufgeschoben, aber nicht aufgehoben", sagt Jung. Wenn die 17 Tagespflegeplätze in Bliesen belegt sind, ginge es an die Pläne für Oberthal. Beide Projekte parallel zu realisieren, sei betriebswirtschaftlich nicht interessant.

Dass die Tagespflege in Bliesen stark nachgefragt sein wird, daran haben weder Bauherr noch Betreiber Zweifel. "Wenn bisher jemand zu Hause gepflegt hat, stand ihm ein bestimmtes Kontingent an Geld zur Verfügung. Wie es verwendet wurde, spielte dabei keine Rolle", erklärt Jung. Das werde sich künftig ändern. Es wird zusätzlich Geld für die Tagespflege geben. "Das heißt, es stellt sich niemand schlechter, wenn er die Tagespflege in Anspruch nimmt." Marlies Rau, Heimleiterin in Oberthal, verrät: "Es hat schon Anrufe für Bliesen gegeben."

Im Februar 2017 soll das Projekt dort starten. Im Vorfeld wollen die Verantwortlichen das Gebäude schon bei einem Tag der offenen Tür vorstellen. Im Erdgeschoss wird der Bereich Tagespflege untergebracht. "Das Platzangebot ist doppelt so groß wie das Gesetz fordert", erklärt Jung. Ähnlich wird es personell sein. Was die Suche nach Fachpersonal betrifft, bilden sich Sorgenfalten auf der Stirn des Geschäftsführers: "Das wird nicht einfach werden." Aktuell fehlten in Deutschland rund 40 000 Pflegefachkräfte. Tendenz steigend. Image und Bezahlung führt Jung als Gründe für das mangelnde Interesse an dem Beruf an.

Neben der Tagespflege im Erdgeschoss bietet das ehemalige Schwesternhaus zwei Stockwerke, die für das betreute Wohnen hergerichtet werden. Es entstehen insgesamt neun Appartements, wobei das größte 42 Quadratmeter misst. Hier wäre genügend Platz für zwei Personen. Damit alle Etagen auch mit Rollator oder Rollstuhl gut erreichbar sind, wird eine Fahrstuhlanlage an das Gebäude angebaut. "Das ist das einzige, was als Eingriff sichtbar ist", sagt der Lebacher Investor. Ihm ist es wichtig, dass der Stil des alten Hauses erhalten bleibe. Drumherum ist noch reichlich Fläche, die ebenfalls von den Senioren genutzt werden kann. Für Jung ebenfalls ein wichtiges Argument: Es gibt genügend Parkplätze. Die gelbe Farbe des Putzes ist etwas verblasst. Ansonsten konnten weder Witterung noch die Jahrzehnte dem Haus aus dem Jahre 1936 etwas anhaben. Das Gemäuer ist dick und stark. "Beim ersten Betreten gab es nicht diesen für alte Häuser typischen, modrigen Geruch", erinnert sich der Lebacher Investor, der das ehemalige Schwesterhaus St. Josef etwa vor einem Jahr kaufte. Seine Begeisterung ist groß - damals wie heute. Ähnlich geht es Hans Jung. Der Geschäftsführer der Eugeria St. Stephanus GmbH wird am kommenden Jahr eine Seniorenresidenz mit Tagespflege und betreutem Wohnen betreiben. Seit November laufen die Umbauarbeiten. Die Räume sind schon eingeteilt. Im Erdgeschoss werden sich die Tagespflegegäste aufhalten. Aufenthaltsraum mit Küche, Ruheraum, Badezimmer und Toiletten sind hier am Entstehen. Wichtig ist es dem Bauherrn, Eigenheiten des Gebäudes zu erhalten. So zum Beispiel die Bullaugenfenster, der Mosaikboden am Eingang oder auch die massive Holztreppe.

Die Seniorenappartements im ersten Stock und im Dachgeschoss sind geschickt durch Stellwände modelliert. So lassen sich Schlafplatz vom Wohnraum abtrennen und es entsteht ein Bad mit breiten Türen. Jeder Winkel wird genutzt. Unterm Dach sollen Wandschränke später Stauraum bieten.

Im Keller, wo früher die einzelnen Nasszellen der Nonnen und die Waschküche untergebracht waren, machte der Bauherr eine interessante Entdeckung: eine alte Wäscheschleuder von 1958, die noch voll funktionsfähig ist.

 Fundstück: die Wäscheschleuder aus dem Jahr 1958, die noch funktioniert. Foto: Schneider

Fundstück: die Wäscheschleuder aus dem Jahr 1958, die noch funktioniert. Foto: Schneider

Foto: Schneider

Mal Herberge für Nonnen , zuletzt Kindergarten und ab nächstem Jahr Tagespflegebereich sowie betreutes Zuhause für Senioren. Somit geht die Geschichte des 80 Jahre alten Hauses ins nächste Kapitel.

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