Kinderpflegedienst in St Wendel „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“

St Wendel · Jonas Lang hat gemeinsam mit Freunden den ersten reinen Kinderpflegedienst in St. Wendel gegründet.

 Christina Giehl, Kinderkrankenschwester und Fachbereichsleitung für nicht-beatmete Kinder und Jugendliche, beim gemeinsamen Spielen mit Genevieve, einer Patientin.

Christina Giehl, Kinderkrankenschwester und Fachbereichsleitung für nicht-beatmete Kinder und Jugendliche, beim gemeinsamen Spielen mit Genevieve, einer Patientin.

Foto: Rheinheimer

Pflegedienst. Da denkt sie meisten automatisch an ältere Menschen, die versorgt werden müssen. An Demenzkranke oder an Bettlägerige. Oft steht den Mitarbeitern nur ein enges Zeitfenster zur Verfügung, um die betroffenen Männer und Frauen zu waschen, ihnen Medikamente zu geben und vielleicht noch ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Aber wem kommen beim Stichwort Pflegedienst Kinder in den Sinn? Wohl den wenigsten. Aber Jonas Lang hat diesen Zweig für sich entdeckt. Er hat gemeinsam mit zwei Freunden den Kinderpflegedienst „Little Giants Care“ gegründet. Zunächst im August 2020 im rheinland-pfälzischen Herschberg, wo Lang auch wohnt. „Wir haben schnell gemerkt, dass der Bedarf immens ist“, sagt der Geschäftsführer. Die logische Konsequenz: Seit Februar gibt es „Little Giants Care“ auch im Saarland: in der St. Wendeler Brühlstraße. Eine Marktlücke, wie Lang, der aus Lautenbach stammt, sagt: „Im Saarland gab es bisher noch keinen reinen Kinderpflegedienst.“ Dieser Bereich werde von anderen Pflegediensten lediglich zusätzlich angeboten.

Lang aber will sich ausschließlich um Kinder kümmern. Denn: „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.“ Da gehöre auch mal dazu, dass der Kinderkrankenpfleger dem Jungen oder dem Mädchen was vorliest oder mit ihm spielt. Denn in diesem Bereich ist das enge Zeitfenster, wie es bei den älteren Patienten üblich ist, kein Thema. Hier dauere die Betreuung zwischen sechs und zwölf Stunden. Dann sei Schichtwechsel. Auf diese Weise werde sich nicht nur fachmännisch um das kranke Kind gekümmert, auch die Mütter und Väter würden entlastet. „Wir wollen den Eltern einen normalen Alltag ermöglichen“, sagt Lang, der selbst Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sowie zusätzlich in Heidelberg als Pflegedozent tätig ist. Auch im Hinblick auf Geschwisterkinder, die es oft sehr schwer haben, wie der 27-Jährige weiß: „Der Fokus liegt meist beim kranken Kind.“

Denn die jungen Patienten, um die es geht, sind schwer krank. Oft müssten sie beatmet werden, in einigen Fällen liege ein Herzfehler vor. Um die „spezielle Krankenbeobachtung“, wie es im Fachjargon heißt, genehmigt zu bekommen, muss der Kinderarzt die häusliche Krankenpflege verordnen. Genehmigen muss diese die jeweilige Krankenkasse. Die Mitarbeiter von „Little Giants Care“ kümmern sich dann nicht nur um die Medikamente, sie prüfen auch, ob etwa Beatmungsinstrumente funktionieren. In manchen Fällen begleiten sie die Kinder zudem zur Schule. Außerdem unterstützen sie bei der Körperhygiene.

Um neun kleine Patienten kümmert sich der Pflegedienst derzeit. „Und wir haben eine Warteliste von etwa 15 Kindern im ganzen Saarland“, berichtet Lang. Die Kinder sollen nicht nur medizinisch betreut werden. Lang hat auch andere Ziele: Er will einen Verein gründen, der Kindern Wünsche erfüllen soll. Derzeit arbeitet der Kinderpflegedienst noch mit Stiftungen oder anderen Vereinen zusammen, um seinen Patienten etwa eine Delfin-Therapie in Curaçao zu ermöglichen. Aber Lang möchte dies in Eigenregie tun. Sitz des noch zu gründenden Vereins soll St. Wendel sein.

 Jonas Lang hat den Kinderpflegedienst "Little Giants Care" gegründet. Eine Zweigstelle gibt es nun auch in St. Wendel.

Jonas Lang hat den Kinderpflegedienst "Little Giants Care" gegründet. Eine Zweigstelle gibt es nun auch in St. Wendel.

Foto: Melanie Mai
 Tosca ist das Maskottchen des Kinderpflegedienstes.

Tosca ist das Maskottchen des Kinderpflegedienstes.

Foto: Melanie Mai

Und noch eine Idee schwebt dem Geschäftsführer vor: eine Wohngemeinschaft mit Namen „Toscas Cottage“. Tosca heißt übrigens das Maskottchen des Unternehmens, ein Nilpferd. Derzeit, so Lang, liefen erste Gespräche mit Investoren. „Toscas Cottage“ soll über sechs große Einzelzimmer für Eltern mit ihrem Kind verfügen. Neben einer Küche und einem Wohnzimmer wird es einen Garten zur gemeinsamen Nutzung geben. Auch die tiergestützte Therapie will Lang ins Konzept aufnehmen. Das allerdings vorerst nicht in St. Wendel, sondern zunächst in der Südwestpfalz an der Grenze zum Saarland.

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