Ein Zeichen gegen rechts gesetzt

St Wendel · Marhaba, Refugees welcome, Flüchtlinge willkommen: Acht Bands haben das am Samstag beim Benefizfestival „Punk for Help“ lautstark musikalisch unterstrichen. Etwa 300 Menschen feierten bei der Fete im Saalbau. Der Erlös der Veranstaltung geht an die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl.

 Sound-Attack-Gitarrist Yannik Dewes beim Benefizkonzert „Punk for Help“ im St. Wendeler Saalbau. Fotos: Frank Faber

Sound-Attack-Gitarrist Yannik Dewes beim Benefizkonzert „Punk for Help“ im St. Wendeler Saalbau. Fotos: Frank Faber

Das mag der Gruppe syrischer Bürger wohl befremdlich vorgekommen sein. Vor der Bühne im St. Wendeler Saalbau schwenkt ein junger Mann eine Fahne mit dem Logo "Refugees welcome". Um den Fahnenträger herum suchen beim Pogo unkoordiniert tanzende Punker absichtlich Körperkontakt und grölen "Arschloch". Die Vorlage dazu liefert die Band Sound Attack, die zum Abschluss ihres Auftritts die Anti-Rassismus-Hymne der Ärzte "Schrei nach Liebe" rausbrüllt.

Doch den syrischen Zuwanderer Ahmad Awata aus Winterbach beeindruckt die Atmosphäre und das Verhalten der Gleichaltrigen im Saal. "Mir gefällt es sehr gut, die Rockmusik ist gut und das Bier auch", sagt Awata, der seit fünf Monaten in Deutschland lebt. In seinem durch den Bürgerkrieg zerstörten arabischen Heimatland war westliche Rockmusik durchaus populär, wie beispielsweise der Sound der Indie-Rockband Khebez Dawle, die von Damaskus nach Berlin geflohen ist.

"Es ist aber für uns noch nicht so einfach, die Gleichaltrigen zu erreichen", meint Patrick Igel, Bassist der St. Wendeler Deutschpunk-Formation Alarmstufe Rot. Den Anfang haben die jungen Musiker mit dem Benefiz-Festival "Punk for Help" nun gemacht. "Ich finde es toll, wie viele Musiker und Freunde sich engagiert haben, um das Festival über die Bühne zu bringen", freut sich Sound-Attack-Schlagzeuger Nils Hinsberger. Dies allein, so ergänzt er, sei für die Zukunft ein gutes Zeichen. "Es geht keinesfalls darum, die Neubürger mit der Musik zu überzeugen, um sie willkommen zu heißen. Wir sind nicht in einer Mission unterwegs", verdeutlicht Skin-of-Tears-Bassist Christian Schwandt. Vielmehr wolle man den neuen Rechten im Land zeigen, obwohl die von sich behaupten, nicht rechts zu sein, dass sie uns nie überzeugen können.

"Die Idee, dieses Festivals haben wir so gut gefunden und deshalb haben wir sofort zugesagt", sagt Schwandt. In diesem Jahr feiert das Trio aus Wermelskirchen, das sich mit tanzbarem Hüftschwinger-Melodic-Rock einen Namen gemacht hat, 25. Geburtstag. "Für St. Wendel haben wir extra einen Song ins Programm gepackt", teilt Sänger "Toto" Löhnert mit. Mit der Interpretation des Coversongs "Religion" der Hamburger Punkband Slime von 1983 verurteilen sie die abscheulichen Anschläge der Bombenattentäter, die diese im Name Allahs und Gottes ausführten. "Erzählt mir nichts von euren Göttern, denn die haben niemals existiert. Auch Jesus Christus oder Mohammed verhinderten nie einen Krieg", singt "Toto" Löhnert.

Als relativ unpolitisch bezeichnet sich die Saarlouiser Band Waste of Mind. "Wenn wir gefragt werden, ob wir bei einem derartigen Benefizkonzert mitmachen, sind wir dabei", so Sänger und Gitarrist Alex Chmiel.

Die Punkrock-Formation ist erst seit einem Jahr am Start. "Auf so einer großen Bühne haben wir bislang noch nicht gespielt", schwärmt der Musiker . Den Schlussakkord im Saalbau zu setzen, war der Saarbrücker Hardcore-Band Daily Riot vorbehalten.

 In St. Wendel dabei: Die Band Waste of Mind aus Saarlouis.

In St. Wendel dabei: Die Band Waste of Mind aus Saarlouis.

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Auf einen BlickDas Benefiz-Festival "Punk for Help" im St. Wendeler Saalbau - die Bands: Alarmstufe Rot (St. Wendel ), A Hurricane's Revenge (Trier), Something to Eat (Lebach), Sick it up (Mainz), Daily Riot (Saarbrücken), Sound Attack (St. Wendel ), Waste of Mind (Saarlouis), Skin of Tears (Wermelskirchen/Nordrhein-Westfalen). Anstoß fürs Festival gaben die Bandmitglieder von Sound Attack, Waste Of Mind, Alarmstufe Rot, Something To Eat und dem "Punk for Help"-Organisationsteam in Zusammenarbeit mit der Fun-Music-School in St. Wendel . Die Stadtverwaltung wirkte auch mit.Der Erlös der Veranstaltung im Saalbau geht an die unabhängige Menschenrechtsorganisation Pro Asyl , die sich europaweit für den Schutz und die Rechte verfolgter Menschen einsetzt. frf

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