Ein Tümpel für Adebar

Werschweiler · Entscheidet sich ein Weißstorchenpaar dazu, an einem Ort sein Nest zu bauen, ist nicht nur ein geeigneter Brutplatz von Bedeutung. Auch sollte reichlich Nahrung zur Verfügung stehen. Um das Futterangebot für Adebar zu verbessern, wurde in Werschweiler ein Flachwassertümpel für knapp 18 000 Euro gebaut.

 Der Tümpel in den Becherwiesen von Werschweiler soll dem Weißstorch künftig reichlich Nahrung bieten. Fotos: B&K

Der Tümpel in den Becherwiesen von Werschweiler soll dem Weißstorch künftig reichlich Nahrung bieten. Fotos: B&K

Damit sich neue Bewohner ansiedeln, tun Dörfer und Städte einiges. Denn sie wollen einen möglichst attraktiven Lebensraum bieten. Und was bei Menschen funktioniert, das dürfte doch auch in der Tierwelt Erfolg bringen. Das zumindest beweist das Ostertaldorf Werschweiler . Es ist inzwischen fester Frühjahrs- und Sommersitz eines Weißstorchenpaares. Weitere Artgenossen haben sich zuletzt dort ebenfalls nach einem geeigneten Brutplatz umgeschaut.

Während die Tiere aktuell in ihren Winterquartieren sind, wurde der tierische Wohnsitz Werschweiler verbessert. Denn der Bund für Naturschutz Ostertal (BNO) hat in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Saar-Hunsrück in den Becherwiesen einen Flachwassertümpel angelegt. Maximal kann dieser eine Fläche von 600 Quadratmetern erreichen. "Aktuell ist er zu 30 Prozent gefüllt", erläutert Hans Kratz, Vorstandsmitglied des BNO. Der Regen der zurückliegenden Tage hat ganze Arbeit geleistet. Die tiefste Stelle misst 1,20 Meter. Das Ufer ist abgeflacht. Das soll dem Storch die Nahrungssuche erleichtern. Zwei Gräben, die Wasser liefern, führen zum Tümpel. Einer mündet bereits in das Gewässer , der andere ist noch in Arbeit. Dieser soll den Tümpel später mit Oberflächenwasser vom Berghang her speisen. Abflussgräben wiederum gibt es keine, überschüssiges Wasser soll in die Nasswiesen abfließen.

Durch die kahlen Äste der Bäume links des Tümpels lässt sich das Horstplateau, auf dem Weißstorch Jean-Jacques und seine Partnerin sich im Frühjahr niedergelassen hatten, erahnen. "Dort wird der Baumbestand ausgedünnt, ebenso auf der anderen Seite der Wiese", erläutert Kratz. So sollen die Weißstörche bereits beim Flug über die Ostertalaue auf den Tümpel und somit auch auf das Futterangebot aufmerksam werden. Der BNO hat in dem kleinen Gewässer nicht künstlich Lebewesen angesiedelt. Das erledige die Natur schon von selbst. "Kaum war das erste Wasser da, sind hier einige Frösche rumgesprungen", berichtet Kratz.

Diese gehören ebenso wie Mäuse oder Regenwürmer zum Speiseplan des Adebars. Nach Angaben des Naturparks Saar-Hunsrück braucht ein Weißstorchenpaar mit vier Jungen täglich bis zu vier Kilo Nahrung. Im vergangenen Jahr gab es die ersten Weißstorchbabys seit mehr als 100 Jahren im St. Wendeler Land. Auch das Paar in Werschweiler schrieb mit seinem Nachwuchs Geschichte. "In diesem Jahr hat es mit der Brut nicht geklappt. Aber ich gehe davon aus, dass das im nächsten Jahr wieder anders werden kann", ist Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) optimistisch. Sein Ministerium hat mit einer Fördersumme von 14 000 Euro den Großteil der Kosten von knapp 18 000 Euro für den Tümpel übernommen. 3460 Euro zahlte der Verein Naturpark Saar-Hunsrück. Dessen stellvertretender Vorsitzender Udo Recktenwald sieht in dem Projekt ein Signal für weitere Aktionen in Sachen Natur- und Artenschutz. Diese sollen das Bewusstsein der Bevölkerung für ihren Lebensraum steigern. "Mit diesem Projekt möchte der Naturpark einen Beitrag leisten, langfristig die Erhaltung der Nahrungshabitate des Weißstorchs in der Ostertalaue und somit in der Heimat sicherzustellen", so Recktenwald.

Die Fläche, auf der der Tümpel geschaffen wurde, stellten die Stadt St. Wendel, die Naturlandstiftung Saar und zum größten Teil der Nabu Saarland zur Verfügung. Das neue Biotop, das vielen Tieren einen Lebensraum und dem Weißstorch gute Nahrungsgrundlagen bietet, ist nur ein Puzzleteil in den Bemühungen des BNO, Werschweiler so attraktiv wie möglich für Adebar zu machen. Wie der BNO-Vorsitzende Jürgen Mennig berichtet, ist unter anderem der Bau eines neuen Horsts geplant. Und zwar an Stelle der Sirene auf dem alten Feuerwehrturm. Dort hätten bereits Tiere versucht, ein Nest zu bauen.

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 Über Weißstorch-Nachwuchs freuten sich Naturschützer 2015 in Werschweiler. Archivfoto: B&K

Über Weißstorch-Nachwuchs freuten sich Naturschützer 2015 in Werschweiler. Archivfoto: B&K

Hintergrund Der Bund für Naturschutz Ostertal (BNO) hat bereits 2014 mit Unterstützung des Rotary-Clubs St. Wendel-Stadt ein Projekt zur Einbürgerung des Weißstorches im Ostertal initiiert. Verschiedene Feuchtwiesen in der Ostertalaue wurden aufgewertet. Bei dem Projekt zur "Fortführung der Lebensraum verbessernden Maßnahmen für den Weißstorch in Werschweiler " ist der Naturpark Saar-Hunsrück Partner des BNO. Der Landkreis St. Wendel ist Teil des Naturparks . Dieser hat eine Gesamtfläche von 2055 Quadratkilometern. Er umfasst außerdem die Landkreise Birkenfeld, Bernkastel-Wittlich, Merzig-Wadern, Neunkirchen, Saarlouis und Trier-Saarburg. evy

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