Ein Stück gelebte Integration

St Wendel · Interessante Gespräche, leckeres Essen und vor allem richtig gute Stimmung gab es für alle Besucher des Kulturzentrums Alsfassen. Dorthin nämlich hatte das St. Wendeler Netzwerk für Flüchtlinge zu seinem ersten, großen Begegnungsfest geladen.

 Spontane Tanzeinlage auf der Bühne beim Begegnungsfest. Foto: Jennifer sick

Spontane Tanzeinlage auf der Bühne beim Begegnungsfest. Foto: Jennifer sick

Foto: Jennifer sick

Ein buntes Rahmenprogramm, unterschiedlichste syrische Köstlichkeiten und die Möglichkeit zum offenen Austausch hatten viele Menschen dazu bewegt, der Einladung zu folgen. "Eigentlich haben wir nur für 100 Leute geplant. Jetzt sind es mehr als doppelt so viele", freute sich Arnold Orth vom Netzwerk. Auf die unerwartete Resonanz konnte man gut reagieren, denn die Veranstaltung war von langer Hand geplant.

"Es fing vor mehreren Monaten an", erinnert sich Orth. "Da traten einige der Flüchtlinge an uns heran und baten um eine Möglichkeit den Menschen in Deutschland Danke zu sagen". So wurde die Idee des Begegnungsfestes geboren. Schnell erklärten sich viele der Flüchtlinge bereit, mit traditionell syrischen Speisen etwas zu dem Fest beizutragen. Andere wollten gerne aktiv an dem Rahmenprogramm der Feier mitarbeiten. So entstand eine abwechslungsreiche Show, die sowohl von Flüchtlingen als auch von deutschen Teilnehmern getragen wurde.

Los ging es mit Liedvorträgen von Ralf Schäfer-Lösch und seiner eigens für den Zweck zusammengestellten Band. Die Musiker sorgten gleich für so gute Stimmung, dass es sich einige der syrischen Männer am Ende der Aufführung nicht nehmen ließen, spontan auf der Bühne einen kleinen Tanz aufzuführen. Doch lange gehörte ihnen die Bühne nicht, denn im Hintergrund wartete schon eine Gruppe syrischer und deutscher Kinder, die im Vorfeld für ihre Gäste zwei Lieder einstudiert hatten und diese dann natürlich auch zum Besten geben wollten. Viel Applaus und begeisterte Pfiffe waren der Lohn für ihre Mühe.

Bericht aus erster Hand

Danach wurde es ganz still unter der Gästen, denn Arnold Orth bat drei Flüchtlinge zum Interview auf die Bühne. Ameen Bestawi, Yasmien Haik und Omar Zlak hatten sich bereit erklärt, über ihre Flucht und ihr neues Leben in Deutschland zu berichten. Ameen Bestawi erzählte von seiner Arbeit als Agraringenieur und wie es ihm langsam, aber sicher gelingt, in Deutschland zurecht zu kommen. Die Sicht einer muslimischen Frau schilderte Yasmien Haik. Seit ihrem Deutschkurs findet sie sich gut zurecht. Nicht zuletzt wegen ihrer besten Freundin Andrea, die ihr hilft, die Sprache weiter zu lernen. Omar Zlak kommt aus Damaskus, wo er von seinem Vater das Schnitzen gelernt hat. Seit anderthalb Jahren ist er in Deutschland und beschäftigt sich sehr mit den Themen Flucht und Integration. Letztere ist ihm ein besonderes Anliegen. Auf diese Weise habe er eine große Familie gefunden, die für ihn da ist. Das ermöglicht ihm nun, Werke zu fertigen, die sich mit der Lage in Syrien kritisch auseinandersetzen. Dazu gehört zum Beispiel die Skulptur einer betenden Familie. Sie alle sind um eine Kerze versammelt, auf deren Halter sowohl eine Moschee als auch eine christliche Kirche abgebildet ist. "Denn Religion ist nicht unser Problem", weiß Zlak. "Leben und leben lassen."

Außerdem wurden verschiedene Projektarbeiten vorgestellt. Dazu gehörte ein Flohmarkt, den zwei Klassen der Dr.-Walter-Bruch-Schule für einen guten Zweck veranstaltet hatten. Dabei hatten auch viele junge Flüchtlinge trotz sehr geringer Kenntnis der deutschen Sprache Geschirr, Spielzeug und Dekorationen angeboten. Am Ende waren 500 Euro zusammengekommen, die zum Teil an Unicef und zum Teil an das Café Miteinander gespendet wurden.

Für Sprachpatenschaften sucht das Café Miteinander noch Deutschsprachige, die Flüchtlingen im Gespräch dabei helfen wollen, das in Kursen erlernte Deutsch durch Anwendung zu verbessern. Freiwillige können sich bei Axel Birkenbach melden: Tel. (0 68 51) 8 09 14 00 oder E-Mail

abirkenbach@sankt-wendel.de.

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