Corona-Krise Leere erinnert an die Ölkrise

St. Wendel · Ein Rundgang durch die Kreisstadt in Zeiten von Corona mit Kontaktpolizist Fischer. Es ist nicht viel los.

Der Kontaktpolizist Karl-Heinz Fischer blickt während seines Rundgangs in den menschenleeren St. Wendeler Stadtpark.

Der Kontaktpolizist Karl-Heinz Fischer blickt während seines Rundgangs in den menschenleeren St. Wendeler Stadtpark.

Foto: Frank Faber

Tag eins nach der Verschärfung der sogenannten Ausgangsbeschränkung oder dem Kontaktverbot in der Kreisstadt St. Wendel. Am Montag hat die SZ Karl-Heinz Fischer, den Kontaktpolizisten der Polizeiinspektion St. Wendel, bei seinem Streifengang begleitet. Die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 hält der Polizeibeamte für wichtig und richtig, auch wenn es für den Alltag der Bürger weitreichende Folgen hat. „Es ist eine außergewöhnliche Situation, und die kann noch einige Wochen so andauern“, meint er.

Insgesamt sei es über das Wochenende in St. Wendel wesentlich ruhiger geworden. Doch beim Blick in die Bahnhofstraße wundert sich Fischer. „Die Leute sind schon an ihrem Arbeitsplatz, andere sitzen im Homeoffice, und dennoch ist der Fahrzeugverkehr sehr hoch, das ist nicht zu verstehen“, sagt der verblüffte Kontaktpolizist. Auf der anderen Seite seien wenig Fußgänger unterwegs. „Die Menschen halten bei einer Begegnung den nötigen Sicherheitsabstand“, beobachtet er zufrieden.

Fischer, der täglich drei Runden durch die Innenstadt dreht, kennt so gut wie jeden Passanten. Seit 2006 ist er als Kontaktpolizist nahe bei den Menschen. „Wenn die Leute einen Rat suchen, kommen sie zu mir und brauchen dann oft nicht zur Dienststelle zu gehen“, erklärt er, dass viele Sachen im Vorfeld zu klären seien. Angesprochen auf die neu verordneten Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit wird er von den Bürgern nicht. Es bleibt beim freundlichen „Hallo“ und „Guten Morgen“, so wie es das Kontaktverbot vorsieht. Deswegen einschreiten muss er bei der Ausübung seines Amtes nicht. Im Gegenteil. Ein Arbeiter auf einem Gerüst bittet ihn gar scherzend: „Schick mich in Hausarrest“.

In der Luisenstraße spiegeln die wie am Schnürchen gezogenen geschlossenen Geschäfte mit voller Wucht die Auswirkung im Einzelhandel der Corona-Pandemie wider. Der Fast-Stillstand in der Innenstadt erinnert Fischer an die Ölkrise im Jahre 1973. „Da war an vier Sonntagen ein bundesweites Fahrverbot“, schaut er zurück. Nachdem ihn eben noch die vielen Autos irritiert haben, zeigt er sich überrascht, dass davon so wenige auf dem Parkplatz des Discounters in der Jahnstraße abgestellt sind. Er stellt aber fest, dass der Supermarkt eine Änderung vorgenommen hat. Ein junger Mann weist die Kundschaft darauf hin, dass der Einkauf nur einzeln und paarweise mit dem Rollwagen möglich ist. „Sehr gute Regelung, schon das Wägelchen sorgt für einen gewissen Sicherheitsabstand an der Kasse“, findet Fischer. Aber komisch. Bei der Filiale der gleichen Discount-Einzelhandelskette im Stadtgebiet darf der Kunde weiterhin mit der Tasche reinspazieren und einkaufen. Ein anderes Einzelhandelsunternehmen hat eine Schleuse vor seiner Eingangstür platziert. „Wenig los für einen Montagmorgen“, sagt Fischer beim Rundumblick über das Parkdeck.

Die Wohngebiete in Urweiler und Alsfassen schreitet er derzeit nicht ab. „Wegen der Schulschließungen sind viele Bürger ja zu Hause“, begründet Fischer. Aber völlig klar, dass er mehrmals den Stadtpark im Auge hat. „Hier ist in der vergangenen Woche noch eine Sitzbank auseinandergenommen worden, und der Boden war mit Glasscherben und Kronkorken übersät“, berichtet er. Am Montag ist der Naherholungsfleck menschenleer. „Das hat auch damit zu tun, dass die Stadtverwaltung den Spielplatz hat schließen müssen“, argumentiert er.

Am Mittag macht sich Fischer dann auf seine dritte Innenstadtrunde, zwischen zwölf und 14 Kilometern stehen bei Feierabend auf seinem Tacho. Besondere Vorkommnisse hat es nicht gegeben. Um einiges schwieriger sei momentan der Dienst für die Kollegen im Wach- und Wechseldienst. „Der Polizeidienst bringt ja auch den Körperkontakt mit sich“, weiß Fischer. Er hofft, dass sich alle Bürger weiterhin diszipliniert verhalten und damit dazu beitragen, dass das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus so gering wie möglich gehalten werden kann.

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