Ein Kater auf Abwegen

Urweiler. Ein Winterabend im Haus einer Urweiler Familie. Gerhard und Ingrid Koslowski sitzen gemütlich im Wohnzimmer, während Kater Felix auf dem Teppich vor sich hin träumt. Plötzlich klappert in der Diele das Katzengeschirr von Felix

 Kater Hannibal suchte bei der Familie Koslowski in Urweiler Familienanschluss. Foto: SZ

Kater Hannibal suchte bei der Familie Koslowski in Urweiler Familienanschluss. Foto: SZ

Urweiler. Ein Winterabend im Haus einer Urweiler Familie. Gerhard und Ingrid Koslowski sitzen gemütlich im Wohnzimmer, während Kater Felix auf dem Teppich vor sich hin träumt. Plötzlich klappert in der Diele das Katzengeschirr von Felix. Ingrid Koslowski geht dem Geräusch nach, sieht aber nur noch schemenhaft, wie ein Tier im Sausebraus die Treppe hinabrennt und durch die Katzenklappe in der Kellertür nach draußen verschwindet. Im Garten verliert sich seine Spur. Alle paar Tage wiederholt sich dieses Schauspiel. Und nach jedem dieser mysteriösen Besuche fehlt Katzenfutter aus dem Napf von Felix in der Diele. Eines Tages zeigt sich der ungebetene Gast ganz ungeniert: Es ist ein Kater mit nur einem Ohr. Vor der Katzenklappe im Keller bleibt er stehen, nachdem ihn Ingrid Koslowski wieder einmal verfolgt hat. Er schaut sie neugierig an, so, als ob er sagen wollte: "Keine Angst, ich bin es nur." Aber dann ist der Kater wieder weg. Im Keller stellt die Urweilerin fest, dass sich der Fremdling nachts scheinbar regelmäßig auf den Schlafplatz ihres Felix gelegt und den Hauskater von dort regelrecht vertrieben hat. "Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass unser seltsamer Gast Familienanschluss gesucht hat", sagte Ingrid Koslowski später. Wochen gehen ins Land. Der Kater kommt immer öfter, streicht bald auch durch den Garten und lässt sich von der Hausbesitzerin füttern und streicheln. Eines Tages entdeckt sie, dass der Kater in dem einen ihm noch verbliebenen Ohr eine Tätowierung trägt. Nelson - so hat ihn Frau Koslowski inzwischen getauft - muss also irgendwo registriert sein, denkt sie sich. Über eine Tierarztpraxis in Neunkirchen erfährt sie, dass der Kater einer Frau aus dem Ottweiler Stadtteil Lautenbach gehört. Frau Koslowski ruft bei ihr an. Die Frau kann es nicht fassen, dass ihr so lange vermisster Hannibal - das ist der richtige Name des Katers - aufgetaucht ist. Viele Monate lang habe sie, wie sie am Telefon erzählt, erfolglos nach ihm gesucht. Kurz später taucht die Lautenbacherin in Urweiler auf, um ihren Liebling dort abzuholen. Obwohl der Kater 16 Monate lang von daheim weg ist, kommt er, als er Frauchens Stimme hört, sofort aus dem Gebüsch und lässt sich streicheln. In den mitgebrachten Katzenkorb will er aber nicht. Erst am nächsten Tag, als ihm eine Beruhigungstablette verabreicht wird, die in einem Stück Lioner versteckt ist, klappt der Transport zurück ins heimische Lautenbach. Blinder Passagier?Beide Familien rätseln jetzt, wie Kater Hannibal von Lautenbach nach Urweiler gekommen ist. Sicherlich nicht auf seinen eigenen Pfoten. Entweder hatten ihn Tierfänger mitgenommen und in der Nähe von Urweiler wieder freigelassen. Oder Hannibal kam mit einem Lastwagen. Solche Fahrzeuge standen nämlich längere Zeit an einer Lautenbacher Straßenbaustelle. Womöglich war er auf die Ladefläche gesprungen und unfreiwillig mit nach Urweiler gefahren. gtrWerden auch Sie unser Leser-Reporter: Wenn Sie ein interessantes Foto-Motiv entdecken, schicken Sie es uns. Auch Ihre Hinweise zu aktuellen Themen sind gefragt. Ihr Draht zur Redaktion für SMS, MMS, Faxe, Sprachnachrichten: (0681) 5959800. E-Mail: leser-reporter@sol.de.

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