Ein Bühnenchaos, das Spaß macht

Winterbach. Zu einem spannenden Krimi gehört eine Leiche. Aber woher nehmen, wenn keiner sie spielen will? Das Trio vom Krimiclub, das in der dreiaktigen Komödie "Eine Leiche, keine Leiche" ein Mörderspiel vorbereiten will, weiß sich zu helfen

 Der Theaterverein "Thalia" bot dem Publikum eine turbulente Komödie.Foto: Bonenberger & Klos

Der Theaterverein "Thalia" bot dem Publikum eine turbulente Komödie.Foto: Bonenberger & Klos

Winterbach. Zu einem spannenden Krimi gehört eine Leiche. Aber woher nehmen, wenn keiner sie spielen will? Das Trio vom Krimiclub, das in der dreiaktigen Komödie "Eine Leiche, keine Leiche" ein Mörderspiel vorbereiten will, weiß sich zu helfen. Die Drei schaffen es schon im ersten Akt, dem in England spielenden Stück mit einem köstlichen Mix von Spannung und Komik einen farbigen Anstrich zu geben. Den Besuchern schwant sofort eine sonderbare und bizarre Handlung - und sie bekommen sie serviert. Und deshalb trifft der Theaterverein Thalia mit seiner Leichengeschichte hundertprozentig den Geschmack des Publikums.Sue Welsh (Susanne Neumann) ist um keinen Einfall verlegen, wenn es ums Improvisieren geht. Weil die Leiche, die in dem Mörderspiel "mitmachen" soll, fehlt, malt Sue sie kurzerhand mit Kreide auf das teure Parkett. Das hätte sie nicht tun sollen, denn die drei Clubmitglieder haben danach ihre liebe Not, die Malerei vor der Hausdame Tilly (Silke Herrmanny) zu verbergen. Es gelingt nur mit einem darüber gelegten Perser und mit dem Verstellen der Möbel. In diesen Situationen perlen die Gags nur so von der Bühne herab. Victoria Lightfood (Sandra Zeidler) versteht es meisterhaft, Tilly von der Kreidezeichnung abzulenken, während Pater William Welcome (Christof Braun) mit seinem trockenen Humor ("Wenn das so weitergeht, kommt ihr alle einmal in die Hölle.") vielen Szenen etwas Drolliges verleiht. Den Vogel aber schießt Tilly ab, die die antiken Schätze im Haus Harrington hüten will. Sie durchschaut das Spiel der Krimiclubleute nicht und pendelt ständig zwischen Beleidigtsein, Neugier und Hysterie.

Im zweiten Akt wird dem Publikum klar: Das Mörderspiel, das zum Geburtstag des Hausbesitzers Desmond Harrington (Kurt Lissmann) vorbereitet werden soll, kommt einfach nicht in Gang. Die Turbulenzen nehmen zu. Undurchsichtig bleibt, warum Inspektor Goodbye (Peter Flöth) überhaupt gekommen ist. Er faselt etwas von einem Unfall, gibt an, viel zu wissen und lässt sich in berufsuntypische Gespräche und Handlungen verwickeln. Er ist einfach nicht einzuordnen. Dann schon eher Bill Bilby (Walter Scheid), der eine Geburtstagstorte bringt, aber schon bald mit einem Herzanfall auf der Couch liegt. Spätestens, nachdem der Taxifahrer Cobby Wright (Martin Krämer) eine im Auto vergessene Tasche zurückbringt und der Zauberer Stewart Snootch (Yvette Müller) mit seinen blutverschmierten Händen mal als gespensterhafte Figur, mal als imaginäre Leiche, über die Bühne geistert, geht dem Publikum der rote Faden der Handlung endgültig verloren.

Was wird hier überhaupt gespielt? Die Antwort bleibt jedoch unwichtig. Hauptsache, das Bühnenchaos macht Spaß. Niemand glaubt mehr daran, dass die Geburtstagsparty mit dem Mörderspiel noch steigt. Erst recht nicht, nachdem der angesäuselte Hausherr Harrington mit der leicht bekleideten Dame Kikky (Bettina Flöth) in einem Gemach verschwindet. "Zu Doktorspielchen", wie Kikky augenzwinkernd verspricht. Eine echte Leiche bleibt dem Publikum versagt. Übrig ist schließlich nur der auf das Parkett aufgemalte Tote. Die Komödie verbreitete unverkennbar ihren englischen Stil.

Die zehn Akteure wirkten dabei so originell und authentisch, dass sich die Handlung nicht in Winterbach, sondern ebensogut im nebligen London abgespielt haben könnte. gtr

Auf einen Blick

Als Darsteller waren an der Komödie "Eine Leiche, keine Leiche" beteiligt: Sue Welsh (Susanne Neumann), Victoria Lightfood (Sandra Zeidler), Pater William Welcome (Christof Braun), Hausdame Tilly (Silke Herrmanny), Inspektor Goodbye (Peter Flöth), Zauberer Stewart Snootch (Yvette Müller), Gratulant Bill Bilby (Walter Scheid), Hausbesitzer Desmond Harrington (Kurt Lissmann), Kikky (Bettina Flöth), Taxifahrer Cobby Wright (Martin Krämer). Souffleuse: Monika Scheid. Maske: Petra Welter und Karin Morsch. Technik: Peter Keller, Theo Welter, Daniel Spengler und Florian Mai. Regieassistent: Andre Feiß. Regie: Bettina Flöth. gtr

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