Ein Bigamist in Nöten

Bubach · Das Stück „Lügen haben junge Beine“ von Ray Cooney hat sich der Theaterverein Bubach vorgenommen. Die Zuschauer erwartet ein turbulentes Verwirrspiel um einen Mann, der gleich zwei Familienleben führt. Bis das Ganze aufzufliegen droht . . .

 John (Simon Hinsberger) gibt Freund Stanley (Peter Buchheit, rechts) spontan einen Trockenschwimmkurs. Die Taucherbrille soll verhindern, dass Frau Mary (Sabine Muno) und Sohn Gavin (Benjamin Pulch) ihn erkennen und seine Doppelehe auffliegt. Foto: Anika Meyer

John (Simon Hinsberger) gibt Freund Stanley (Peter Buchheit, rechts) spontan einen Trockenschwimmkurs. Die Taucherbrille soll verhindern, dass Frau Mary (Sabine Muno) und Sohn Gavin (Benjamin Pulch) ihn erkennen und seine Doppelehe auffliegt. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

Sein Verhalten wirkt schon äußerst seltsam: Mit Taucherbrille und Schnorchel macht John (Simon Hinsberger) im Wohnzimmer seines Zuhauses in Wimbledon Trocken-Schwimmübungen. Für Kumpel Stanley (Peter Buchheit). Dem will er mit seinem hektischen Rumgehüpfe angeblich Kraul- und Delphinstil beibringen und dieser ist auch der einzige, der weiß, was hinter dem ganzen Theater steckt. "Er sagt, er muss jetzt wieder auf die Straße", übersetzt Stanley Johns Genuschel in den Schnorchel. "Er sagt, er nimmt die Hintertür!"

John muss sich verstecken, die Tauchermontur ist notdürftige Verkleidung. Denn John hat neben dem Zuhause in Wimbledon bei Frau Mary (Sabine Muno) und Tochter Vicky (Jessica Paulus) ein zweites Zuhause: in Streatham bei Frau Barbara (Christine Hell) und Sohn Gavin (Benjamin Pulch). Das doppelte Glück droht in eine Katastrophe umzuschlagen, als Johns Kinder sich über Internet kennenlernen und treffen wollen und als sich schließlich auch noch Stanleys Vater (Werner Huppert) einmischt. Als alle Versuche, ein Aufeinandertreffen der Familien zu verhindern, nicht fruchten, verstrickt sich John tiefer und tiefer in ein Lügennetz und wird zu urkomischen Scharaden gezwungen, muss sich beispielsweise nach einem angeblichen Dachabsturz totstellen, stets mit engagierter Unterstützung von Stanley und, wie man beim Theaterverein Bubach hofft, zum köstlichsten Vergnügen der Zuschauer. "Die Farce ‘Lügen haben junge Beine' von Ray Cooney ist genau das, was unser Publikum erwartet", sagt Regisseur Christoph Morbe. Mit solch modernen Stücken mit schnellem, trockenem Humor habe man in letzter Zeit viele junge Zuschauer hinzugewinnen können. Die Schnelligkeit bei gleichzeitig hoher Aktivität auf der Bühne - es wird auch beispielsweise mal über Sessel gehechtet - bedeutet für die Schauspieler eine Herausforderung. Wenn es irgendwo ein wenig hakt, gibt's nur eins: "Noch einmal bitte!" Da kennt Morbe kein Pardon. "So perfekt, wie er es haben will, kriegen wir es sowieso nicht hin!", sagen Hinsberger und Buchheit mit einem Grinsen. Doch alles deutet darauf hin, dass Spielleiter und Schauspieler mit ihrer Leistung bald äußerst zufrieden sein können. Nur noch selten greift die Souffleuse ein, nur noch selten verweist Morbes Zeigefinger die Darsteller auf ihren rechten Platz in dieser bereits 49. Probe in der Hirschberghalle.

Eine weitere zu überbrückende Schwierigkeit ist die Bühnengestaltung mit zwei Wohnungen: Der vordere Bühnenbereich soll beiden Wohnungen zugehören, wobei dem Zuschauer klar gemacht werden muss, dass das Geschehen trotzdem immer nur in einer Wohnung stattfindet. "Ein unwillkürliches Reagieren auf ein Telefonklingeln im anderen Haushalt oder ein Blickkontakt kann da die ganze Szene zunichtemachen", so Morbe. Doch das Üben mache allen großen Spaß, die Aufführung vor Publikum sei dann das i-Tüpfelchen. Und dass dabei alles perfekt gelingt: "Noch einmal bitte!"

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